Russland sucht Ursache für teure Satellitenpanne – Gefahr für ISS?

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Es ist ein ärgerlicher Rückschlag für Russlands Raumfahrt: 150 Millionen Euro kostet der Fehlstart zweier Satelliten in Baikonur. Sie haben die vorgesehene Umlaufbahn nicht erreicht, könnten sogar die Raumstation ISS gefährden. Nun suchen Experten nach den Ursachen der Panne.

Nach einer neuen Satellitenpanne will die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos in einer Krisensitzung die Gründe für den rund 150 Millionen Euro teuren Fehlstart klären. Durch einen Fehler bei der Oberstufe der russischen Trägerrakete „Proton-M“ waren ein russischer und ein indonesischer Satellit außer Kontrolle geraten.

Theoretisch könnten die Himmelskörper, die nun in rund 300 Kilometern Höhe in der Erdumlaufbahn kreisen, auch der Raumstation ISS gefährlich werden, sagte ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter der Raumfahrtbranche der Agentur Interfax am Dienstag. Das Risiko sei aber sehr gering. Der russische Satellit „Express MD2“ und der indonesische Satellit „Telkom-3“ würden vermutlich in sechs bis acht Wochen abstürzen. Inwieweit sie verglühen oder auf die Erde auftreffen werden, war zunächst noch unklar.

Der Start vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan verlief zunächst planmäßig. Doch dann zündete das Triebwerk der „Bris-M“-Oberstufe nur wenige Sekunden statt der geplanten 18 Minuten, so dass die Satelliten nicht ihre geplante Bahn erreichten.

Satellit sollte 15 Jahre lang arbeiten

Die Panne erinnert an den Fehlstart einer „Proton-M“ mit einem russischen Nachrichtensatelliten vor fast genau einem Jahr. Damals geriet die Rakete wegen einer Fehlzündung des Beschleunigungsblocks auf eine falsche Umlaufbahn und stürzte bei Hawaii in den Pazifik.

„Express MD2“ sollte zehn Jahre lang Fernsehübertragungen und Kommunikation in früheren Sowjetrepubliken verbessern. „Telkom-3“ wurde auf Bestellung Indonesiens in Russland hergestellt und sollte 15 Jahre lang für gute Telekommunikation in dem asiatischen Inselstaat sorgen.

2011 hatte Roskosmos eine Panne nach der anderen zu verkünden. Mehrere wichtige Satelliten waren abgestürzt, bedeutende Missionen wie etwa der geplante Flug der Raumsonde „Phobos-Grunt“ scheiterten kläglich. Der zuständige Vizepremier Dmitri Rogosin verlangte daraufhin von der Raumfahrtagentur konkrete Schritte, um die Probleme der russischen Raumfahrtbranche in den Griff zu bekommen.

Roskosmos-Chef Wladimir Popowkin, der die Agentur erst seit Mai vergangenen Jahres leitet, machte als eines der Grundübel den Faktor Mensch aus, und das gleich in zweifacher Hinsicht. So beklagte der ehemalige Vizeverteidigungsminister den eklatanten Mangel an Fachpersonal. Der Raumfahrtindustrie fehle einerseits die komplette mittlere Generation der Facharbeiter, die in den neunziger Jahren dorthin gegangen sei, „wo das Geld ist“.

Zum anderen habe man damals den Fehler begangen, die Generaldirektoren der Raumfahrtunternehmen gleichzeitig zu Chefkonstrukteuren zu machen. Viele davon seien damit überfordert. Deshalb habe man diese Funktionen jetzt wieder getrennt. Als Konstrukteur dürfe künftig nur arbeiten, wer die Qualifikation habe.

Quellen: PRAVDA-TV/dpa/dapd/SpiegelOnline/SpaceVidsNet vom 07.08.2012

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