Cyborgs, wir alle (Videos)

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„Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst!“ (Georg Büchner: Dantons Tod, II,5.) Redet hier ein schizophrener Delinquent, oder haben wir es mit der gültigen Aussage eines hellsichtigen Zeitgenossen zu tun? Nur die Traumfrau lässt weiter auf sich warten…

Die Hexenküche 2013 kommt nüchtern daher: In Tsukuba/Japan unterhält das National Institute of Advanced Industrial Science (AIST) eine Reihe von Abteilungen, die intelligente Systeme erforschen. Neben einer Vision and Manipulation Research Group findet sich die Humanoid Research Group, je eine Service bzw. Field Robotics Research Group sowie die Social Intelligence Research Group.

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(Bild: HRP-4C)

Hier, in der Sektion Tsukuba, wurde die Roboter-Dame HRP-4C von dem Japaner Hirohisa Hirukawa entwickelt; 39 Motoren im Körper und acht im Kopf treiben die Lady an. Sie ist 1,60 groß und wiegt 43 Kilo, kann laufen, lächeln und bei Bedarf staunen.

Video: Roboter können nun „singen“ und „tanzen“!?

Video: Oder einfach nur hölzern umherwandeln…“HRP-4 Gynoid“

Und sie ist mit Sicherheit keine Feministin (HRP-4C: Das nächste Supermodel?).

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(Bild: Japanische Karakuri, um 1800)

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Mechanische Puppen (karakuri-ningyô) haben in Japan eine Tradition. Sie gelten als Vorläufer der Roboter. Handwerker benutzten in der Edo-Zeit (1603-1868) Holz und Fischbein, um für Theater und Privaträume kunstfertige Exemplare herzustellen. Zum Erstaunen der Besucher konnten diese Tee servieren, Kreisel drehen oder Pfeile ab-schießen. Die Teepuppe bewegte sich samt Tablett vorwärts und wieder rückwärts, sobald man eine Tasse abstellte oder hochnahm. Heutzutage sind japanische Roboter in der Lage, Geige zu spielen, lassen sich – in Hundegestalt – Gassi führen oder spenden Trost am Krankenbett.

Grausliche Szenen

Schausteller warben um 1900 mit „Fantoches“, das sind Trickfiguren mit besonderem Können, darunter „das bewegliche Skelet“. Hierbei kam früh schon Elektrizität zum Einsatz, etwa bei der Bewegung der Gliederpüppchen. Sehr beliebt waren die mechanischen Schaubühnen, die auf Laufschienen bewegte Puppen präsentierten, manchmal effektvoll untermalt mit Licht und Geräusch, umrahmt von bunten Klappkulissen – eine Art Vorläufer der Kino-Wochenschau. Grausliche Szenen einer Enthauptung, der auferstehende Christus oder seltene Einblicke in die unterirdische Welt mechanischer Bergwerke gehörten zum Repertoire schon der vorindustriellen Phase.

So waren die frühen Automaten-Kabinette mit ihren „wundersamen Raritäten“ sicher auch Vorläufer heutiger Werbe- und Freizeitpark-Attraktionen. Sehr verschieden wird der Grusel nicht sein, wenn ein fescher Youngster 2013 zeitgemäß einem computerge-steuerten Dino über den Weg läuft. Die Kids des 18. Jahrhunderts hatten vermutlich auch ihren anspruchslosen Spaß.

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(Bild: Pris (Daryl Hannah) in „Blade Runner“)

Das Panoptikum anthropoider Puppen und Apparate reicht weit zurück, bis in die Antike, ebenso wie das Motiv des künstlichen Menschen. Allerdings ist das Thema reich an Emotionen. Die Ersetzung der Realität durch Fälschungen und Imitate ruft, je nach Konstitution, auf diesem Feld Bewunderung, aber auch Angst und Abscheu hervor. Was bleibt, ist die Faszination am Ambivalenten, Mehrdeutigen, Zwiespältigen, zumal dann, wenn noch gefälschte Erinnerungen ins Spiel kommen. Die Replikantin Pris zitiert in Ridley Scotts „Blade Runner“ von 1982 gar den großen Descartes: „Ich denke, also bin ich.“

Video: Pris „Ich denke, also bin ich.“

So wirft das neue Genre, der Kinofilm, existentielle Fragen auf und überträgt sie auf den künstlichen Menschen. Können Maschinenmenschen Gefühle haben? Können sie trauern, hassen, lieben, hoffen? Der Mensch als technische Neuschöpfung und zugleich als Aus-geburt utopischer Phantasie tritt neben den Alten Adam und auch neben das „animal sociale“, das den Menschen als Milieuprodukt beschreibt.

L’homme machine

Wegbereiter der Dekonstruktion des alten Menschen war der Franzose Julien Offray de La Mettrie um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Er veröffentlichte 1748 eine schmale Schrift, die es in sich hatte: „Der Mensch als Maschine“ (L’homme machine). Darin offen-barte sich La Mettrie als ein kritischer Kopf, der gegen den Strom schwimmt – und der Strom selbst war damals überfrachtet mit höchst spekulativen Ideen, was den Menschen angeht.

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(Bild: Julien Offray de La Mettrie)

Voltaire, der zur Hofgesellschaft gehörte, erwähnt in seinen Briefen den Namen La Mettrie selten ohne den Zusatz „fou“ bzw. „folie“. Der Gescholtene wurde erst 1866 als „Prügeljunge des französischen Materialismus“ rehabilitiert (durch Friedrich A. Lange). Aber, so bleibt hinzuzufügen, als Empirist beobachtete und analysierte La Mettrie die Machtstellung der Religion und die miserable Qualität des von ihr wesentlich be-stimmten gesellschaftlichen und individuellen Lebens seiner Zeit und reagierte ent-sprechend.

Als ein „Opfer der Pfaffen“ war er an den Hof geholt worden; als „Atheist“ vertrat er in einer durch und durch pseudoreligiösen Zeit seine revolutionären, höchst „unmora-lischen“ Ansichten. Der Mensch, ein maschinenähnliches Wesen? Erkenntnisse der Physiologie und modernen Neurobiologie klingen hier an. La Mettrie, ein höchst eigensinniger Bahnbrecher im Sturm auf die metaphysische Ordnung.

Der Blick durch das Perspektiv

Einen Blick durch das Perspektiv gestattet das Schauermärchen „Der Sandmann“ aus E.T.A. Hoffmanns „Nachtstücken“, eine Geschichte über Verführung und Obsession, die auch verfilmt wurde.

Nun erschaute Nathanael erst Olimpias wunderschön geformtes Gesicht. Nur die Augen erschienen ihm gar seltsam starr und tot. Doch wie er immer schärfer und schärfer durch das Glas hinschaute, war es, als gingen in Olimpias Augen feuchte Mondstrahlen auf. Es schien, als wenn nun erst die Sehkraft entzündet würde; immer lebendiger und lebendiger flammten die Blicke. Nathanael lag wie festgezaubert im Fenster, immer fort und fort die himmlischschöne Olimpia betrachtend.

Die Blicke des armen Nathanael lassen uns an der eigenen Wahrnehmung zweifeln. Im irisierenden Mondschein glaubt er Feuer in den Augen der Geliebten zu erkennen, die doch nur ein unseliges totes Konstrukt ist. In der Mehrdeutigkeit der Wahrnehmung liegt hier der Schlüssel zur neuzeitlichen Dialektik von Subjekt und Objekt. Nathanael „sieht“ nicht nur, er „konstruiert“ auch, indem er wahrnimmt.

Ridley Scotts „Blade Runner“ von 1982 gibt unterdes immer noch Rätsel auf. „Mensch-licher als der Mensch“ ist die Devise, die der Herr der Retorte, Tyrell, seiner Schöpfung als Losung mitgibt. Sein neuestes Werk ist Rachael, eine rätselhaft Schöne mit er-staunlich perfekten Manieren – aber auch erfüllt von quälenden Selbstzweifeln. „Die wenigen Jahre …“, erklärt Tyrell auf Nachfrage, und meint die knappe Ausstattung der Kunstdame mit emotionellen Erfahrungen. Das Problem der Identität ist ausgesprochen.

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(Bild: Voight-Kampff-Test)

Video: Der erste Test

Nun denn – können Maschinenmenschen Gefühle haben? Rachael ist in Wahrheit keine Femme fatale. Sie zelebriert ein Höchstmaß an zivilisierter Künstlichkeit. Der Voight-Kampff-Test dient auch in ihrem Fall als Filter zwischen den Identitäten. Allerdings, in Rachaels Augen finden sich noch Reste von der künstlichen Leuchtkraft einer Maschine, ihr Blick wird nicht von romantischen Monden entflammt.

Video: Der zweite Test

Cyborgs – wir alle!

Genau hier setzt Donna Haraways kritische Deutung der künstlichen Weiblichkeit an. Haraway, Aktivistin und Professorin für feministische Theorie und Technoscience am Department für History of Consciousness an der Universität von California, wird gerne auch als Cyberfeministin bezeichnet – sicher auch in wohlüberlegter Abgrenzung zu den Ökofreaks.

Wenn Haraway die Symbiose von Mensch und Maschine thematisiert (wir sind alle schon Cyborgs), sieht sie Wissenschaft immer auch zugleich als machtpotenzierten Diskurs. Im Cyborgzeitalter gibt es die Schranke zwischen gesellschaftlicher Realität – und das heißt auch: gelebter Erfahrung – und Science Fiction eigentlich nicht. Haraway nennt sie eine „optische Täuschung“.

Im Grunde stellen wir uns auf der eigenen Homepage als Cyborgs selbst her und vor. Cyborgs, so Haraway, sind „Text, Maschine, Körper und Metapher“. Wir existieren in der digitalen Matrix, haben teil am Bio-Engineering und damit an Herrschaft und Dominanz. Haraway geht es dabei um die Rettung des feministischen Gedankens in einer post-modernen Zukunft, die auf den rassistisch-patriarchalen Kapitalismus folgen mag.

Die Transzendenz ist aufgehoben: „Außerhalb der Heilsgeschichte“ vollzieht sich die Inkarnation des Cyborgs. Und hier, im kybernetischen Netz der Daten, zu denen wir letztlich selber zählen, findet ein andauernder Grenzkrieg statt. So sieht Haraway die Relation von lebenden Wesen und Maschine in diesem Kontext als Kampf und dauernde Auseinandersetzung. „Die umkämpften Territorien in diesem Grenzkrieg sind Produktion, Reproduktion und Imagination.“

Gibt es sie, eine Erotik des Umsturzes?

Tomorrow’s Eve

Die „Eve future“ machte Schlagzeilen, ein Werk von Auguste Villiers de L’Isle-Adam, Freund von Charles Baudelaire und Richard Wagner, 1886 erschienen, Originaltitel: L’Ève future. Der Autor widmet sein Buch den „Träumern“ und den „Spöttern“. Die Träumer sind diejenigen, die in den Androiden eine phantastische Zukunft erblicken; die Spötter halten dagegen. Für sie ist die Vision des Androiden nur Schwachsinn, vielleicht auch überflüssiges Wagnis.

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L’Isle-Adams Hauptfigur Edison ist ein literarischer Verwandter von Mephisto, und dieser Edison versucht sich als Erlöser der Menschheit vom Fluch des Alltäglichen. Die neue Frau soll immer lieben – immer auf die gleiche Art, unbeeinflusst von jeglicher Abnutzung der Emotion und fern von den Widersprüchen der gemeinen Existenz. Sie heißt Hadaly, die Neuauflage der Eva vor dem Sündenfall. Sie funktioniert mechanisch, ist perfekt auf ihren Besitzer, einen rücksichtslosen Romantiker, abgestimmt, und absolut seelenlos.

Es war ein menschlicher Arm, der auf einem Kissen von bläulich-violetter Seide ruhte. Nach der Schulter zu schien das Blut zu stocken, kaum daß einige Blutstropfen von einer eben erfolgten Operation zeugten. Es waren der linke Arm und die linke Hand einer jungen Frau.

Hadalys bauliche Konstruktion, Einzelteile ihres Körpers, werden schaurig exakt beschrieben.

Cut, zurück zum Kultfilm der 2000-Achtziger: Die Replikanten und ihre realen Ver-körperungen begegnen uns fertig: Sean Young als Rachael – die Verkörperung der er-wachenden Emotion. Sie lernt es, den Blade Runner zu lieben. Aber was ist mit Daryl Hannah als Pris, dem elementaren Lustmodell aus den äußeren Kolonien? Und was mit Joanna Cassidy als Hammerfrau Zhora, die ihr Mordhandwerk gekonnt in Dessous und Strapsen betreibt?

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(Bild: Zhora (Joanna Cassidy) in „Blade Runner“)

„Der Mann konstruiert nach eigenem Wunsch die Lustmaschine wie die Arbeitsmaschine, beide Äquivalent des Sklaven früherer Zeiten, und sichert sich so unumschränktes Herr-schaftsrecht.“ (Elfriede Czurda, Buchstäblich: Unmenschen, 13). Es geht um nichts weniger als um die Traumfrau.

Mittels der Technik der Naturbeherrschung forscht und entwirft der Mann die Frau seiner Träume – stets sind es männliche Strategien, die auch zur Beherrschung des Weiblichen dienen. Es geht um berechenbare Kontrolle. Die Perspektive ist die des männlichen Protagonisten, die neue Frau ist schon in der Imagination seine gesell-schaftliche und kulturelle Konstruktion. Männer sind es, die die virtuellen, kyber-netischen und biopolitschen Existenzen von Frauen erdenken und konfigurieren.

Artificial Love

Es ist die soziale Ordnung, innerhalb derer ein Körper sich zeigt. In 14 Schritten zum Traum: „Create Sexy Robot Girl“ lautet eine der simpleren Antworten. Sie steht stell-vertretend für die eher platte Inszenierung von Weiblichkeit im Zeitalter des Picto-plasma. „Die ‚Eva der Zukunft‘, so scheint es, ist ins Netz gegangen“, resümiert die Autorin Verena Kuni. Bild titelt bei passender Gelegenheit zielgruppengerecht: „Perfektion in Silikon. Körperliche Anwesenheit ohne Widerworte.“

„Lustpraktiken“, so weiß Foucault, werden „mit denselben Kategorien reflektiert wie das Feld der sozialen Rivalitäten und Hierarchien“ (Michel Foucault, Die Ordnung der Dinge). Machtprozesse und hierarchische Codes fließen in die Konstruktion der idealen Frau ein. Im Endeffekt erweist sich die Göttin als entthront; sie ist in Wahrheit nur eine Hure.

In dem Film „Westworld“ (1973, mit Yul Brunner in der Hauptrolle), können die Protagonisten in einem futuristischen Themenpark mit Androidenfrauen nach Belieben schlafen. Der Film ist ein deutlicher Beleg für die unterwürfige Rolle von Genoiden: Hier begegnet der Zuschauer komplett emotionslosen Frauengestalten, lernunfähigen Auto-matenwesen, die bei Nacht in unterirdischen Labors repariert und gewartet werden, um bei Tag erneut willige Gespielinnen der zahlenden Klasse zu sein. Lediglich ein technischer Defekt, keinerlei emotionale oder soziale Dissonanz, führt in dieser Welt noch zu Scherereien.

Video: Trailer „Westworld“

Video: Trailer „Futureworld“

Anders gefragt: Ist die ideale Dame mehr als nur ein Zusammenspiel von Sensoren, Aktoren, schnöder Informationsverarbeitung …?

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(Bild: Jennifer Gareis in „The 6th Day“)

Die Antwort gibt das Virtual Girlfriend in dem Blockbuster „The 6th Day“. Die Schau-spielerin Jennifer Gareis agiert als virtuose Hausgenossin (im Film: Hank Morgans Gespielin), die keine Wünsche offen lässt. Und sie macht ihren Freund aus der Echtwelt einfach glücklich. Die Darstellerin wurde 2002 in die Liste „Maxim Hit 100“ der Zeit-schrift Maxim aufgenommen. Als „Sexy Virtual Reality Playmate“ erscheint sie in der Realität des Films auf Kommando – in Gestalt eines patenten Hologramms, das nicht nur den Haushalt schmeißt, sondern bei Bedarf täuschend echt auf Tuchfühlung geht.

Hure, Frontfrau – und die Macht der Konvention

Längst keine Zauberei mehr ist im Zeitalter der modernen Life Sciences die Modellierung von Arm- oder Beinbewegungen, die Nachahmung des menschlichen Körpers in der Bewegung, in Sprache, Mimik und Gestik. Kognitive Algorithmen finden Anwendung auf biomechanische Problemstellungen, künstliche neuronale Netze werden mit Bewegungsanalysedaten gefüttert. Das führt zu greifbaren Fortschritten, etwa nach Hüftgelenksoperationen. Das Diagnosesystem MobileBody zum Beispiel, ein Projekt des Lehrstuhls für Mechanik und Robotik der Universität Duisburg-Essen, ermöglicht umfassende Bewegungssimulationen und lässt medizinisch verwertbare Aussagen zu.

Die Ausstattung der Dame bei Villiers de l’Isle-Adam: Flachs, Watte, Emaille, Fischbein. Die Eva der Zukunft hat Haut, Haar und perlglänzende Zähne. Hadaly verfügt zudem über zwei „Goldphonographen“, anstelle der Lungenflügel eingebaut. Mittels Staniolstreifen kann sie sogar sprechen:

„Ein einziger Staniolstreifen solcher Worte kann sieben Stunden lang laufen. Diese Worte sind aber von den größten Dichtern, den subtilsten Metaphysikern und tiefsinnigsten Romanschriftstellern dieses Jahrhunderts erdacht; ich habe mich an die größten Geister gewandt und mittels Unsummen mir Eigentumsrecht auf diese Wunderdinge (…) erworben“, schwärmt ihr Erbauer. Auf einer Walze sind rund 70 allgemeine Gesten eingestanzt, „mehr stehen einer Dame wohl nicht zu“.

Die Macht der Konvention. Natürlich, wem fällt spätestens da nicht Fritz Langs „Metropolis“ ein: Hier mutiert die schon legendäre Roboterfrau Maria vom Archetyp der jungfräulichen Eva zur Hure und zum feministischen Kraftpaket. Die künstliche Maria ist eben beides, lüsternes Frauenzimmer und Frontfrau der Revolution.

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(Bild: Repliee Q2. Ein japanischer Android mit Aussehen einer circa 35-jährigen Frau, entwickelt von japanischen Wissenschaftlern)

Aber selbst in ihrer zweiten – der vorkämpferischen – Rolle bleibt sie dem herrschaft-lichen Ganzen unterworfen. Ahnungslos treibt sie die Arbeiter zum Aufruhr an, einem Widerstand, der die Ausgebeuteten nur umso schlimmer unters Joch bringen soll. So bleibt die Protagonistin blind gegenüber ihrer wahren Zuordnung im sozialen Zwangs-system von Metropolis. Sie weiß und ahnt es nicht einmal, dass ihre Konzeption einer Ideologie folgt, der Ideologie der geltenden Herrschaft.

Sex als Konstrukt

Hier setzt das Körperkonzept von Judith Butler an. Ihr Thema ist der Gender Trouble, ihr Projekt die Dekonstruktion des Geschlechts. Butlers Kernthese: Schon das bio-logische Geschlecht ist ein Konstrukt kultureller Ideologien. Der Geschlechtskörper (Sex) steht der sozial geprägten Geschlechterrolle (Gender) in dieser Hinsicht nicht nach, denn im Verhältnis von Natur und Kultur gibt es bereits tief verankerte Mythen und Traditionen, mitsamt ihren Auswirkungen. Die Natur als passive Oberfläche? Schon der Blick Nathanals belehrt uns eines Besseren.

Sex, so Butler, ist also ebenso konstruiert wie Gender. „Subjekte“ entstehen erst in der Konstruktion. Butler bestreitet die Existenz eines vordiskursiven biologischen Geschlechts. Der biologische Körper wird erst durch den Diskurs geschaffen, der vorgibt, sich auf ihn zu beziehen. Die Sicht und die Bedeutungszuschreibung ist immer kulturell vermittelt. So wirken gesellschaftliche Werte und Normen auf den Körper, indem sie ihn interpretieren und letztlich herstellen. Es gibt nichts das (natürliche) Geschlecht als solches im metaphysischen Sinne, keine „natürliche Ordnung“ der Geschlechter. Es gibt somit nicht die „ursprüngliche Weiblichkeit“. Weiblichkeit ist ein Konstrukt, so wie Männlichkeit.

Das heißt auf der sprachtheoretischen Ebene: Schon die Diskurse sind produktiv. Sie bezeichnen nicht nur, sie bringen hervor. Sozial, kulturell und sprachlich wird die Geschlechtsidentität so unablässig konstituiert. Der Einblick in das Procedere bietet aber die Chance, die Materialität von Körpern zu hinterfragen und sie zu re-formulieren.

Anders gesagt, das ‚biologische Geschlecht’ ist ein ideales Konstrukt, das mit der Zeit zwangsweise materialisiert wird. Es ist nicht eine schlichte Tatsache oder ein statischer Zustand eines Körpers, sondern ein Prozeß, bei dem regulierende Normen das ‚bio-logische Geschlecht’ materialisieren und diese Materialisierung durch eine erzwungene ständige Wiederholung jener Normen erzielen. Dass die ständige Wiederholung not-wendig ist, zeigt, dass die Materialisierung nie ganz vollendet ist, dass die Körper sich nie völlig den Normen fügen, mit denen ihre Materialisierung erzwungen wird.

Buch: Butler, Körper von Gewicht

Zweifache Dekonstruktion

Hatte La Mettrie die kulturellen Codes seiner Zeit aufgebrochen, die den Menschen als Wesen mit Transzendenz verorten, so sind es Evas gebildete Töchter des 20. und 21. Jahrhunderts, die antreten, die Grenzen des biologischen Geschlechts zu sprengen und unsere Identitäten neu zu verfassen. Eine der neuen Wahrheiten könnte lauten: Wir alle sind Cyborgs.

Video: Cyborg-Propaganda der Gegenwart

Eine treffende Ergänzung, wenn die österreichische Essayistin Elfriede Czurda schreibt:

Nur die Imagination (…) kann die Schöpfung beliebig wiederholen. Sie bleibt lebendig im Unterschied zur Maschine, die ein totes Produkt hervorbringt und deshalb die Zerstörung schon in sich trägt.

So ist es, leider. Was dabei herauskommt, ist Ewigkeit um den Preis inszenierter, nicht selten deformierter Identitäten. Die Traumfrau lässt weiter auf sich warten. Romantik, Transzendenz? Fehlanzeige. Der nackte patriarchalische Gründungswille obsiegt. Die posthumanen Wesen, allen voran die Schönen und Perfekten, geistern durch unser Bewusstsein, das selbst mit Imprintings schon vergiftet ist.

Ha! Es lebe Marilyn Monroe – aber bitte die echte!

Video: Trailer „Manche mögen’s heiß“

Quellen: PRAVDA-TV/AIST/heise.de vom 14.07.2013

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17 comments on “Cyborgs, wir alle (Videos)

  1. Wenn Haraway die Symbiose von Mensch und Maschine thematisiert (wir sind alle schon Cyborgs), sieht sie Wissenschaft immer auch zugleich als machtpotenzierten Diskurs. Im Cyborgzeitalter gibt es die Schranke zwischen gesellschaftlicher Realität – und das heißt auch: gelebter Erfahrung – und Science Fiction eigentlich nicht. Haraway nennt sie eine „optische Täuschung“.

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