Volksbanken bereiten sich auf Minuszinsen für Privatkunden vor – DAB BNP Paribas führt Negativzinsen ein

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Privaten Sparern könnte es bald noch stärker an den Kragen gehen. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken werden Gedankenspiele angestellt, wie man die negativen Einlagezinsen der EZB bald auch an normale Privatkunden weiterreichen könne.

Eine wachsende Zahl von Kreditinstituten stellt aktuell Überlegungen an, wie sie die von dem in Kürze scheidenden EZB-Chef Mario Draghi eingeführten Strafzinsen, die sie unverändert an die Europäische Zentralbank abführen müssen, auch an ihre Kunden weiterreichen können. Ein neues Beispiel ist ein Rundschreiben des Bundesverbands deutscher Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), welches das »Handelsblatt« öffentlich machte.

In diesem wird auf 60 Seiten die Rechtslage zum Thema Minuszins analysiert, danach gibt man Tipps, wie man die Kunden auf Strafzinsen vorbereiten könne. Der Verband der knapp 900 Genossenschaftsbanken hält darin angesichts der EZB-Politik negative Einlagenzinsen für »eine der denkbaren geschäftspolitischen Optionen«, da sich gemäß den Ankündigungen an der lockeren Geldpolitik der Zentralbank auch unter Draghis Nachfolgerin Christine Lagarde nichts so schnell ändern werde (Goldkaufregulierung, Rezession und der große Finanzcrash).

Vorgeschlagen wird den Mitgliedern des Bankenverbands mit Musterschreiben und Formulierungshilfen ein Vier-Stufen-Plan vor, wie die Institute bei der Einführung von Minuszinsen mit ihren Kunden und der Öffentlichkeit am besten umgehen sollten. Mit dem BVR-Papier wird klar, dass die bisherige Hemmschwelle der Kreditinstitute, auch von normalen Privatkunden auf ihr Guthaben Minuszinsen zu nehmen, zunehmend sinkt.

Schon eine ganze Weile beklagen deutsche Banken, dass sie Negativzinsen bezahlen müssen, wenn sie überschüssige Spargelder ihrer Kunden bei der Notenbank parken. Hierbei liegt die Gebühr aktuell bei minus 0,5 Prozent. In diese Richtung befand die EZB auch auf ihrer September-Sitzung, dass noch lange Zeit mit Negativzinsen gearbeitet werden müsse.

Das »Handelsblatt« zitiert in seinem Bericht zu dem BVR-Papier einen nicht weiter namentlich genannten Bankvorstand mit den Worten, die Banken könnten es sich »angesichts des Zinsumfelds schlicht nicht leisten, Kunden dauerhaft vor Negativzinsen abzuschirmen« (Finanzieller Wahnsinn und die Bürger haften: Mit Lagarde kommen die Minuszinsen für uns alle und Helikoptergeld).

DAB BNP Paribas führt Negativzinsen ein

Immer mehr Banken und Sparkassen erheben Strafzinsen auf Einlagen von Privat- und/oder Geschäftskunden. Dabei gilt in der Regel ein bestimmter Freibetrag, zum Beispiel in Höhe von 100.000 Euro. Die Negativzinsen werden dann für den übersteigenden Betrag berechnet.

Die DAB BNP Paribas, eine Bank für unabhängige Finanzdienstleister, geht jetzt einen besonderen Weg: Sie macht den Strafzins von der sogenannten Einlagenquote abhängig. Dabei wird der Euro-Geldbestand eines Kunden in Relation zu seinem Gesamtvermögen gesetzt. Zum Gesamtvermögen zählen alle Kontensalden (Einlagen auf Verrechnungs- Tagesgeld- und Festgeldkonten, aber nicht auf Währungskonten) sowie der Depotwert.

Verglichen wird quartalsweise: Macht der durchschnittliche Kontensaldo pro Quartal nicht mehr als 15 Prozent des Gesamtvermögens im selben Zeitraum aus, fallen keine Strafzinsen an. Für Einlagen, die die Quote übersteigen, zwackt das Geldhaus anteilig 0,5 Prozent pro Jahr ab – so viel wie die Europäische Zentralbank (EZB) von Geldhäusern verlangt, die überschüssiges Kapital bei ihr parken (Deutschland in der Krise: Rezession kommt – und zwar knallhart).

Auch Privatkunden betroffen

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Die Regelung gilt für alle Kundengruppen – auch für Privatkunden, die über einen Finanzdienstleister ein Konto bei der DAB BNP Paribas abgeschlossen haben. Kunden der Consorsbank – der zweiten deutschen Marke der französischen Großbank BNP Paribas – sind von den Strafzinsen nicht betroffen.

In einem Schreiben, das DAB-Kunden jetzt erhalten, macht die Bank eine Beispielrechnung auf: Wer ein Gesamtvermögen von 10.000 Euro hat, zahlt bis zu einem durchschnittlichen Saldo in Höhe von insgesamt 1.500 Euro auf allen Konten kein Verwahrentgelt. Liegt dieser Saldo bei 2.000 Euro werden 500 Euro davon mit minus 0,5 Prozent pro Jahr – sprich 2,50 Euro pro Jahr – verzinst.

Zum ersten Mal zu spüren bekommen Kunden die neue Regelung am Ende des ersten Quartals 2020. Die Bank geht davon aus, dass es nur wenige Anleger sein werden, denen ein Verwahrentgelt abgezogen wird. „Über alle Kunden gesehen, liegt die Cash-Quote deutlich unter 15 Prozent“, sagt Unternehmenssprecher Jürgen Eikenbusch. Ein Großteil der Vermögensverwalter – diese sind bereits über die Regelung informiert worden – habe „das Thema sehr ruhig aufgenommen“.

Wie andere Banken auch, begründet die DAB BNP Paribas die Einführung der Strafzinsen vor allem mit dem Zinskurs der EZB: Seit der letzten EZB-Entscheidung habe sich die Situation weiter verschlechtert. Da man zudem keine Girokonten oder sonstige eigene Produkte anbiete, könne man „das stetig sinkende Zinsergebnis nicht durch anderes Geschäft kompensieren“ (Goldkaufregulierung, Rezession und der große Finanzcrash).

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EZB-Zinsentscheid vom September und seine Folgen

Am 12. September beschloss die EZB die Verschärfung des Einlagensatzes auf minus 0,5 Prozent. Die neue Regelung trat am 18. September in Kraft. Seither haben 14 der 35 von biallo.de erfassten Banken und Sparkassen ihr sogenanntes Verwahrentgelt für vermögende Privatkunden auf 0,5 Prozent erhöht, darunter auch große Institute wie die Berliner Sparkasse, die Berliner Volksbank und die Sparkasse Hannover.

Einige Banken haben die Freibeträge, die von den Strafzinsen ausgenommen sind, deutlich gekürzt. Bei der Berliner Sparkasse etwa werden Privatkunden jetzt ab 500.000 Euro auf dem Tagesgeld- oder Girokonto zur Kasse gebeten. Zuvor lag der Schwellenwert bei einer Million Euro. Auch die Sparkasse Bamberg hat ihren Freibetrag halbiert, und zwar von zwei Millionen auf eine Million Euro.

Bei der Volksbank Ettlingen müssen Privatkunden jetzt ab 250.000 Euro ran (vorher: ab einer Million Euro), bei der Deutschen Skatbank bereits ab 100.000 Euro (vorher: ab 500.000 Euro auf dem Tagesgeldkonto und ab einer Million Euro auf dem Girokonto).

Haspa und Naspa halten sich noch zurück

Die größte deutsche Sparkasse, die Hamburger Sparkasse (Haspa), will Negativzinsen im breiten Privatkundengeschäft nach wie vor vermeiden. „Wie lange wir das noch tun können, hängt von der Niedrigzinspolitik der EZB ab, die uns schon jetzt Tag für Tag sehr viel Geld kostet“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Der Strafzins auf Termin- und Giroeinlagen bleibt vorerst bei 0,4 Prozent. Dabei gilt weiter ein Freibetrag von 500.000 Euro. „Daher sind nur sehr wenige Kunden davon betroffen“, betont von Carlsburg.

Auch die Nassauische Sparkasse (Naspa) belässt den Strafzins erst mal bei 0,4 Prozent. Der Freibetrag für Einlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten liegt nach wie vor bei 500.000 Euro. Die Frankfurter Volksbank plant ebenfalls keine Verschärfung ihres Kurses, hohe Einlagen werden weiter mit 0,4 Prozent bepreist. Allerdings: „Die Auswirkungen der Veränderung des Zinssatzes durch die EZB prüfen wir derzeit“, sagt Beate Schumacher, Pressesprecherin der Frankfurter Volksbank.

Für Verwirrung sorgten kürzlich die Raiffeisenbank im Oberland und die VR-Bank Südliche Weinstraße-Wasgau. Beide Geldhäuser hatten auf ihren Internetseiten zwischenzeitlich ein Verwahrentgelt von 0,5 Prozent pro Jahr für hohe Anlagebeträge auf dem Tagesgeld ausgewiesen. Offenbar ein technischer Fehler. „Wir erheben nach wie vor nur ein Verwahrentgelt von Kommunen ab Einlagen von einer Million Euro“, heißt es von der Raiffeisenbank im Oberland.

Und auch die VR-Bank Südliche Weinstraße-Wasgau spricht von einer Falscheingabe: „Es zahlt kein Kunde und hat auch keiner gezahlt“, betont Peter Schehl, Bereichsleiter Privatkunden bei der Genossenschaftsbank im rheinland-pfälzischen Bad Bergzabern (Crashgefahr: Heimliche Krisensitzungen wie bei den Pleiten von LTCM und Lehman Brothers)

Negativzinsen als Abschreckung

Auch die VR-Bank Alzenau wurde zuletzt in Medienberichten genannt, dass sie kürzlich Negativzinsen für Privatkunden eingeführt hat. Laut Preisaushang von November 2018 wird für Einlagen auf Kontokorrent- und Tagesgeldkonten ein Verwahrentgelt von 0,4 Prozent verlangt – „soweit mit dem Kunden vereinbart“. Die sei aber nur als Abschreckung zu verstehen, so die Genossenschaftsbank im unterfränkischen Landkreis Aschaffenburg. Derzeit sei „mit keinem Kunden etwas vereinbart“.

Die Stadtsparkasse München sorgte kürzlich ebenfalls für Furore: Sie lässt Kunden, die ein Giro- oder Tagesgeldkonto eröffnen, eine Regelung unterschreiben, die es ihr erlaubt, bei Bedarf Negativzinsen zu erheben – und zwar für Einlagen ab 100.000 Euro pro Person – auch dann, wenn der Betrag gestückelt und auf mehrere Konten verteilt wird. Für Ehepaare gilt ein Freibetrag von 200.000 Euro.

Doch wie wahrscheinlich ist es, dass die Sparkasse von der Regelung Gebrauch macht? „Wir sehen zwei Szenarien, die die Einführung von Negativzinsen auslösen können“, sagt Sebastian Sippel, Pressesprecher der Stadtsparkasse München. Nummer eins: „Wenn die EZB den Einlagenzins weiter senkt.“ („Es geht ums nackte Überleben!“ Börsenlegende warnt vor Mega-Crash)

Nummer zwei: „Wenn Wettbewerber Negativzinsen einführen und in der Folge mehr Sparer bei uns Geld parken wollen.“ Negativzinsen sollen in diesem Fall abschrecken. Die Regelung müssen nur Neukunden unterschreiben. Wer bereits ein Konto hat, ist nicht betroffen, betont Sippel.

Da viele Geldhäuser derzeit eine Einführung beziehungsweise Erhöhung des Verwahrentgeltes für Privatkunden prüfen, dürften in den nächsten Wochen noch etliche Banken hinzukommen – vor allem, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) den Einlagenzins weiter verschärfen sollte. Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater rechnet bis Frühjahr mit einer nochmaligen Absenkung des Einlagensatzes auf dann minus 0,6 Prozent.



Literatur:

Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab

Wehrt Euch, Bürger!: Wie die Europäische Zentralbank unser Geld zerstört

Der Weg ins Verderben: Wie die Eliten die nächste Krise vorbereiten und wie Sie sich davor schützen können

Die Nullzinsfalle: Wie die Wirtschaft zombifiziert und die Gesellschaft gespalten wird

Quellen: PublicDomain/freiewelt.net/biallo.de am 30.10.2019

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