Der verschwundene Kontinent Lemuria der Esoteriker und Okkultisten

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Die theosophische (und später auch anthroposophische) Esoterik, die Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts entstand, griff – naben dem Atlantis-Motiv – auch die Vorstellung eines mythischen Urkontinents im Pazifik begierig auf. Dabei bedienten AutorInnen wie Mme. Blavatsky, W. Scott-Elliot und Rudolf Steiner sich offenbar überall dort, wo sich etwas für ihre Zwecke Brauchbares finden ließ.

So stellen ihre Atlantis- und Lemuria-Szenarien eine krude, bisweilen recht unterhaltsame, doch häufig enervierende Mixtur aus mythologischen Anleihen (z.B. aus der vedischen Literatur Indiens), atlantologischen und (schul-)wissenschaftlichen Versatzstücken (wie dem Begriff „Lemuria“) sowie aus Material dar, das wir durchaus in die Rubrik „Fantasy“ einstufen dürfen (vergl. dazu: Das Atlantismotiv in der SF- und Fantasyliteratur sowie Abendinseln der Phantasie).

(Titelbild: Bevölkerten in ferner Vergangenheit ätherische und halbstoffliche „Wurzelrassen“, amöbenartige Polarianer, Eier legende Lemurier und ähnlich groteske Wesenheiten die Erde? Solche Phantasmen beherrschen auch heute noch allgemein das Bild von „Lemuria“)

Die meisten okkulten Lemuria-Exegeten nehmen jedenfalls „übersinnliche“ Kräfte und Kontakte zu überirdischen Wesenheiten für sich in Anspruch, um ihre schillernden Geschichten zu legitimieren (Atlantis: Was wussten die alten Ägypter wirklich? Jahrtausende, die es nie gegeben hat).

Dabei entspricht das ursprüngliche Lemuria-Bild der Theosophen, Anthroposophen und anderer derartiger Glaubens-Systeme, wie wir sehen werden, keineswegs dem Utopia-Klischee glücklicher Menschen eines weit-prähistorischen „Goldenen Zeitalters“, die inmitten von Magie und High-Tech ein sorgloses Leben auf einem sonnenüberfluteten Kontinent im Stillen Ozean führten; es ist, um es deutlich zu sagen, weitaus skurriler und bizarrer!

Da tummeln sich auf halb-stofflichen und -materiellen Kontinenten ätherische Wesen und körperlich werdende „Wurzelrassen“, amöbenartige Polarianer, Eier legende Lemurier und ähnlich groteske Wesenheiten, bei denen es sich um frühe Vorfahren des modernen Menschen handeln soll.

Menschliches Leben, wie wir es heute kennen, wäre während der frühen lemurischen Ära schon auf Grund der Umweltverhältnisse unmöglich gewesen. So war die Erde z.B. nach Steiner zu dieser Zeit noch eine Art nicht völlig verstofflichter Proto-Planet mit hohen Temperaturen, von dem sich der Mond noch nicht abgelöst hatte (vergl. dazu: Rudolf Steiner und Lemuria).

Zudem war der moderne Mensch in der esoterischen Anthropogenese und in ihrem System der „Wurzelrassen“ auf Lemuria noch nicht vorgesehen.

Erst mit dem Aufkommen der New-Age-Esoterik in den 1960er-/1970er Jahren wird das okkulte Lemuria zum ‚esoterischen Rummelplatz‘, zu einem Massenphänomen, das ein greifbareres – wenn auch kitschiges – Lemuria-Bild notwendig macht, mit dem sich die Kinder des Raketen-Zeitalters identifizieren konnten.

Dem veränderten Bedarf einer jüngeren, größeren und heterogeneren Esoterik-Gemeinde entsprechend, die fernöstliche Spiritualität neu und unabhängig von den „Klassikern“ des Okkultismus erlebte, ein anderes Verhältnis zur Sexualität hatte als die Gereration ihrer Großeltern, und mit Hollywood-Filmen groß geworden war, wurde Lemuria nicht weniger „spirituell“, aber als eine Art neues Utopia präsentiert (Die verlorenen Kontinente Atlantis und Lemuria: Breiten- und Längengrade).

Auch eine aufkeimende Sehnsucht nach heiler, unberührter Natur mag bei neueren Lemuria-Visionen eine Rolle gespielt haben, wenn wir zum Beispiel die paradiesischen Verhältnisse zugrunde legen, die Glenda Green angeblich von „Adama und Ahnahmar von Telos“ gechannelt bekam und „unter ihrer Anleitung“ in einem Gemälde wiedergegeben hat.

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Und ein anonymer Autor erklärt in romantischem Überschwang: „Lemuria ist unsere erste Erinnerung an unsere frühe Existenz auf dem Planeten Erde. Diese Existenz war in völliger Harmonie mit uns selbst und unserer Umgebung, der Natur und den Elementen, dem Universum, mit Gott/Göttin, Allem, was ist. Es war ein Goldenes Zeitalter, das Paradies oder der Garten Eden.“

Andererseits nahm von nun an auch das Element technologischer „Super-Zivilisationen“ einigen Raum in der New-Age-Esoterik ein. Dies machte Neuschöpfungen notwendig, die auch wissenschaftliche bzw. grenzwissenschaftliche Theoreme der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verarbeiteten. So verkündete eine Wesenheit namens „Seth“ angeblich dem Medium Jane Roberts:

„Auf eurem Planeten war die Menschheit lange vor Atlantis in drei spezifische Zivilisationen verwickelt, während euer Planet sich noch in einer etwas anderen Position befand. Die Pole waren umgekehrt, was übrigens während drei langer Perioden in der Geschichte eures Planeten der Fall war. Die Zivilisationen waren hoch technologisch, die zweite davon war der eurigen in dieser Hinsicht haushoch überlegen.“

Über eine dieser Uralt-Zivilisationen, über die wir bei den okkulten Klassikern freilich ebenfalls nichts erfahren (damals gab es Frau Roberts ja auch noch nicht…), heißt es bei Seth: „Die Zivilisation nannte sich Lumania und lebte inmitten primitiver Völker, von denen sie sich jedoch durch undurchdringliche Magnetfelder abschirmte. Bei ihnen wurde der Ton als hilfreiches Mittel eingesetzt und diente zur Beförderung von Gewichten und Massen sowie zu jeglicher Art der Fortbewegung. Ihre Städte lagen überwiegend unter der Erde.

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Die künstlerische Ausdrucksform ist uns genauso fremd wie die atlantische. Sie war der unseren weit überlegen und nicht so einseitig. Deshalb ist sie auch schwer zu erklären. Eine Gerade war nicht nur eine visuelle Linie, sondern beinhaltete eine unendliche Vielfalt von Unterscheidungen und Einteilungen.

Eine Tierzeichnung konnte neben dem objektiven Eindruck, durch Kurven Ecken und Linien auch noch die ganze Lebensgeschichte des Tieres beinhalten. Farben wurden als gefühlsmäßige Abstufungen empfunden, und Linienabstände als normale Tonpausen empfangen.“

Auch die New-Age-Esoterik bezieht ihre „Informationen“ über Lemuria aus „übersinnlichen Quellen“. Während im 19. Jahrhundert noch spiritistische Techniken oder schlicht „Hellsichtigkeit“ bemüht wurden, um die Kommunikation mit anderen Sphären in Gang zu bringen, Kontakten berufene Menschen im Zeitalter des (Post-) New Age per „Channeling“ das Jenseits und kommunizieren – angeblich – mit kosmischen Wesenheiten.

Beweiskraft kommt den Aussagen derartiger „Entitäten“ freilich auch via „Channeling“ keine zu, gleichgültig, ob es sich bei ihnen nun um namenlose „normal-unsterbliche“ Seelen handelt (z.B. Cayces jenseitige Informanten), oder um höhergestellte Persönlichkeiten des spirituellen Universums, wie „Adama und Ahnahmar von Telos“ oder „Seth“.

Der Wissenschafts-Philosoph und -Historiker Dr. Horst Friedrich – der selber keineswegs einer typisch materialistischen Weltsicht verhaftet ist – bemerkt in seinem Essay ATLANTIS, MU, LEMURIA – Gab es eine Ur-Zivilisation? dazu: „Vorsicht ist in diesem Zusammenhang besonders vor Publikationen geboten, die auf heute so genannten (medialen) >Channeling<-Durchgaben beruhen!

Zwar ist theoretisch im Prinzip nichts dagegen einzuwenden, auch >esoterische< Techniken, etwa das Pendeln und Rutengehen, zur Ergründung prähistorischer Tatbestände einzusetzen. Dieses hat aber mit der allergrößten Umsicht zu geschehen, und speziell bei >Channeling<-Publikationen ist die Wahrscheinlichkeit ausgesprochen groß, daß es sich bei den vermeintlichen >Durchgaben< angeblicher alter Atlanter oder höherer jenseitiger Wesenheiten um Mumpitz handelt. Wer sich etwas davon verspricht, mag diese meist außerordentlich langatmigen >Durchgaben< immerhin lesen. Man wird allerdings in den allermeisten Fällen hinterher entdecken, daß man seine Zeit vergeudet und nichts Brauchbares dafür erhalten hat.“

 

Deshalb rät er „generell davon ab, >Channeling<-Durchgaben respektive deren Angaben zu weit prähistorischen Hochkulturen in die seriöse Erforschung unseres Themas einzubeziehen. Es mag Ausnahmen geben, die interessante Anregungen geben, etwa die Trance-Mitteilungen des berühmte Edgar Cayce, von dessen gesundheitlichen Ratschlägen immer wieder berichtet wird, daß sie weltweit vielen Menschen geholfen haben sollen.

Auch daran, daß bei ihm öfters von vergangenen Inkarnationen der Fragesteller in prähistorischen Hochkulturen die Rede ist, kann man kaum Anstoß nehmen, da ja heute die uralte Reinkarnationslehre auch im Westen von vielen Menschen als Faktum akzeptiert wird. Dennoch aber haben wir nicht die allergeringste Garantie, daß Cayces Angaben zu Atlantis und den technologischen Errungenschaften der Atlanter, oder seine Datierungen, auch nur halbwegs zutreffen.“

Betrachten wir unter dieser Maßgabe nun etwas ausführlicher die wesentlichen drei esoterischen Le(Mu)ria-Präsentationen, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden waren, sowie die Aussagen James Churchwards, einer weitere Quelle aus dem Grenzbereich der Esoterik.

Churchwards Opus über einen versunkenen Pazifik-Kontinent namens „Mu“, das sich übrigens in der Hauptache n i c h t auf „Channelings“ stützt, darf im Unterschied zu anderen derartigen Berichten über hypothetische Landmassen im Stillen Ozean, wie „Pan“ (John Ballou Newbrough) oder „Rutas“ (Jacolliot) eine anhaltende und dem theosophisch-anthroposophischen Lemuria adäquate Popularität und Bedeutung für sich in Anspruch nehmen.

Ergänzend stellen wir zudem noch eine esoterische Mu-Interpretation vor, die nicht direkt aus dem europäisch-amerikanischen Kulturraum, sondern aus Asien, genauer gesagt aus Japan, stammt. Dort bedient sich die einflussreiche, nur vage auf dem Shintoismus basierende, „Mahikari“-Sekte des Le(Mu)ria-Motivs, um eine rassistische Mu-Adaption zu entwickeln.

Dieses „Mu“ der Mahikarier könnte man – vulgo – als „asiatische Variation“ der ariosophischen Lehre (siehe dazu: Thule und Hyperborea – Das Atlantis der Ariosophen) eines vesunkenen Kontinents bezeichnen, auf dem vor Urzeiten eine dominante „Herrenrasse“ beheimatet gewesen sein soll.

Auch bei den Mahikari ist eine, durch die Vorsehung ausersehene, Rasse von (in diesem Fall japanisch-asiatischen) „Herrenmenschen“ angeblich dazu bestimmt, im wiedererschaffenen Weltreich Mu über andere „niederrangige Rassen“ zu herrschen. Leider sind solche Herrenmenschen-Phantasien in Asien durchaus nicht auf kleine Zirkel „esoterischer Spinner“ beschränkt, sondern die Mahikari-Sekte hat offenbar in (Südostasien und weltweit) mehrere Millionen gläubige Anhänger.

Wie zu zeigen sein wird, haben jedenfalls nicht die ‚guten alten‘ Volks-Mythen Japans, sondern die ‚bösen Feen‘ europäisch-amerikanischen Okkultismus´ und japanischen National-Chauvinismus´ Patin bei diesem „ur-japanischen“ Mu gestanden.

Literatur:

Neue Erkenntnisse: Beweise für einen Besuch von Außerirdischen in vorgeschichtlichen Zeiten

DAS OMNIVERSUM: Transdimensionale Intelligenz, hyperdimensionale Zivilisationen und die geheime Marskolonie

Verschlusssache UFOs

Quellen: PublicDomain/atlantisforschung.de am 26.01.2021

About aikos2309

6 comments on “Der verschwundene Kontinent Lemuria der Esoteriker und Okkultisten

  1. Joseph P. Farrell hatte eine interessante Idee.

    Nach diversen Autoren gab es ja früher einen Planeten wo sich heute nur noch der Asteroidengürtel und zB Ceres, als letzter „Platzhalter“, befindet.
    Und das soll eine wasserbedeckte Supererde gewesen sein.
    Die wurde wohl von mindestens unserem Mond, dem Mars, Ceres und noch einem anderen Mond (der soll dann noch vor 3,2 Millionen Jahren zerstört worden sein, die Nephilim? haben also nicht aufgehört mit ihrem Mist) umkreist.
    Und eventuell hat Atlantis auf dem selben Planeten, Krypton/Tiamat/Phaeton/Maldek, gelegen.
    Der war wohl von hochtechnisierten Nephilim bewohnt.
    Welche es aber auch auf der Erde gab.

    Nach Farrell wurde Krypton dann vor 65 Millionen Jahren zerstört.
    Von der Erde aus (Familienkrach?).
    Und wohl mit nem Ding was so aussah wie das links hinten auf der 1$ Note.
    Und sich wohl heute verschüttet unterhalb der Cheopspyramide (die war dann ein Neubauversuch, der biblische „Turmbau zu Babel“?) befindet.

    Star Wars lügt also insofern daß die Waffe, der Todesstern, weder kugelförmig noch eine Raumstation war.
    Und der zerstörte Planet war real alles andere als friedfertig.

  2. Also meine Intuition oder wie man es nennen will zu Lemurien war und ist, dass es sich um eine feinstoffliche hochbewusste Dimension handelt, in der hochbewusste feinstoffliche Wesenheiten lebten. Diese benötigten keinerlei Technik – alles geschah durch Telepathie, Gedankenkraft, etc.. – Sie kannten nichts Böses, waren daher naiv, gutgläubig, vertrauensselig.
    Diese wurden durch die dieses ausnutzende Mr. und Mrs. Hyde-Seite sukzessive in die niederen Dimensionen gezwungen/gezogen durch deren mind-control und von ihr manipuliert – sie unterwarfen sie ihren „Programmen“ und versklavten sie sozusagen.

    Lemurien war sozusagen die noch völlig reine unbedarfte Mr. und Mrs. Dr. Jekyll-Seite des All-einen und sozusagen das echte Paradies – wenn man es so nennen will – aber eben noch im unbewussten Zustand dieser Hälfte des All-einen, in das das All-eine dann nach seiner Bewusstwerdung und dadurch Heilung BEWUSST zurückkehren wird.

    Ist das, was dazu meine Intuition sagt.

  3. Wenn’s denn jetzt die Wissenschaft endlich wissenschaftlich fundiert sagt, dann darf es wohl end-lich aus der esoterischen Schmuddelecke herausgeholt werden, was bereits uraltes Wissen ist.
    Doch braucht es wohl offenbar immer einen Akademikertitel der anerkannten renomierten Wissenschaften, damit es wahr sein darf:

    https://www.youtube.com/watch?v=VZHPj74x27Q

    Warum diese es gerade jetzt herausfindet und öffentlich macht ist die Frage, die im Raum steht – gerade wenn vom „neuen Menschen“ die Rede ist.

    1. Esoterik bedeutet erstmal nur sich nach innen wenden (aufmerksamkeit, fokus, konzentration, energie, bewusstsein).

      Natuerlich gibt es auch ganz viel hokus pokus und kommerzielle verarsche.

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