Radioaktive Reste aus Atomwaffentests: Mehr Plutonium in Atmosphäre als gedacht (Video)

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Die Atomwaffentests des Kalten Krieges hinterlassen ein schwereres Erbe als bislang angenommen: Noch immer schwirren radioaktive Partikel in der Stratosphäre umher – und das in viel höherer Konzentration als bislang angenommen.

In höheren Schichten der Atmosphäre sind mehr radioaktive Teilchen vorhanden als erwartet. Sie stammen hauptsächlich von Atomwaffentests der 1950er und frühen 1960er Jahre. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Schweizer Bundesamtes für Bevölkerungsschutz, die in „Nature Communications“ veröffentlicht wurde. Zugleich stellen die Autoren um José Corcho Alvarado die Hypothese auf, dass die radioaktiven Partikel durch Vulkanausbrüche auch in tiefere Luftschichten gelangen können.

Bisher hielt die Wissenschaft die Konzentration radioaktiver Stoffe in höheren Luft-schichten für vernachlässigbar, schreiben die Autoren. Die durchschnittliche Verweildauer von Plutonium in der Stratosphäre (oberhalb der bodennahen Troposphäre) sei mit 1 bis 1,7 Jahren angegeben worden.

Corcho Alvarado und Kollegen ermittelten aus Messreihen der vergangenen vier Jahr-zehnte über der Schweiz einen durchschnittlichen Verbleib von 2,5 bis 5 Jahren. Zwar sei die Konzentration von Plutonium in der Stratosphäre um das 100-fache geringer als noch 1974, aber um das 100.000-fache höher als im Bereich nahe des Erdbodens. Bei Cäsium sei der aktuelle Wert 1000-fach so hoch wie in Bodennähe.

Gesundheitsgefährdend?

Die Autoren der Studie erklären die höheren Konzentrationen damit, dass die Strato-sphäre durch Temperaturunterschiede stark geschichtet ist und die Partikel kaum in höhere oder tiefere Luftschichten gelangen können. Während sich radioaktive Teilchen in der Troposphäre bald an Regentropfen bänden oder sich auf Feststoffen absetzten, sei dies in der Stratosphäre nicht möglich. Unterschätzt habe man bisher auch die geringe Größe der radioaktiven Partikel, die meist bei unter 0,1 Mikrometer (Tausendstel Millimeter) liege.

Mithilfe eines Messverfahrens, das die Konzentration verschiedener radioaktiver Isotope misst, bestimmten die Forscher das Alter der radioaktiven Partikel. Demnach stammen sie überwiegend aus der Zeit vor dem Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre von 1963. Auch der plutoniumgetriebene „SNAP-9A“-Satellit, der 1964 in der Atmosphäre verglühte, habe einen Beitrag zu den heute noch vorhandenen radioa-ktiven Teilchen in der Stratosphäre geleistet.

Unter normalen Bedingungen können Teilchen aus der Stratosphäre nicht in die erdnahe Troposphäre gelangen. Während des Ausbruchs des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im April 2010 maßen die Forscher jedoch in der Aschewolke im obersten Bereich der Troposphäre gleiche Konzentrationen verschiedener Plutoniumisotope wie in der Stratosphäre. Ihre Erklärung: Der Vulkan schleuderte Asche und Eis, mit dem er vor dem Ausbruch bedeckt war, bis in die Stratosphäre. Dort banden sich Plutoniumpartikel an Asche und Eis und gelangten beim Herabsinken in die Troposphäre.

Die menschliche Gesundheit sei durch die radioaktiven Teilchen angeblich nicht bedroht, heißt es in einer Pressemitteilung zur Studie, da die Konzentrationen sehr gering seien.

Allerdings ist unklar, wie die langfristigen gesundheitlichen Folgen für die Menschheit sind, wenn man all die Nuklearunfälle, bekannt oder unbekannt, in die Gleichung mit aufnimmt, definitiv wissen und spüren werden es die nachkommenden Generationen.

Verseuchung von Himmel und Erde

Lange Zeit wurde bestritten, dass die atmosphärischen Atombombenversuche in Nevada, im Pazifik, auf Novaja Semlja, in Kasachstan und anderswo irgendwelche gesundheitliche Folgen haben könnten. Doch inzwischen steht zweifelsfrei fest, dass die unmittelbar betroffenen Menschen, insbesondere die in Hauptwindrichtung lebenden (die soge-nannten „Downwinders”), unter einer Vielzahl von Krankheiten leiden und ein deutlich erhöhtes Krebsrisiko haben.

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Seit dem ersten Atombombentest „Trinity”, am 16. Juli 1945 in Alamogordo in der Wüste Neumexikos in den USA haben die fünf Atomwaffenstaaten USA, Russland, Frankreich, Großbritannien und China 2.045 Atomwaffentests durchgeführt, davon 528 in der Atmosphäre und 1.529 unterirdisch. Zusätzlich führten Indien und Pakistan zwölf Tests durch.

Der Münchener Biochemiker Professor Roland Scholz hat anhand der Daten einer UN-Kommission und des Hiroshima-Institutes in der IPPNW-Studie „Bedrohung des Lebens durch radioaktive Strahlung” aus dem Jahr 1997 berechnet, dass allein die äußere Strahlenbelastung durch den Bomben-Fallout weltweit 3 Millionen zusätzliche Krebstote bis zum Jahr 2000 verursachen könnte. Hinzu kämen die Folgen der Inkorporation von Radionukliden durch Nahrung und Atemluft. Durch diese interne Strahlung könne es noch zusätzliche 30 Millionen Opfer geben.

Bei seiner These stützte sich Scholz auch auf in den Vereinigten Staaten bekannt ge-wordene Informationen über die Ergebnisse einer Studie des Nationalen Krebsinstitutes (National Cancer Institute/NCI). Diese Studie belegt, dass es für Kinder durch die atmosphärischen Tests zwischen 1951 und 1962 (Zeitraum der oberirdischen Atom-bombentests in Nevada, USA) durch erhöhte Strahlenbelastung ein erhöhtes Schild-drüsenkrebs-Risiko bestand. Zudem gibt es darin Informationen über „Hot-Spots” (besonders strahlenbelastete Gebiete), die der Öffentlichkeit nicht bekannt gegeben wurden. Die Studie unterstützt die These von Professor Scholz, dass über die Nahrungs-kette die Zahl der Opfer bedeutend höher ist, als von offizieller Seite bisher angenommen. Ein Großteil der Belastung entstand laut NCI durch den Verzehr von mit Jod-131 kontaminierter Kuh- und Ziegenmilch, das die Tiere durch von Regen verseuchtes Gras aufgenommen hatten.

Im Jahr 2003 stellte die Europäische Kommission für Strahlenrisiken (ECRR) in ihrer Studie „The Health Effects of Ionising Radiation Exposure at Low Doses for Radiation Protection Purposes“ im Jahr 2003 ebenfalls fest, dass herkömmliche Risikomodelle nicht das gehäufte Auftreten von Krebs und Leukämie in Bevölkerungen erklären, die radioaktiven Isotopen aus künstlichen Quellen ausgesetzt sind.

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Die Kommission entstand 1998 als Antwort auf das von der „International Commission on Radiological Protection“ (ICRP) entwickelte Risikomodell. Dieses Modell liegt vielen Strahlenschutz-Gesetzgebungen zugrunde. Rund 30 unabhängige Wissenschaftler arbeiten für die ECCR. Geleitet wird sie von Chris Busby, der in Großbritannien der Kommission für Strahlenrisiko angehört und das britische Verteidigungsministerium in Sachen angereichertes Uran berät.

Die ECRR-Wissenschaftler entwickelten in den letzten fünf Jahren ein neues Risiko-modell. Es beruht nicht nur auf jüngsten epidemiologischen, sondern auch radio-biologischen Erkenntnissen. ECRR unterscheidet zwischen niedrigen radioaktiven Dosen, die über einen langen Zeitraum hinweg auf eine Bevölkerung wirken und hohen radio-aktiven Dosen, wie sie etwa beim Atombombenabwurf im japanischen Hiroshima erzeugt wurden. Die Modelle der ICRP gehen jedoch von hohen, einmaligen radioaktiven Dosen aus.

Dass der bisherige Modellansatz der ICRP unzureichend ist, legen mehrere Studien nahe. So gibt es beispielsweise eine Diskrepanz um den Faktor 100 zwischen den Modell-Vorhersagen der ICRP und den beobachteten Leukämiefällen unter Kindern in der Gegend um die Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield. Um den Faktor 100 bis 1000 unter-scheiden sich gar die Ergebnisse zweier Studien aus Tschernobyl von den gebräuchlichen Modellen. Das ICRP-Risiko-Modell geht von dem Verständnis aus, dass man die Effekte externer und interner Strahlung sowie natürliche interne und menschengemachte interne Strahlung gleichsetzen könne. Alle diese Radioisotopen sind aber komplett verschieden.

Sie haben verschiedene chemische Aufnahmewege, unterschiedliche biochemische Affinitäten und zerfallen unterschiedlich. Der Ansatz der ICRP basiert fast ausschließlich auf den Untersuchungen der Überlebenden der Hiroshima-Bombe, die extern mit einer sehr hohen Dosis verstrahlt wurden. Er ignoriert jedoch die Belastung durch verstrahlte Gebäude und Fallout, der in einiger Entfernung vom Hypozentrum der Explosion niederging, was zu einer systematischen Unterbewertung der niedrigen Strahlenbelastung führt.

Laut ICRP sind zwischen 1945 und 1989 bislang 1,2 Millionen Menschen an Krebs aufgrund radioaktiver Einflüsse gestorben. ECRR geht hingegen von 61,7 Millionen Toten aus sowie 1,5 Millionen Kindern und 1,9 Millionen Babys, die bereits im Mutterleib sterben.

Die ECRR kommt zu dem Schluss, dass der Anstieg der Krebserkrankungen eine Folge des radioaktiven Fallouts der Atombombentests der Jahre 1957 bis 1963 ist, dem Höhepunkt des atomaren Testens. Die Wissenschaflter gehen davon aus, dass die Abgabe von Radioisotopen in die Umwelt im Rahmen ziviler Atomkraftnutzung in den letzten Jahren bald für einen weiteren Anstieg von Krebs und anderen Krankheiten sorgen wird.

Video: Die großen Illusionen des Atomzeitalters

Quellen: PRAVDA TV/archiv.ippnw.de/dpa/n-tv.de vom 09.01.2014

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