Es stinkt zum Himmel: Wie Schweinegülle unser Grundwasser gefährdet

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Große Mastbetriebe müssen riesige Mengen Gülle entsorgen – dabei gerät oft Nitrat ins Grundwasser. An jeder siebenten Messstelle wird der Höchstwert überschritten. Das Umweltbundesamt ist alarmiert.

Deutsche Bauern mästen viel mehr Schweine, als für die Versorgung der Bundesbürger nötig wäre. Das ist gut fürs Geschäft. Tonnenweise wird das Fleisch aus Deutschland in alle Welt exportiert. Aber der wirtschaftliche Erfolg hat eine Kehrseite. Zurück bleibt die Gülle; pro Kilogramm Steak oder Schnitzel können mehr als 20 Liter anfallen. Unterm Strich ergibt das riesige Mengen, die entsorgt werden müssen. Vor allem in viehstarken Regionen Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens ist das ein Problem. Es wird mehr Gülle produziert, als auf den vorhandenen Flächen verwendet werden kann – und die die Betriebe dann auf anderem Weg loswerden müssen.

Dabei ist Gülle zunächst einmal ein wertvoller Dünger. Pflanzen brauchen den darin enthaltenen Stickstoff, um optimal zu wachsen. Derzeit sind die Bauern wieder mit ihren Tankwagen unterwegs, um mit der Gülle ihre Felder zu düngen. Am 31. Januar endete wie jedes Jahr die dreimonatige Sperrzeit. Die Güllebehälter neben den Ställen sind nach dem Winter randvoll.

Bei der Ausbringung müssen die Bauern auf die richtige Menge achten und verhindern, dass überschüssiger Stickstoff aus der Gülle als Nitrat in Bäche, Flüsse oder ins Grundwasser gelangt. So schreibt es die sogenannte gute fachliche Praxis vor. Große Mastbetriebe ohne eigene Flächen müssen spezialisierte Unternehmen mit der Lagerung und Entsorgung von Gülle beauftragen. Nicht immer ist nachvollziehbar, wo der lästige Abfall am Ende tatsächlich bleibt.

Der Nitratbericht der Bundesregierung zeigt, dass offensichtlich gerade dort, wo besonders viele Tiere gehalten werden, mehr Gülle auf Feldern ausgebracht wird, als eigentlich erlaubt und für die Umwelt verträglich ist. An etwa 14 Prozent der Messstellen eines bundesweiten Überwachungsnetzes wird der zulässige Nitrathöchstwert überschritten, an 40 Prozent der Messstellen hat die Belastung in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen. Wegen zu hoher Nitratwerte haben Wasserversorger schon Grundwasservorkommen aufgegeben und tiefere Brunnen gebohrt. Um Trinkwasserqualität zu erreichen, muss das Grundwasser immer aufwendiger aufbereitet werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) hat errechnet, dass dadurch für die Verbraucher jedes Jahr Mehrkosten in Höhe von acht Milliarden Euro entstehen.

Bundesagrarminister Schmidt plant strengere Vorgaben

Das Umweltbundesamt (Uba) mahnt denn auch in einer Studie zur Stickstoffbelastung in Deutschland, das Grundwasser besser zu schützen, damit bei der nachträglichen Aufbereitung des Trinkwassers nicht noch höhere Kosten anfallen. Die neue Düngeverordnung von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) soll dazu einen entscheidenden Beitrag leisten. Geplant sind strengere Vorschriften für einen effizienteren und damit umweltfreundlicheren Umgang mit der Gülle. So sollen etwa die Sperrzeiten im Winter ausgeweitet und die Stickstoffüberschüsse insgesamt gesenkt werden. Auch für den Nährstoff Phosphor sollen die Regelungen verschärft werden.

Niedersachsen gehen die geplanten Maßnahmen jedoch nicht weit genug. „Diese Vorschläge reichen nicht, wenn das Kontrollsystem ineffizient bleibt“, heißt es in einem internen Papier des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums. Die rechtlichen Voraussetzungen für einen wirkungsvollen Vollzug seien nicht gegeben. Niedersachsen schlägt daher vor, den Ländern die Möglichkeit einzuräumen, eine schlagkräftige Düngebehörde aufzubauen. Die Überwachung müsse alle Betriebe im Blick haben, bei denen „Nährstoffe entstehen gelagert, transportiert, gehandelt oder angewendet werden“, heißt es in dem Papier weiter.

Die dafür notwendigen Daten werden bereits erhoben, doch die datenschutzrechtlichen Bestimmungen verhindern es bislang, diese abzugleichen. Ein Datenaustausch sei nicht möglich, weil diese Daten aus Gründen wie Baurecht, Seuchenrecht, Gewerbeaufsicht oder Steuerermittlung ermittelt werden, aber nicht zum Zwecke der düngerechtlichen Kontrolle erhoben werden. „Diese gesetzliche Grundlage fehlt auf Bundesebene in den entsprechenden Fachgesetzen“, lautet die Kritik.

Die Niederlande und Dänemark hätten vorgemacht, wie eine Düngebehörde arbeiten könne. In Deutschland dagegen fehle der politische Wille. Um die Nährstoffbilanzen einzelner Betriebe zu erfassen und damit den Einsatz von Gülle zu kontrollieren, sollte eine elektronische Meldepflicht eingeführt werden, lautet ein Lösungsvorschlag aus Niedersachsen. Die dadurch verfügbaren Daten würden es ermöglichen, risikoorientiert zu kontrollieren und gezielt Betriebe zu überprüfen, bei denen düngerechtliche Verstöße wahrscheinlicher sind.

Mit dem Ende des vergangenen Jahres vorgelegten Entwurf der Düngeverordnung setzt die Bundesregierung die EG-Nitratrichtlinie um, was Brüssel seit Langem angemahnt hat. Bereits im Oktober 2013 hat die EU-Kommission deswegen ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet und dieses im Juli 2014 in einer Stellungsnahme begründet. Martin Hofstetter von Greenpeace sieht in den Vorschlägen zum Umgang mit der Gülle einen Schritt in die richtige Richtung. „Nicht die Gülle ist das Problem, sondern die Menge“, sagte Hofstetter. Entscheidend sei, dass die Vorschriften wirksam kontrolliert werden.

Nitrat ist zwar kein tödliches Gift, aber es kann bei Säuglingen den Sauerstofftransport behindern, bis sie blau anlaufen. Oder es kann im menschlichen Magen unter bestimmten Umständen in Nitrosamine umgewandelt werden, die womöglich Krebs erregen. Der Grenzwert soll Mensch und Umwelt schützen.

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Quelle: BFG/WeltOnline vom 20.02.2015

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