Dollar-Mangel in den USA: Amerikanischen Banken geht das Geld aus

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Die US-Notenbank hat über Nacht 128 Milliarden Dollar ins Finanzsystem gepumpt: Eine überraschende Liquiditätskrise – amerikanische Banken brauchen plötzlich mehr Geld von der Fed. Anleger stoßen US-Anleihen ab, während unklar bleibt, wie die Dynamik zu korrigieren ist. Kann das Beben in den USA eine neue Weltfinanzkrise auslösen?

Von einem Tag auf den anderen hat sich die Nachfrage der US-Banken nach kurzläufigen Fed-Krediten fast verdoppelt. Am Montag, den 16. September, wollten amerikanische Geldinstitute 53,2 Mrd. Dollar von der Notenbank leihen – am Freitag, den 13., waren es 27 Mrd. gewesen. Der Nachfragesprung ließ die Zinsen hochschnellen, von 2,29 auf 4,75 Prozent.

Tags darauf fragten amerikanische Geldhäuser insgesamt 80,05 Mrd. Dollar kurzfristiger Kredite bei der Fed nach. Die Zinsen sprangen auf über 10 Prozent. Weil die Fed für kurzzeitige Liquiditätsspritzen eine Tagesgrenze von 75 Mrd. Dollar angesetzt hat, blieben Nachfragen in Höhe von 5 Mrd. Dollar ungedeckt.

Eine andere wichtige Kennzahl – der Zins der sog. Federal Funds (eines Systems, in dem Banken anderen Banken Überschüsse als Kurzzeitkredite bereitstellen) – hat sich auch erhöht: von den 2,3 Prozent, die die Federal Reserve als Zielkorridor festgelegt hat, auf 2,35 Prozent – so teuer waren die Interbankengeschäfte weder auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 noch nach dem Platzen der Dotcom-Blase 2002.

Um den Geldmarkt vor einer Lähmung zu bewahren, kauft die Federal Reserve Wertpapiere von den Banken (Staats- und Behördenanleihen, Verpflichtungen aus Hypotheken) im Gesamtwert von 128 Mrd. Dollar auf.

Am Donnerstag folgte eine weitere „QE“-Welle: die Notenbank hat zusätzliche 75 Mrd. Dollar lockergemacht. Sollte das die Kreditzinsen nicht normalisieren, bleibt der Notenbank nur eine einzige Möglichkeit: ein massives Geldprogramm wie jenes aus der Zeit der Weltfinanzkrise 2008.

Indes hatte die Fed den Leitzins am Mittwoch zum zweiten Mal innerhalb dieses Jahres um 0,25 Prozent gesenkt, doch blieben die von den Anlegern erhofften Ankündigung einer Änderung der Geldpolitik aus. Nur so viel ließ Fed-Vorsitzender Jerome Powell wissen: „Gut möglich, dass wir das organische Bilanzwachstum werden früher wiederaufnehmen müssen, als wir dachten.“

Dass weder die Fed noch die unabhängigen Analysten die Ursachen dieser plötzlichen Krise richtig erklären können, ist das, was am meisten beunruhigt. „Hat sich ein beständiger Liquiditätsengpass etabliert, bedeutet das, dass die Fed die Kontrolle über den Markt verloren hat“, erklärt die Bank of America. Mit anderen Worten: Ein Finanzcrash ist nicht mehr fern (Bank of England will den Dollar abstürzen lassen – mit einer digitalen Währung).

Tatsächlich hatten die Alarmglocken längst geschrillt. Marktteilnehmer verwiesen auf die seit 2014 beständig schrumpfenden Bankreserven in den USA. Es kommen immer mehr Zweifel auf, ob die Fed noch fähig sei, das Wirtschaftswachstum mittels der Geldpolitik zu steuern.

Experten erinnern daran, dass gerade die Kurzzeitgeschäfte auf dem Finanzmarkt für die letzte Finanzkrise maßgeblich waren. Die Anleger hatten Zweifel an der Zuverlässigkeit von kreditfinanzierten Wertpapieren. Mit dem Systemcrash bei kurzläufigen Leihgeschäften hatte denn auch alles angefangen. In Anbetracht der wachsenden Verluste dieser „Wertpapiere“ verloren die Anleger das Vertrauen in die Großbanken.

In einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage der Duke University geben 53 Prozent der Finanzvorstände der größten US-Firmen an, sie würden eine Wirtschaftskrise in den Vereinigten Staaten noch vor den Präsidentschaftswahlen 2020 erwarten (Die Welt steigt aus dem US-Dollar aus).

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Ein Trillionen-schweres Defizit

Die Marktteilnehmer nennen mehrere Gründe dafür, dass die Quellen der Kurzzeitfinanzierung plötzlich versiegt sind. Der Geldmangel sei entstanden, nachdem die Unternehmen die Quartalssteuern bezahlt und das US-Finanzministerium neue Anleihen im Milliardenwert verkauft hatten.

Die Kluft zwischen den Staatsausgaben und -einnahmen verschlimmere die Instabilität. Das diesjährige Staatsdefizit ist auf über eine Trillion Dollar gestiegen – erstmals seit sieben Jahren. Finanziert wird das Defizit durch den Verkauf von Staatspapieren, doch es finden sich immer weniger Willige, die bereit wären, in die US-Wirtschaft zu investieren.

Offiziell belaufen sich die Staatsschulden der USA auf 22,5 Trillionen Dollar – 106 Prozent des BIP. Zweifel an der Zahlungsfähigkeit der Vereinigten Staaten veranlassen die größten Anleger, die US-Treasuries („die zuverlässigsten und zahlungsfähigsten Wertpapiere der Welt“) loszuwerden.

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Eine neue Studie der Investmentgesellschaft AllianceBerstein (verwaltete Aktiva in Höhe von 586 Mrd. Dollar) macht die Lage nicht besser: Gestützt auf eigene Methoden haben die Analysten der Investmentfirma errechnet, dass die amerikanischen Staatsschulden sich in Wirklichkeit auf 1832 Prozent des gesamten Wirtschaftsumfangs der Vereinigten Staaten belaufen (Staatsanleihen, Finanzschulden und Verpflichtungen aus Sozialprogrammen eingeschlossen).

Düstere Prognosen dieser Art lassen deutlich erkennen, dass Zahlungsausfälle bei den amerikanischen Staatsanleihen mit dem darauffolgenden Crash des Weltfinanzsystems absolut möglich sind.

Dies wäre eine Katastrophe sondergleichen, denn die größten Gläubiger der Vereinigten Staaten halten Treasuries im Wert von Abermilliarden Dollar. Japan hat US-Anleihen im Wert von 1,13 Trillionen Dollar, China – 1,1 Trillionen, Großbritannien – rund 335 Milliarden Dollar (Russlands „Ent-Dollarisierung“ der Wirtschaft: Die Folgen sind inzwischen international spürbar).

Russland hielt 2010 amerikanische Staatsanleihen für 170 Milliarden Dollar. Wegen der US-Sanktionen reduzierte Moskau seit 2014 schrittweise seine Beteiligung an den Papieren. Nach einer weiteren Sanktionswelle im Frühjahr 2018 startete die russische Notenbank einen massiven Ausverkauf von US-Anleihen. Der Bestand an Treasuries wurde halbiert: von rund 96 auf 48,7 Milliarden Dollar.

Moskaus Investitionen in die amerikanischen Papiere sind seit dem Frühjahr letzten Jahres um mehr als das Elffache gefallen – so sind die neuesten Daten des US-Finanzministeriums. Kärgliche 8,5 Milliarden Dollar waren es im Juli dieses Jahres.

Literatur:

Die Unersättlichen: Ein Goldman-Sachs-Banker rechnet ab

Wehrt Euch, Bürger!: Wie die Europäische Zentralbank unser Geld zerstört

Der Weg ins Verderben: Wie die Eliten die nächste Krise vorbereiten und wie Sie sich davor schützen können

Die Nullzinsfalle: Wie die Wirtschaft zombifiziert und die Gesellschaft gespalten wird

Quellen: PublicDomain/de.sputniknews.com am 21.09.2019

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