Trennte uns die Schrift von der Weisheit? Ein Geschlecht, das kein wahres Wissen mehr hat (Video)

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Haben wir mit dem Erlernen der Schrift unsere Anbindung an unser („höheres“) Selbst verloren? Nach Platon und Sokrates ist unsere Weisheit mit dem Lernen der Schrift abhanden gekommen. Ihrer Überzeugung nach sind wir durch die Schrift degradiert zu „…einem Geschlecht, das kein wahres Wissen mehr hat.“.

Platon warnt in seinem Buch “Phaidros”[1] vor der Schrift, die er der Rede (der aktualisierten Sprache) für nachgeordnet hält. Platon, als ein Schüler Sokrates legt im Phaidros seine Kritik an die Schrift in einem fiktiven Dialog zwischen Sokrates und dessen Schüler Phaidros vor.

Nachweislich wurde die Schrift erfunden, um Macht und Besitz zu organisieren und zu wahren, also quasi aus rechnerisch-buchhalterischen Überlegungen heraus. Das belegen jedenfalls die Anfänge der Schrift in Mesopotamien (dem heutigen Irak).

Dort beginnt die Geschichte der Schrift mit Aufstellungen über Ein- und Ausgaben, die im Laufe der Zeit bedeutend und komplex geworden waren. Ihre schriftliche Fixierung half Interessen auseinanderzuhalten und Rechtsstreitigkeiten vorzubeugen[2]. Von Dieter Broers.

Hier der Originaltext von Platon, den ich am liebsten live vorgetragen hätte:

„Zu Naukratis in Ägypten lebte einst ein alter Gott. Er hieß Theut, und ihm war der Vogel, den die Ägypter Ibis nennen, heilig. Der Gott hatte viel erfunden: die Arithmetik und die Logik, die Geometrie und Astronomie, das Brett- und Würfelspiel, vor allem aber die Schrift. König war damals über ganz Ägypten Thamos, er herrschte in der großen Stadt am oberen Nil, welche bei den Griechen das ägyptische Theben heißt.

Wir nennen ja auch den Gott nicht Theut, sondern Ammon. Nun zu Thamos kam eines Tages Theut, der Gott, und wies ihm seine Künste und riet dem König, sie unter seinem ganzen Volke zu verbreiten. Der König fragte zuerst nach dem Nutzen jeder Erfindung, und nachdem ihm der Gott diesen an jeder erklärt hatte, so lobte der König, was ihm gut zu sein schien.

Es heißt, Thamos hätte vieles für und wider jede Erfindung dem Gotte vorgebracht, doch es ist wohl zu lang, darauf näher einzugehen. Als er aber auf die Schrift kam, da rief Theut, der Gott, gleich: „König, wenn deine Ägypter die Schrift lernen, dann werden sie weiser sein und ein besseres Gedächtnis[3] haben. Mit der Schrift habe ich ein Mittel für beides gefunden: für die Weisheit und das Gedächtnis. Denke!“ (Wenn du mich frägst, macht das in keinster Weise Sinn: Von der deutschen Sprache ihrem Niedergang)

Der König erwiderte: „O du überaus kluger Theut, eine Kunst erfinden und den Nutzen und Schaden berechnen, die aus der Kunst für denjenigen entspringen, der sie üben will, das ist nicht dasselbe! Du bist der Vater der Schrift, aber aus Liebe zu deinem Kinde erwartest du von ihm gerade das Gegenteil dessen, was dieses geben kann.

Wer die Schrift gelernt haben wird, in dessen Seele wird zugleich mit ihr… viel Vergesslichkeit kommen, denn er wird das Gedächtnis vernachlässigen. Im Vertrauen auf die Schrift werden sich von nun an die Menschen an fremden Zungen und nicht mehr aus sich selbst erinnern. Theut, du hast ein Mittel für die Erinnerung und nicht für das Gedächtnis gefunden.

Theut, du bringst deinen Schülern den Schein einer großen Weisheit und nicht die Wahrheit. Deine Menschen werden jetzt viel, sehr viel lernen, aber alles ohne zugleich darüber eigentlich belehrt zu werden; die Menschen werden dir jetzt viel zu wissen meinen, während sie nichts, nichts wissen. Theut, und du beschwörst uns damit ein lästiges, geschwätziges Geschlecht, ein Geschlecht von Scheinweisen, ein Geschlecht, das kein wahres Wissen mehr hat.“[4].

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Was bewirken diese Zeilen bei Euch? Erfühlt Ihr einen Unterschied zwischen den (von mir) gesprochenen und den von Euch gelesenen Zeilen? Was mag Platon, der sich in seinen Lehrer Sokrates hineinversetzte[5], mit dem Verlust an wahrem Wissen gemeint haben für das er die gelernte Schrift verantwortlich macht?

Wie ernst es Sokrates um dieses Thema war, erkennen wir u.a. daran, dass er selber nichts Schriftliches hinterlassen hat. Für Sokrates hatten die gesprochenen Dialoge die weitaus höhere Bedeutung („Sokratischen Gespräche“[6]).

Der deutsche Philosoph Gustav Heckmann ist der Ansicht:

„Die „gewaltigen Weisen“, die ein durchdachtes System im Kopf haben und die Antwort auf jede mögliche Frage schon vorher wissen, können kein Gespräch mehr führen. Das können nur „schlichte Menschen“, die fähig sind, einen Sachverhalt anzuschauen, um von ihm zu lernen.[7]

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Im modernen Sprachgebrauch würde diese Aussage unter einer Kopflastigkeit fallen. Kopflastigkeit wirft man bekanntlich Menschen vor, deren Verhalten zu stark vom Verstand oder vom Intellekt bestimmt sind. Natürlich gäbe es zum Gebrauch der Schrift etliches an Argumenten anzuführen.

Nur möchte ich hier zu Bedenken geben, darauf zu achten, aus welcher Instanz wir diese Argumente zu rate ziehen. Die Antwort eines konditionierten Verstandes könnte anders ausfallen, als die des Herzens. Mir persönlich geht es nicht um ein für oder gegen.

Kein entweder – oder, eher ein sowohl als auch. Es könnte eine Sache des persönlichen Nutzens sein, ein Nutzen für den praktischen alltäglichen Gebrauch, oder ein „Nutzen“ aus für das seelische Wohlergehen. Ganz offenbar gibt es einen Unterschied zwischen dem Wissen des Verstandes und dem „Wissen“ unseres göttlichen Selbst.

Wir denken und schreiben z.B. das Wort „Liebe“. Dieses Wort soll zum Ausdruck bringen, was wir einmal gefühlt haben. Aber wir können dieses Wort heute zigmal denken und schreiben ohne irgendetwas geschweige den tatsächlich die Liebe dabei zu spüren. Also ist das Wort „Liebe“ nur noch ein Schein, eine leere Hülle, ein Schatten dieses wundervollen und intensiven Gefühlszustands. Naturgemäß lassen sich die geistigen Wahrnehmungen nicht mit Worten erfassen (Universität – Politische Indoktrination und Massenverbildung).

Diese Erkenntnis hatte auch der chinesische Weise Laotse, indem er sagte „Der Sinn, der sich aussprechen lässt, ist nicht der ewige Sinn. Der Name, der sich nennen lässt, ist nicht der ewige Name.“[8] Wie Sokrates hatte Laotse selber nichts Schriftliches hinterlassen.

Im Grunde wird Sprache zu einer Art Meta-Ebene der Realität. Verstand und Ego regieren diese begrenzte Sprachwelt und das machtvolle Herz bleibt außen vor. Wie bei jeder Modellbildung werden also wesentliche Eigenschaften der Realität zur Vereinfachung weggelassen (Ergebnisse sollten geheim bleiben: Schulleistungen sind noch schlechter als bisher bekannt).

Nun entsprechen diese geschriebenen Zeilen gegenüber des live gesprochenen Textes ebenso einer Modellbildung. Aus diesem Grunde bitte ich Euch, diesen Artikel mit Verstand und Herz aufzunehmen und ggfs. nochmals anzuhören. So könnten seine Inhalte dazu beitragen, unsere Seelenaspekte zu stärken…

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Literatur:

Das Buch der fast vergessenen Wörter

Sprachlügen: Unworte und Neusprech von »Atomruine« bis »zeitnah«

Wörter machen Leute: Magie und Macht der Sprache

Videos:

Verweise:

[1] Platon: Gastmahl / Phaidros / Phaidon. Ins Deutsche übertragen von Rudolf Kassner. Wiesbaden (VMA), 1959, 142f.

[2] http://www.planet-wissen.de/gesellschaft/lernen/erfindung_der_schrift/index.html

[3] Unter dem Gedächtnis versteht man die Fähigkeit des Gehirns, beliebige Informationen (z.B. gelerntes Wissen) zu speichern, zu assoziieren und sie später wieder abrufen zu können. Den Vorgang der erneuten Präsenzwerdung von Gedächtnisinhalten im Bewusstsein bezeichnet man als Erinnerung.

[4] Der Mythos von der Erfindung der Schrift

[5] Platon legt seine Kritik in einem fiktiven Dialog zwischen Sokrates und dessen Schüler Phaidros vor.

[6] http://www.thur.de/philo/sk.htm

[7] Gustav Heckmann, Das Sokratische Gespräch, S. 102

[8] http://www.abcphil.de/html/tao_te_king.html

Quellen: PublicDomain/dieter-broers.de am 11.05.2018

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