Deutschlands Stunde der Wahrheit: Der Wettlauf um die Nazi-Größen

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Deutschland im Fadenkreuz der Siegermächte von 1945. Gezielt bemächtigten sich die USA nach Kriegsende der Forschungsergebnisse hochrangiger Nazi-Wissenschaftler, mit Auswirkungen bis heute.

„Die Niederlage, die Deutschland durch seine eigene Überheblichkeit erlitten hat, wird nie wieder durch Waffengewalt abgeändert werden. Wie immer sich auch das politische Gesicht der Welt gestalten möge: Die vereinten militärischen Kräfte, die Deutschland jetzt besiegt haben, werden jedem zukünftigen deutschen Angriffswunsch geschlossen im Wege stehen.

Da die deutsche Rüstungsindustrie vollständig verwüstet ist und Millionen deutscher Männer gefallen sind, wird die Übermacht der Vereinten Nationen an Industrie- und Menschenmaterial über viele Jahre noch überwältigender sein, als sie es schon vorher war. Und obwohl der Verlust an Menschenleben im Laufe der Zeit durch das Heranwachsen von Kindern wieder ausgeglichen wird: Der deutschen Industrie wird es nie wieder erlaubt werden, Waffen für einen deutschen Angriffskrieg zu erzeugen.

Deutschlands Niederlage wird niemals durch Waffengewalt abgeändert werden. Nur durch friedliche Arbeit kann Deutschland jemals hoffen, sich als Nation wiederaufzurichten.“ Quelle: Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin (Potsdamer Abkommen) vom 2.8.1945.

Mit diesen Flugblättern wurden die Menschen am 2. August 1945 in einigen deutschen Städten über das informiert, was nach Meinung ihrer Verfasser irgendwann einmal die Zukunft der Deutschen sein sollte.

Nie wieder Waffenproduktion, nie wieder deutscher Nationalismus. Selbst die eigene kulturelle Identifikation, das, was eine Nation ausmacht, wurde zumindest vorübergehend zusammen mit dem Nazi-Regime zerstört. Eine Rückkehr, oder besser gesagt eine Akzeptanz einer deutschen Nation, wurde mit einem großen Fragezeichen versehen.

Das war die Ausgangslage nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland, mit der sich nicht nur die Besatzungsmächte auseinandersetzen mussten, sondern insbesondere die Deutschen selbst. Man muss sich diese Situation nur einmal vor Augen führen: Das, was den Menschen den Rahmen des Alltags bot, und was an Staat vorhanden war, so gut oder schlecht dieser auch gewesen mag, existierte mit allen seinen Konsequenzen plötzlich nicht mehr.

Außer einem vagen Gefühl dahingehend, was die neuen Herrscher von einem erwarten, und was möglicherweise auf die völlige Abstoßung der nationalen Identität hinauslief, war nichts Anderes greifbar.

Dazu kam der unausweichliche Kampf um die Nachfolge. Die Besatzungsmächte haben in Potsdam die Teilung Deutschlands beschlossen und somit eine gewisse Richtung vorgegeben. Ein Teil würde an Polen beziehungsweise die Tschechoslowakei fallen, was zu einer aus Warschauer bzw. Prager Sicht willkommenen „Umsiedlung“ von Millionen Deutschen nach Westen führen würde.

 

Nach Westen, das bedeutete mindestens linkerseits des Oder-Flusses, der zur neuen Demarkationslinie und späteren Grenze zwischen Deutschland und Polen werden sollte. Die Flüchtlinge befanden sich zumeist auf jenem Gebiet Deutschlands, welches der Sowjetunion zum Zwecke der Errichtung einer Militäradministration zugesprochen wurde.

Viele zog es anschließend noch weiter nach Westen, in Gebiete unter US-amerikanischer, britischer oder französischer Besatzung, wo sie durch so genannte „Grenzdurchgangslager“ mussten.

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Die Vision der Alliierten, gemeinsam für den Wiederaufbau des übrig gebliebenen Deutschlands zu sorgen, welche sie noch während der aktiven Kriegsphase gehegt und besprochen hatten, scheiterte, noch, bevor der Krieg offiziell für beendet erklärt werden konnte.

Am 11. April 1945 drang eine Einheit der 3. Gepanzerten Division der US Army über den Kohnstein-Berg (dieser befindet sich ungefähr in der Mitte zwischen Göttingen und Leipzig) in den Nordhausen-Komplex vor, wo die Nazis unter dem Schutz des Berges die gefürchteten V-1 und V-2-Raketen sowie weitere technisch hochentwickelte Systeme produziert hatten.

Gleichzeitig war Nordhausen auch ein riesiges Strafarbeitslager, wo die Nazis zuerst KZ-Insassen aus Buchenwald für den Bergbau einsetzten und anschließend ein eigenes für die Produktion errichtetes Lager, „Camp Dora“, nutzten. In diesem Arbeitslager starben bis zu 20.000 Menschen unter elendesten Bedingungen, um den ständig steigenden Forderungen des Leiters des Projekt Dora, General Walter Dornberger, nach immer mehr Produktionsstückzahlen entsprechen zu können. Eine Delegation des US-Kongresses, die den Nordhausen-Komplex am 1. Mai 1945 besucht hatte, zeigte sich zutiefst schockiert über die „Hölle aller Konzentrationslager“:

Sie [die Deutschen/Anm.] haben unfassbare Tiefen der menschlichen Degeneration erreicht, und haben nichts weniger als organisierte Verbrechen gegen die Zivilisation und Menschlichkeit begangen, für welche eine schnelle, sichere und adäquate Bestrafung gegen all jene verhängt werden sollte, die dafür verantwortlich sind.

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Unter normalen Umständen wäre dem nichts mehr hinzuzufügen gewesen. Doch es waren keine normalen Umstände mehr, nicht einmal unter den Verhältnissen des Krieges.

Nachdem man das Projekt Dora in seinem gesamten Ausmaß erfasst hatte, entbrannte umgehend ein unversöhnlich ausgetragener Streit zwischen den USA und der Sowjetunion über die Hinterlassenschaft der Nazis. Grundsätzlich hatte man sich ja schon dem Grunde nach darauf geeinigt, dass man im Falle eines Sieges deutsches Vermögen wie Staatsvermögen, Unternehmen, Patente, Stahl, Kohle, Know-how etc. als Entschädigung für die Kriegsanstrengungen unter den Siegermächten aufteilen würde. Jeder sollte im Grunde das erhalten, was in „seiner“ durch die Zonenprotokolle 1&2 geregelten Besatzungszone war.

Was die Amerikaner in Nordhausen vorfanden, war aber sozusagen das Nonplusultra der potenziellen Entschädigung: bereits fertiggestellte V-1 und V-2-Raketen, Triebwerke für das beste Jagdflugzeug seiner Zeit, die Messerschmitt ME-262, tausende Pläne und Dokumente.

Noch während sich die Rote Armee weiter östlich im Angriff auf Berlin befand, schwärmten Spezialisten der US Army aus, um in der Gegend weitere solche „Schätze“ zu heben. So wurden sie zum Beispiel bei den Unternehmen Zeiss und Siemens fündig, aber auch bei der Physikalisch-Technische Reichsanstalt (PTR) in Weida, wo die Nazis ebenfalls Nuklearforschung betrieben.

 

Moskau beschwerte sich massiv über diesen Wortbruch, da sich sowohl Nordhausen wie auch Jena und Weida im sowjetischen Teil des deutschen Kuchens befanden. Das Pentagon in Washington beharrte darauf, dass 100 V-2 Raketen demontiert, verladen und zum White Sands Testgelände der US-Armee in New Mexico verfrachtet werden. Auch Großbritannien wollte sich Technik, Pläne und Ingenieure aus Nordhausen sichern und die USA versicherten Churchill, alles mit ihm teilen zu wollen (Internationale Allianz mit Hitler und Nazi-Deutschland – Teil 1: Die USA Connection).

Als die Briten aber bemerkten, was sich in Nordhausen abspielt, nämlich, dass über zehn Tage lang insgesamt 341 Zugladungen mit demontierten Teilen der von Washington bestellten 100 V-2 Raketen Nordhausen verließen, protestierten auch sie. Doch wie zuvor schon Moskau, ließen die Amerikaner auch London abblitzen. Gleichzeitig suchte das eiligst zusammengestellte Team der „Special Mission V-2“ nach den führenden Köpfen des Projektes, wie zum Beispiel Wernher von Braun und General Walter Dornberger (Internationale Allianz mit Hitler (Teil 2): IBM, BIZ, Chase – die Schweiz- und Frankreich-Connection (Video)).

Ähnlich wie es bereits Reinhold Gehlen praktiziert hatte, ließ auch Wernher von Braun die wichtigsten Dokumente über die V2 – insgesamt 14 Tonnen – in einer Geheimaktion im rund 80 Kilometer entfernten, stillgelegten Salzbergwerk von Dörnten verstecken. Er nutzte dazu die Gunst der Stunde, als der SS-Obergruppenführer und Direktor des Nordhausen-Komplexes, General Hans Kammler, Ende März 1945 die Evakuierung der 500 besten Ingenieure und Wissenschaftler des Projektes veranlasste.

Ohne diese Dokumente, die von Braun verstecken ließ, hätten die US-Wissenschaftler in White Sands höchstwahrscheinlich die V-2-Rakete nicht zusammenbauen können, weshalb auch die Jagd auf Personen intensiviert wurde, die wussten, wo sich die versteckten Dokumente befinden.

Nur durch Zufall stießen die Amerikaner auf den einzigen Mann, der von dem Transport der Dokumente in das Salzbergwerk von Dörnten wusste und nicht zu den evakuierten Wissenschaftlern gehörte. Die Zeit drängte. Dörnten befand sich in der britischen Besatzungszone und die Übergabe an die britische Armee sollte in der Nacht vom 27. auf den 28. Mai 1945 kurz nach Mitternacht erfolgen. Sollten die Dokumente bis dahin nicht gesichert werden, würden sie in die Hände von Großbritannien fallen. Und das wollte in Washington niemand.

Nachdem der Krieg in Europa offiziell für beendet erklärt worden war, musste das Pentagon wohl oder übel seinen eigenen Teil der Abmachung einhalten und die US-Truppen aus der Region Nordhausen räumen. Washington und Moskau einigten sich auf eine Übergabe am 21. Juni 1945. Also spielte auch hier wieder der Faktor Zeit eine gewaltige Rolle. Zwar waren die V-2-Raketen und andere Technologien bereits abtransportiert, die V-2-Dokumente aus Dörnten waren gesichert, was aber noch fehlte, waren die deutschen Wissenschaftler.

Zwar hatte man bereits Kontakt zu Wernher von Braun und General Walter Dornberger aufgenommen, aber um ein „eigenes“ Projekt in den USA auf die Beine stellen zu können, waren noch viel mehr Wissenschaftler notwendig. Washington wusste, dass es auch die Sowjets auf diese Wissenschaftler abgesehen hatten, weshalb man einige der führenden Köpfe aus der evakuierten Gruppe so schnell wie möglich nach Nordhausen bringen ließ, um ein riesiges Team aus den inhaftierten Mitarbeitern des „Dora“-Projektes auszuwählen. Nur Stunden, bevor die Rote Armee eintraf, verließen etwa 1000 V-2-Wissenschaftler und ihre Familien mit dem Zug Nordhausen in Richtung Witzenhausen, das in der amerikanischen Zone lag.

An die Worte der US-Delegation, die Nordhausen besucht hatte, erinnerte sich nur wenige Wochen später niemand mehr. Im Gegenteil: Statt wie gefordert die Verantwortlichen zu bestrafen, wurden sie unter größten Anstrengungen und unter Verletzung jedweder Abmachungen und US-Gesetze nach Amerika gebracht. Durch Geheimoperationen wie Overcast und Paperclip  wurden hunderte deutsche Wissenschaftler (und Offiziere) in die USA gebracht und mit Arbeit und Staatsangehörigkeit ausgestattet.

Laut der Joint Intelligence Objectives Agency (JIOA), einem eigenen Geheimdienst des Pentagons, waren ungefähr die Hälfte davon Nazi- oder SS-Mitglieder, wie zum Beispiel Wernher von Braun oder Arthur Rudolph. In Washington brach deswegen ein Streit zwischen Außen- und Justizministerium einerseits und dem JIOA andererseits aus. Während die beiden Ministerien sich um die Einhaltung der Gesetze sorgten, wurde der Direktor des JIOA, Bosquet Wev, von Präsident Harry S. Truman mit der Durchführung dieser Geheimoperationen beauftragt. Die einzige Bedingung von Truman lautete: keine aktiven Nazi-Parteimitglieder oder Nazi-Unterstützer. Wev sah diese Restriktion als „Schlagen eines toten Nazi-Pferdes“.

 

Um weiteren Unbequemlichkeiten aus dem Weg zu gehen, schrieb er dem Leiter des Armeegeheimdienstes des frisch gegründeten U.S. European Command (EUCOM) nach Frankfurt:

Es gibt fast keine Möglichkeit, dass das Außen- und Justizministerium der Immigration irgendeines Spezialisten zustimmen werden, der als ein aktuelles oder potenzielles Sicherheitsrisiko für die Vereinigten Staaten klassifiziert wurde. Das könnte zur Rückführung von Spezialisten nach Deutschland führen, deren Expertise und Wissen im Interesse der nationalen Sicherheit keiner anderen Nation zugestanden werden sollte. […] (Deshalb) wird erbeten, […] dass neue Sicherheitsberichte eingereicht werden, wo solche Maßnahme erforderlich ist. (Quelle: Blowback, von Christopher Simpson)

So konnten jene Wissenschaftler problemlos in die USA gebracht werden, in deren Unterlagen zuvor korrekterweise ihre Zugehörigkeit zu NSDAP oder SS eingetragen wurde und die entsprechend als Sicherheitsrisiko galten – und zwar, indem diese Einträge ganz einfach wieder gelöscht wurden.

Nazismus wurde ab 1948 nicht mehr als Risiko für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika betrachtet. Der Kommunismus hatte nun diese Rolle übernommen (Internationale Allianz mit Hitler – Teil 4: Die Sowjet-Connection (Video)).

Teil 2 folgt…

Literatur:

Hitlers Bombe: Die geheime Geschichte der deutschen Kernwaffenversuche von Rainer Karlsch

Atomversuche in Deutschland: Geheime Uranarbeiten in Gottow, Oranienburg und Stadtilm von Günter Nagel

Die deutschen Katastrophen 1914 bis 1918 und 1933 bis 1945 im Großen Spiel der Mächte von Andreas von Bülow

Quellen: PublicDomain/deutsch.rt.com am 13.11.2016

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3 comments on “Deutschlands Stunde der Wahrheit: Der Wettlauf um die Nazi-Größen

  1. Die Niederlage, die Deutschland durch seine eigene Überheblichkeit erlitten hat ???
    Einen größeren Blödsinn konntest du nicht schreiben oder?

  2. die Teilung Deutschlands erfolgte nicht erst mit dem Potsdamer Vertrag, sondern bereit 1943 in Teheran. Dort saßen Stalin, Churchil und Roosevelt. Frankreich gehörte damals noch nicht dazu und war auch niemals eine Sigermacht. Es gehörte zu den Alliierten. Ihr solltet mal die Geschichte dazu lesen, warum Frankreich auf einmal zu den „Siegermächten“ gehörte! Ist sehr interessant und de Goulle zu verdanken, daß wir noch einen Besatzer an der Backe hatten!

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