Terrorismus-Lügen: Wie die Stasi im Untergrund agierte

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Die Stasi steuerte die RAF. Doppelagenten tummelten sich geradezu unter den Terroristen. Und selbst Rechts-Terroristen wie die Wehrsportgruppe Hoffmann arbeiteten mit der DDR zusammen.

Mehr als eineinhalb Jahre lang hat die Publizistin Regine Igel bei der Stasiunterlagen-behörde die Akten der Abteilung Terrorabwehr des DDR-Geheimdienstes gewälzt. In ihrem Buch „Terrorismus-Lügen“ fasst sie ihre Ergebnisse zusammen.

„In dieser Systematik und in dieser Menge wurde zum ersten Mal ausgewertet“, sagte Regine Igel der „Leipziger Volkszeitung“. Mehr als 60.000 Seiten habe sie gewälzt. Und sie kommt zu aufsehenerregenden Ergebnissen.

Pässe, Wohnungen, Geld – warum?

Anfang der 1980er Jahre flüchteten zehn RAF-Terroristen in die DDR. Die Staatssicher-heit empfing sie in einer „altdeutschen“ Kellerbar. Die Hocker, die Bierkrüge, alles ist noch genauso wie damals. Was besprachen die Stasi-Offiziere mit den westdeutschen Terroristen? Warum bekamen sie neue Pässe, Wohnungen, Geld? In Briesen tauchten in Folge weitere Terroristen auf – aus dem arabischen Raum, sogar aus Japan. Dort paukten sie die Grundlagen des Terrorismus, wie Regine Igel recherchiert hat.

Kurz nach dem Mauerfall wurden die RAF-Terroristen in der DDR verhaftet. Schnell hieß es, sie hätten dort ein bürgerliches Leben geführt, dem Terrorismus abgeschworen. Alles Lüge, so Regine Igel. „Es gibt in den Akten eine Reihe von Hinweisen, dass die zehn sogenannten Aussteiger keineswegs friedlich in der DDR-Provinz gelebt haben.“ In den Finanzakten findet die Publizistin Überweisungsbelege der Stasi. Zehntausende Mark wurden den RAF-Terroristen bis 1989 regelmäßig überwiesen. Wofür? Warum? Eine weitere Unglaublichkeit gibt es: Die Akten der Funkaufklärung legen nahe, dass sie regel-mäßig in den Westen gereist sind. „Wir wissen nicht, was sie in der BRD gemacht haben“, so Igel. „Aber es ist naheliegend, dass sie dort konspirativ unter falschen Namen mit verändertem Aussehen aktiv terroristisch waren. Sie waren die ganze Zeit als IMs geführt.“

Die Wehrsportgruppe Hoffmann

Doch nicht nur der linke Terror hat die Stasi interessiert. In den 1970er Jahren gehen Bilder der Wehrsportgruppe Hoffmann um die Welt. Junge Männer in Fantasieuniformen proben den Ernstfall. Gründer Karl-Heinz Hoffmann gilt damals vielen als Inbegriff des Nazi-Deutschen. „Wir müssen davon ausgehen“, sagt Karl-Heinz Hoffmann, Gründer der Wehrsportgruppe Hoffmann, „dass jede Organisation von Bedeutung penetriert werden, infiltriert werden und auch benutzt werden kann.“ Als die Wehrsportgruppe 1980 ver-boten wird, will Hoffmann Schluss machen. Doch das passt nicht allen. Statt öffentlich zu marschieren, soll er nun in den militanten Untergrund. Einer seiner engsten Vertrauten, so weiß er heute, war ein Mann der Stasi. „Dann hat der Rössner zu mir gesagt – das war nach dem Verbot – lassen Sie uns hier etwas aufziehen“, so Hoffmann. „Da habe ich gesagt: Das kommt überhaupt nicht in Frage. Die WSG ist verboten, bis dahin war das legal, ich kann das niemandem zumuten.“

Auf den öffentlichkeitswirksamen Hoffmann will man so schnell nicht verzichten. Ein bekannter Neonazi bezahlt ihm und seinen Männern eine Reise in den Libanon. „Es war wohl“, so Hoffmann, „die Intention, uns über den Albrecht dorthin zu bringen und dann zu Straftaten in Deutschland anzustiften.“ Später erfährt Hoffmann, dass er genau in dem Lager gelandet ist, in dem auch Ulrike Meinhof ausgebildet wurde. Und der Mann, der ihm die Reise finanzierte, ist ein Doppelagent von BND und DDR-Stasi. „Wir haben dann Waffentransporte, die von der DDR, von Rostock nach Tripolis in den Libanon kamen, durch nicht ganz so sichere Gebiete. Durch das Hermelgebiet hat die deutsche Gruppe hauptsächlich die Sicherung übernommen“, erinnert sich Hoffmann.

Rechtsextreme, die für der DDR nahestehende Palästinenser Waffen transportieren – mit Wissen von BND und Stasi – das sind die seltsamen Allianzen des Kalten Krieges. Genau solche Informationen, erfährt Igel, werden von der Stasiunterlagenbehörde aber ge-schwärzt oder gar nicht erst herausgegeben, wie die Liste der bis zuletzt in Diensten des DDR-Geheimdienstes stehenden Terroristen. Warum, will sie von dem Berliner Historiker Klaus Bästlein wissen. „Es hat wahrscheinlich Mitte des Jahres 1990 zwischen hohen Stasigenerälen und dem Bundesinnenministerium eine Vereinbarung über den Umgang mit den Akten gegeben“, antwortet dieser. „Danach sollten die Akten eigentlich ge-schlossen werden, es sollte keine Strafverfolgung stattfinden. Es sollte im Gegenzug aber auch kein belastendes Material über Politiker und das Fehlverhalten der bundesdeutschen Seite veröffentlicht werden.“

70 hohe Stasioffiziere in der Behörde

Auch wenn dieser Deal nie gesetzlich fixiert wurde, erklärt er doch einiges. 70 hohe Stasioffiziere arbeiteten in der Behörde, konnten noch bis vor Kurzem ungestört und alleine an die Akten – auch an die der Terroristen. Dass Regine Igel für ihr Buch überhaupt etwas fand, grenzt an ein Wunder, sagt sie selbst. „Es ist erstaunlich, dass im Westen auch nicht aufgeklärt wurde“, sagt sie. „Es verschwand Beweismaterial, es gibt einfach noch unendlich viele Fragen. Ich bin jetzt einigen Spuren auf den Weg gekommen, aber das ist noch nicht Geschichtsschreibung. Das ist sozusagen Geschichtsarchäoogie.“

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Stasi-Offiziere der Abteilung 22 führten die Terroristen – und wurden allesamt aus Mangel an Beweisen frei gesprochen. Und die RAF-Terroristen aus der DDR nahmen die Kron-zeugenregelung für sich in Anspruch. Nach wenigen Jahren durften sie wieder aus der Haft. Auch sie reden nicht über das, was damals wirklich passierte. Lediglich ein Haus in den Weiten Brandenburgs zeugt noch heute von der unheiligen Allianz der Geheimdienste mit dem Terrorismus.

Quelle: 3sat.de vom 17.08.2012

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