Es erscheint als eher nebensächliche Nachricht aus Russland: Sberbank, das Schwergewicht des russischen Finanzsystems, bietet ab sofort Verwahrdienstleistungen für Kryptowährungen an.
Allerdings nur für sogenannte „qualifizierte Anleger“. Für Russland kann das in Sachen Krypto als historischer Wendepunkt eingestuft werden.
Die größte Staatsbank Russlands integriert das, was einst als dezentraler Gegenentwurf zur klassischen Geldarchitektur entstand und gegen das sich Russland lange Zeit gewehrt hat, nun direkt in ihren institutionellen Organismus.
Russlands Sberbank bietet Verwahrdienste für russische Krypto-Assets an.
Damit reiht sich Russland ein in eine Bewegung, die weltweit sichtbar wird: Kryptowährungen durchlaufen eine langsame, aber stetige Assimilation in das traditionelle Finanzsystem. Sie wechseln die Seiten, von der digitalen Gegenkultur zur neuen Vermögensklasse der Eliten.
„Der Verwahrer ist das Rückgrat der Weltwirtschaft, wenn es um Kryptowährungen geht.“
Gleb Zemskoy, Insight Finance (Vgl. Reuters)
Vom Widerstand zur Regulierung
Noch vor wenigen Jahren stemmte sich Russlands Zentralbank entschieden gegen Kryptowährungen. Sie galten als riskant, instabil, potenziell gefährlich.
Doch geopolitische Realitäten verändern Prioritäten. Seit dem Ausschluss Russlands aus dem SWIFT-Zahlungssystem und einer langen Reihe westlicher Sanktionen suchen Banken und Unternehmen nach Alternativen. Die Zentralbank erlaubte 2024 schließlich den Einsatz digitaler Währungen im internationalen Handel.
Die Sberbank reagiert nun als erste große Institution mit einer vollständigen Krypto-Verwahrung. Die angebotenen „Custody Services“ richten sich ausschließlich an institutionelle Kunden und vermögende Einzelpersonen mit hoher Kapitalausstattung.
Die Bank schlägt dem Regulator vor, Krypto-Werte genauso zu behandeln wie Bankguthaben, inklusive Versicherung, gesetzlichem Schutz und staatlich überwachtem Zugriff bei Verdacht auf Missbrauch.
🚨BREAKING: Russia’s largest bank, Sberbank, has officially launched custody services for crypto assets.
This is not retail speculation — this is state-level infrastructure for digital finance.
Sberbank is one of the most systemically important banks in Russia.
Its entry into… pic.twitter.com/1ndTRUrUxr
— Mason Blak C (@Masonblakcrypto) July 17, 2025
🚨EILMELDUNG: Russlands größte Bank, die Sberbank, hat offiziell Verwahrdienste für Krypto-Assets gestartet.
Das ist keine Spekulation von Privatanlegern – das ist staatliche Infrastruktur für digitale Finanzsysteme.
Die Sberbank zählt zu den systemrelevantesten Banken Russlands.
Ihr Einstieg in die Krypto-Verwahrung signalisiert einen geopolitischen Wandel im Umgang mit digitalen Vermögenswerten – nicht mehr als Bedrohung, sondern als strategisches Instrument.
Während westliche Medien sich auf ETFs (Exchange Traded Funds – börsengehandelte Fonds) und Memecoins konzentrieren, wird im Hintergrund das globale Finanzsystem neu aufgebaut:
Ripple dominiert bereits heute die Verwahrung, Liquiditätsbereitstellung und Echtzeitabwicklung zwischen Institutionen.
Russland entwickelt seine eigene Krypto-Infrastruktur – unabhängig von SWIFT oder vom US-Dollar gestützten Zahlungssystemen.
Der BRICS+-Block treibt die Integration tokenbasierter Abwicklungssysteme voran.
BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) und IWF (Internationaler Währungsfonds) arbeiten weiter an programmierbaren Abwicklungsschichten (siehe UniLedger- und mBridge-Pilotprojekte).
Was passiert, wenn diese Infrastrukturen miteinander verbunden werden?
Banken werden Bitcoin nicht für finale Abrechnungen nutzen.
Sie werden XRP verwenden – entwickelt für institutionelle Abwicklung auf ISO-20022-Basis.
Das hat nichts mit Hype zu tun.
Es geht um strategische Positionierung, bevor der Schalter umgelegt wird.
Vom digitalen Gold zum institutionellen Pfand
Die Verwahrung von Kryptovermögen ist für große Finanzakteure längst kein Nebenschauplatz mehr. In den USA stellen Banken wie BNY Mellon und State Street ähnliche Angebote bereit, in Europa experimentieren insbesondere Schweizer und französische Großbanken mit Krypto-Depotlösungen.
Die Beweggründe ähneln sich überall: Wer Milliarden bewegt, will Kontrolle, Sicherheit und braucht regulatorische Klarheit.
Sberbank bietet das nun auch auf russischem Boden an. Die Krypto-Assets der Kunden bleiben zwar technisch auf der Blockchain, doch die Zugriffsrechte, also die privaten Schlüssel, liegen beim Verwahrer.
Damit kann die Bank den Zugriff strukturieren, im Zweifel auch einschränken. Gleichzeitig schützt sie vor Verlust durch Hacks, Systemfehler oder menschliches Versagen. Für viele Großanleger sind das entscheidende Bedingungen, um überhaupt mit Kryptowährungen zu operieren.
Sberbank betont, man wolle kein Schattenreich schaffen, sondern ein transparentes Regelwerk anbieten. Die Verwahrung sei vollständig rückversicherbar und eingebettet in russisches Recht.
Doch genau hier beginnt die Ambivalenz: Dieselben Mechanismen, die Sicherheit garantieren, ermöglichen auch Überwachung, Zugriff und politische Steuerung.
Der neue Finanzadel
Der Zugang zur Verwahrung ist nicht offen. In Russland gelten strikte Regeln, wer überhaupt mit digitalen Assets handeln oder sie verwahren lassen darf.
Die Schwellenwerte für „qualifizierte Investoren“ liegen bei knapp einer Million Euro an Vermögenswerten oder einem entsprechenden Jahreseinkommen.
Alternativ kann auch ein staatlich zertifizierter Test absolviert werden, der bei Bestehen aber nur einen begrenzten Zugang erlaubt.
Das Resultat: Krypto wird in Russland nicht demokratisiert, sondern exklusiv gemacht. Was in seiner Ursprungsidee für alle gedacht war, wird weiter Teil einer selektiven Finanzelite. Zum Glück bestehen die Möglichkeiten der Selbstverwahrung für uns ‚Kleinen‘ erhalten.
Integration mit Nebenwirkungen
Der Vorstoß Russlands ist nicht isoliert zu betrachten. Er fügt sich in eine globale Entwicklung ein: Aus der anfänglich anarchischen Krypto-Welt formt sich ein neuer Layer im institutionellen Finanzsystem.
Mit jeder Verwahrungslösung, jedem ETF, jeder Lizenz verlieren Kryptowährungen ein Stück ihrer ursprünglichen Radikalität.
Diese Entwicklung bringt wohl Stabilität, Rechtsklarheit und neue Investitionschancen für große Akteure, doch sie verändert auch die Bedeutung von Krypto insgesamt.
Kryptowährungen werden zur Ware, zur Sicherheit, zur Bilanzposition, wobei die Vision von digitaler Souveränität zu verblassen droht, verstärkt durch immer strengere Gesetze und verstärkter Überwachung.
Die Bewegung in Russland zeigt eindrücklich, wie stark politische und wirtschaftliche Interessen diese Transformation vorantreiben. Sberbank als staatlich gesteuertes Institut agiert dabei nicht nur als Dienstleister, sondern als Instrument eines größeren geopolitischen Spiels.
Quellen: PublicDomain/legitim.ch am 19.08.2025
