Gesundheit: Darum wirst Du tagsüber müde – die geheimen Ursachen

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Übermäßige Tagesmüdigkeit (EDS) ist ein Zustand, bei dem Personen tagsüber unter starker Schläfrigkeit leiden. Außerdem erhöht EDS das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit und Diabetes.

US-Medizinern ist es nun im Rahmen einer aktuellen Studie  gelungen, mehrere Moleküle im Blut, sogenannte Metaboliten, die mit exzessiver Tagesmüdigkeit in Verbindung stehen, zu identifizieren. Die Erkenntnisse könnten dazu beitragen, neue Ansätze zur Diagnose und Behandlung von Schlafstörungen zu entwickeln. Von Frank Schwede

Die Augenlider sind schwer wie Blei, sie können sich kaum konzentrieren, sind kurz vor dem Einnicken – und das mittags um ein Uhr. Rund fünfzehn Prozent der Deutschen leiden nach eigener Aussage ständig oder häufig unter gesteigerter Tagesmüdigkeit oder sogar Tagesschläfrigkeit.

Die Ursache kann schlechter Schlaf in der Nacht sein, eine Erkältung, vorübergehender Stress oder gesteigerte körperliche Aktivität. Meistens ist vorübergehende Tagesmüdigkeit  kein Grund zur Sorge.

Ausreichend Ruhe, Erholung und genügend Schlaf laden die Batterie in der Regel rasch wieder auf. In harmlosen Fällen helfen oft auch einfache Tipps wie Bewegung, frische Luft oder ein kurzes Nickerchen, das Tagestief zu überwinden.

Tagesmüdigkeit betrifft Menschen quer durch alle Gesellschaftsschichten. Vom Arbeiter bis zum Angestellten. Ständige Müdigkeit hat zunächst keine erkennbare Ursache, wie beispielsweise eine Atemwegsinfektion oder eine stressreiche Lebensphase, weshalb die genaue Ursache oft schwer zu finden ist.

Wann Müdigkeit auffällig und zu einem echten Problem wird, ist nicht exakt definiert. Wer sich über einen längeren Zeitraum ständig müde, schlapp, antriebslos und rasch erschöpft fühlt, sollte der Sache auf den Grund gehen.

Von chronischer Müdigkeit sprechen Mediziner, wenn die Müdigkeit über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten anhält.

Oft wird Müdigkeit mit Schläfrigkeit gleichgesetzt, die ein erhöhtes Schlafbedürfnis zur Folge hat, ebenso auffällig lange Schlafenszeiten oder die Neigung, tagsüber ungewollt einzuschlafen – vor allem bei monotonen Tätigkeiten wie Lesen und Fernsehen.

Häufig hat Tagesmüdigkeit auch etwas mit dem persönlichen Lebensstil oder der aktuellen Lebenssituation zu tun. In seltenen Fällen steckt hinter exzessiver Tagesmüdigkeit (Excessive Daytime Sleepness, kurz EDS) eine versteckte psychische oder körperliche Krankheit.

EDS kann aber auch noch eine andere Ursache haben. US-Forschende identifizierten im Rahmen einer Studie,  die in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet eMedicine veröffentlicht wurde,  mehrere Moleküle im Blut, sogenannte Metaboliten, die mit EDS in Verbindung stehen.

Ernährung und Genetik spielen eine wichtige Rolle

Die aus der Studie gewonnenen Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Risiko an EDS zu erkranken sowohl durch innere Körperprozesse wie den Hormonspiegel als auch durch äußere Faktoren wie die Ernährung beeinflusst werden kann.

Tariq Faquih, Postdoktorand in der Abteilung für Schlaf- und Zirkadianstörung am Brigham and Women´s Hospital in Boston und Hauptautor der Studie erklärt:

„Unsere Studie legt nahe, dass Ernährung und Genetik eine wichtige Rolle bei EDS spielen könnte. Da wir die biologischen Vorgänge besser verstehen, beginnen wir zu verstehen, wie und warum EDS auftritt, welche frühen Anzeichen es gibt und wie wir den Patienten helfen können.“

Im Rahmen der Studie sammelten die Forscher Daten zu 877 Metaboliten, das sind natürlich vorkommende Molekülen im Körper, die durch Ernährung und Hormone beeinflusst werden.

Das Forscherteam nutzte Blutproben von sechstausend Teilnehmenden sowie Daten aus einem Fragebogen, der erfasst, wie oft eine Person in verschiedenen Situationen am Tag einnickt.

Die Ergebnisse wurden mit weiteren Studien aus den USA, Großbritannien und Finnland verglichen. Insgesamt konnten sieben Metaboliten identifiziert werden, die mit übermäßiger Tagesmüdigkeit in Verbindung stehen.

Unter anderem fanden die Forscher heraus, dass Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren die häufig in Lebensmitteln der mediterranen Ernährung vorkommen, mit einem geringeren Erkrankungsrisiko verbunden sind.

Andere Metaboliten, wie Tyramin, das in fermentierten und überreifen Lebensmitteln zu finden ist, steht mit erhöhter Tagesmüdigkeit in Verbindung. Insbesondere bei Männern. Andere Metaboliten, wie Progesteron, gehen wiederum mit schlafbezogenen Prozessen wie der Melatonin-Produktion einher.

Die Autoren der Forschung schreiben,  dass die Ergebnisse ihrer Studie potenzielle Behandlungsziele nahelegen und dass eine Umstellung der Ernährung oder der Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel und entsprechenden Medikamenten vermutlich zur Verringerung der Tagesmüdigkeit beitragen können.

Allerdings weisen die Forschenden darauf hin, dass weitere klinische Studien und Tests, etwa in einem Schlaflabor, die genau das untersuchen, nötig sind. Tariq Faquih:

„Die Durchführung einer klinischen Studie wäre ein wichtiger nächster Schritt und könnte uns helfen zu verstehen, ob über die Ernährung aufgenommene Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren das Risiko für EDS senken könnte.“

Ein Mangel an bestimmten Nährstoffen wie Eisen und Vitamin D kann zu Müdigkeit führen. Laut einer Untersuchung, die im American Journal of Clinical Nutriton veröffentlicht wurde, litten Probanden, die mehr Obst und Gemüse konsumierten, deutlich weniger unter Tagesmüdigkeit.

Besonders interessant ist, dass bei der Analyse der Daten der männlichen Teilnehmer zusätzlich drei Metaboliten identifiziert wurden, was darauf hindeutet, dass es möglicherweise geschlechtsspezifische Unterschiede beim Auftreten von EDS gibt.

Laut Studie könnte diese Erkenntnis dazu beitragen, künftig personalisierte Ansätze bei der Behandlung von Tagesmüdigkeit zu entwickeln. Zwar fanden die Forscher heraus, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen, die aber nur einen kleinen Teil des gesamten Bildes ausmachen. Tamar Sofer, Direktorin für Biostatik am Beths Israel Deaconess Medical Center (BIDMC) in Boston und Co-Autorin der Studie sagt:

„Wir wollten Biomarker identifizieren, die stärkere Einblicke in die Mechanismen der übermäßigen Tagesmüdigkeit geben können.“

Eine weitere Studie, die im Journal of Clinical Sleep Medicine veröffentlich wurde, untersuchte den Einfluss von regelmäßiger Bewegung auf die Schlafqualität und die Wachsamkeit untertags.

Die Ergebnisse zeigen, dass Personen, die regelmäßig Sport treiben, deutlich weniger unter übermäßiger Tagesmüdigkeit leiden und außerdem eine verbesserte Schlafqualität haben. Allerdings ist darauf zu achten, nicht unmittelbar vor dem Schlafgehen zu trainieren.

Auch eine gute Schlafhygiene ist wichtig. Dazu gehören das Festlegen eines regelmäßigen Schlafrhythmus und das Meiden von elektronischen Geräten mit hohem Blaulichtanteil wie PC, Smartphone und Tablet unmittelbar vor dem Schlafengehen.

Wenn versteckte Krankheiten zu Müdigkeit führen

Wer glaubt, dass seine Müdigkeit das normale Maß übersteigt, länger als sechs Monate anhält und den Alltag in ungewohnter Weise beeinträchtigt, sollte vorsichtshalber ärztlichen Rat einholen.

Das gilt auf jeden Fall, wenn zusätzliche Symptome auftreten, für die keine Ursache bekannt ist. Dazu gehören beispielsweise Nachtschweiß, plötzlich auftretendes Fieber ohne erkennbare Ursache, Schmerzen, geschwollene Lymphknoten oder der plötzliche Verlust von Körpergewicht.

Fast jede Krankheit kann, neben den krankheitstypischen Beschwerden, auch zu Müdigkeit führen. Beispielsweise kann ständige Müdigkeit ein Hinweis auf eine Depression sein.

Auch Angststörungen können hinter ständiger Erschöpfung stecken. Suchterkrankungen, wie Alkoholsucht oder Drogenmissbrauch, stehen ebenfalls oft in Verbindung mit Müdigkeit.

Infektionserkrankungen, vor allem durch Viren verursachte Infekte, gehen ebenfalls häufig mit Müdigkeit einher. Bekanntestes Beispiel ist die Mononukleose, besser bekannt als Pfeiffersches Drüsenfieber, die in der Regel zu längerer Erschöpfung führt.

Auch Blutarmut durch Eisenmangel hat Müdigkeit zur Folge. Unser Körper braucht Eisen, um rote Blutkörperchen bilden zu können, die den Sauerstoff transportieren. Kommt es zu einem Eisenmangel, führt das zur Blutarmut.

Der Grund ist, der Körper wird schlechter mit Sauerstoff versorgt. Nur eine Blutuntersuchung kann zeigen, ob der Körper ausreichend mit Eisen versorgt wird.

Auch Erkrankungen des Herzens, etwa eine Herzschwäche können neben weiteren Beschwerden zu Müdigkeit führen. Das gilt auch für Schilddrüsenerkrankungen, zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion.

Selten steckt hinter Müdigkeit eine Krebserkrankung. Meistens sind dann noch weitere Symptome vorhanden. Umgekehrt berichten Menschen mit Krebs häufig über Müdigkeit, das chronische Fatigue Syndrom.

Übermäßige Tagesmüdigkeit ist ein komplexes Feld und es gibt zahlreiche Gründe für EDS. Nur ein Arzt kann anhand von Untersuchungen feststellen, ob eine Behandlung notwendig ist und was sie gegebenenfalls beinhaltet.

Allerdings zeigen die Erkenntnisse aus der aktuellen Studie, dass genetische Faktoren, Metaboliten, die Ernährung und der persönliche Lebensstil eine wichtige Rolle bei der Diagnostik spielen.

Die Forschung ist noch nicht abgeschlossen, aber die bereits gewonnenen Erkenntnisse könnten dazu beitragen, neue Ansätze zur Diagnose und Behandlung von Schlafstörungen zu entwickeln.      .

Quellen: PublicDomain/Frank Schwede für PRAVDA TV am 07.09.2025

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