Pressefreiheit adé: »›Kamera aus oder ich schieß’‹, hieß es«

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Pressefreiheit in Deutschland endete für Kameramann gegenüber dem US-Konsulat in Frankfurt am Main. Gespräch mit Romas Dabrukas.

Romas Dabrukas arbeitet als Kameramann für die Nachrichtenagentur ­Rubtly TV in Berlin. Diese bereitet internationale Nachrichten für Onlinemedien auf und gehört zur Mediengruppe Russia Today (RT-Television)

In der Nacht zum Montag wollten Sie eine Aktion von Politkünstlern vor dem US-Konsulat in Frankfurt am Main filmen. Dabei wurden Sie von der Polizei mit vorgehaltener Schußwaffe an Ihrer Arbeit gehindert. Was ist vorgefallen?

Etwa gegen zwei Uhr war ich in dieser Nacht im Auftrag der Nachrichtenagentur ­Rubtly TV, für die ich als Kameramann arbeite, vor dem amerikanischen Konsulat. Ich war gerade aus der nordirischen Hauptstadt Belfast zurückgekehrt, um in Frankfurt am Main diese Kunstaktion vor dem Konsulat zu filmen.

Schon bevor alles losging, war plötzlich ein Aufgebot von etwa 20 Polizisten da; einige uniformiert, andere in Zivil. Die Künstler waren gerade vorgefahren. Sie hatten Technik dabei, um Bilder an die Gebäudewand zu projizieren. Wie ich gehört hatte, ging es darum, mit Lichtbildern gegen die Überwachung des amerikanischen Geheimdienstes NSA in Deutschland zu protestieren.

Dann ging alles ziemlich schnell. Mehrere Polizeiwagen fuhren vor. Mit der Waffe in der Hand wurde ich aufgefordert, meine Kamera abzuschalten. »Kamera aus oder ich schieß’«, hieß es. Ich war schockiert, welche Zustände in bezug auf die Pressefreiheit in Deutschland herrschen. Zunächst dachte ich, vielleicht ist all das darauf zurückzuführen, daß ich nur einen litauischen Presseausweis bei mir hatte.

Außer Ihnen war noch ein Video-Amateurfilmer dort?

Ja, dem deutschen Kollegen ging es nicht besser als mir. Polizisten beschlagnahmten unsere Kameras. Sie haben einen Platzverweis ausgesprochen, mit der Begründung, es sei eine Sicherheitszone – dabei waren wir, der deutsche Kollege und ich, doch nur auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Konsulats. Ich war verblüfft, weil es sich gar nicht um amerikanisches Territorium handelt. Vor allem verlangten sie, die Aufnahmen zu sehen, die ich gemacht hatte. Sie haben auch meine SD-Speicherkarte für die Kamera beschlagnahmt. Ich war damit nicht einverstanden, weil wir als unabhängige Presse-vertreter grundsätzlich nicht mit der Polizei kooperieren.

Was war das genau für eine Aktion, über die Sie berichten wollten?

Ich bin nur Kameramann und nicht im Detail informiert: Lichtkünstler wollten mit einem Projektor Bilder von Anonymous-Masken an die Hauswand projizieren – und so ihren Protest gegen den Überwachungsstaat ausdrücken, in Solidarität mit Edward Snowden. Sie hatten entsprechende Kostüme an. Die Polizei richtete ihre Waffen auch gegen sie, und zwang sie, die Aktion abzubrechen.

Wie hat sich alles abgespielt?

Bevor die Polizei eintraf, hatte sich ein schwarzer Mann, der vor dem Konsulat stand, in Bewegung gesetzt. Er lief die Straße herunter und rief »Polizei, Hilfe – help, police«. Welche Rolle er spielte, weiß ich nicht. Später haben die Polizisten meine Sachen durchsucht, und mich zwei Stunden lang dort festgehalten. Sie haben mir nicht geglaubt, als ich Ihnen sagte, daß ich nur eine Speicherkarte für meine Kamera besitze, und haben die ganze Zeit nach einer angeblich von mir versteckten zweiten gesucht, die ja gar nicht existierte. Darüber mußte ich lachen, weil es so absurd war. Vermutlich haben sie ge-dacht, wir wären mit Anonymous zusammen – nach Vorweisen meines Presseausweises hätten sie es besser wissen müssen. Ich hatte ihnen die Telefonnummer der Presse-agentur Rubtly TV gegeben. Erst am Dienstag haben sie mir meine Kamera und die Karte wieder zurückgegeben.

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Occupy-Aktivisten haben sicht entsetzt gezeigt und daran erinnert, daß die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) die deutsche Polizei kürzlich erst im Zusammenhang mit der Blockupy-Demo kritisiert hatte, die Pressefreiheit mit Füßen zu treten.

Haben sich die Beamten bei Ihnen für ihr Verhalten entschuldigt?

Nein, sie haben gesagt, das sei ihre Arbeit. Sie hätten gedacht, mein Ausweis von der litauischen Journalisten-Union würde hierzulande nicht gelten. Ich war erstaunt, daß mich Polizisten in Deutschland mit der Waffe bedrohen und mir meine Kamera weg-nehmen. Das ist mir in meinem Leben als Kameramann noch nicht passiert. Daß die deutsche Polizei Bilder zu sehen verlangt, ist mir neu; ich gehe davon aus, daß sie mit der amerikanischen Seite zusammenarbeitet.

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Quellen: ruptey.tv/jungewelt.de vom 18.07.2013

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9 comments on “Pressefreiheit adé: »›Kamera aus oder ich schieß’‹, hieß es«

  1. Wisse, deutscher Polizist, du handelst als Privatperson. Es gibt für dich keine Amts- oder Staatshaftung. Nur du selbst bist verantwortlich für dein Tun.
    Wenn die Freiheit eines Tages obsiegen wird, wenn Rechtsstaatlichkeit, Friedfertigkeit und eine Verfassung in Deutschland zur Wirklichkeit werden, dann ist er da, the day of reckoning.
    Dann wird man dich und deinesgleichen in einem fairen und rechtsstaatlich einwandfreien Prozess vor Gericht stellen und du wirst dich verantworten müssen für deine Handlungen im Auftrag einer fremden Macht. Keiner soll mehr sagen können: Das habe ich nicht gewusst.
    Human Race: Get off your knees!
    Shalom.

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