Kommt die Steuer auf Bankguthaben? Ist Dein Geld noch sicher? (Video)

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Die Verbraucherstimmung sei auf dem Tiefpunkt, beklagt der Einzelhandel. Das Weihnachtsgeschäft läuft nur schleppend. Viele Menschen halten aufgrund von Wirtschaftskrise und Inflation ihr Geld zurück.

Um den Konsum anzukurbeln, schlagen Marktforscher vor, eine Steuer auf Kontoguthaben einzuführen, um ruhendes Kapital wieder in den Umlauf zu bringen. Von Frank Schwede

Die deutsche Wirtschaft liegt am Boden. Die Inflation frisst die Ersparnisse auf, bei machen reicht´s nicht einmal mehr für das Nötigste. In Zeiten anhaltender Rezession, explodierender Energiepreise und Inflationswellen greifen immer mehr Menschen zum letzten Mittel – sie schränken ihren Konsum ein, legen stattdessen Geld auf die hohe Kante.

Das bekommt vor allem der Einzelhandel zu spüren. Das Weihnachtsgeschäft läuft nur mäßig bis schleppend. Für teure Weihnachtsgeschenke ist einfach kein Geld da. Doch sparen passt offenbar nicht ins Wirtschaftskonzept.

Deshalb schlagen Marktforscher vor, Menschen, die sich einen Notgroschen auf die Seite legen,  in Form einer Steuer das Geld mit der Brechstange aus dem Portemonnaie zu ziehen.

Weil die meisten Bürger angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage sparsam mit ihrem Geld umgehen, müsse man sie eben über eine Strafsteuer zum Konsum zwingen. so die perfide Logik der Marktforscher.

Während die Reallöhne laut Aussage von Politikern und Wirtschaftsverbänden  steigen, hält die Mehrheit der Deutschen ihr Geld lieber zurück – und das aus gutem Grund.

Viele fürchten, dass die nächste Energiekostenabrechnung wieder ein Loch in die Haushaltskasse reißen könnte, hinzu kommende die ständig steigenden Kosten für Lebensmittel und anderen Produkten des täglichen Lebens wie Kleidung und Schuhe.

Die Marktforscher geben zwar zu, dass die anhaltend hohen Preise für Lebensmittel und Energie maßgeblich für die schlechte Kauflaune verantwortlich seien, doch statt die Ursachen zu bekämpfte, etwa durch Regulierung der ausufernden Energiepolitik, wird der Versuch unternommen, die Symptome der wirtschaftlichen Misere zu kaschieren, indem der ohnehin finanziell angeschlagene Bevölkerung in Gestalt einer Steuer quasi die Pistole auf die Brust gesetzt wird.

Was die Marktforscher zu vergessen scheinen:  Sparen ist nicht strafbar. Im Gegenteil. Die geradezu traditionelle Sparsamkeit der Deutschen war über Generationen hinweg die Grundlage für Wohlstand. (Auf dem Weg zu einem Derivate-Crash – Goldfieber der Zentralbanken)

Frontalangriff auf die Mittelschicht

Sie bot einen Rahmen für Investitionen, schuf gleichzeitig ein Gefühl von Sicherheit in schlechten Zeiten und bildete das Fundament für eine stabile Wirtschaft. Doch all das ist längst Schnee von gestern.

Über eine Tatsache sollte sich jeder im Klaren sein: Was hier vorgeschlagen wird, ist ein Frontalangriff auf die gebeutelte Mittelschicht, die in den letzten Jahren immer weiter in den Abgrund zu rutschen droht, weil einfach der nötige wirtschaftliche Halt fehlt. Was jetzt droht, ist der Todesstoß.

Die Botschaft ist klar und deutlich: Eigenvorsorge ist nicht erwünscht, stattdessen die Abhängigkeit von staatlichen Almosen, um auch den letzten noch freien Bürger an die Kette zu legen.

Ein großer Irrtum ist anzunehmen, dass die Sparguthaben nahezu gleich verteilt sind. Das ist schon lange nicht mehr der Fall. In einer EU-Statistik über das sogenannte Medianvermögen belegt Deutschland aktuell nur noch den fünfzehnten Platz.

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Der Median bezeichnet in Punkto Vermögen genau den Wert, bei dem die Hälfte darunter und die andere Hälfte darüber liegen. Nicht zu verwechseln mit dem Durchschnittswert, der sich ergibt, wenn man beispielsweise die Summe des gesamten Vermögens durch die Zahl der Einwohner teilt.

Das Median-Verfahren zeigt in einer Untersuchung der Europäischen Zentralbank aus dem Jahr 2023, dass die Deutschen im Mittel ärmer sind als beispielsweise die Slowaken.

In Zahlen ausgedrückt heißt das; im Medieanvermögen liegt Deutschland mit 106.000 Euro etwa 10.000 Euro unter jenem in der Slowakei, obwohl das Medieaneinkommen dort nicht einmal ein Drittel von dem in Deutschland beträgt (8703 zu 26.555 Euro). Insgesamt liegt Deutschland damit in der EU nur auf Platz 15.

Einer der Hauptgründe ist, dass nirgendwo in Europa der Anteil der Wohneigentümer so klein ist wie in Deutschland, was natürlich mit in den letzten Jahren rasant gestiegen Immobilienpreisen zu tun hat. Deutschland ist sogar Mieterland Nummer 1 in der EU – und das bei stetig weiter steigenden Mietpreisen.

Hinzu kommt, dass in fast keinem Land Europas die Vermögen so ungleich verteilt sind wie in Deutschland.  Laut einer Studie der Hans Böckler Stiftung besitzen die wohlhabendsten zehn Prozent der deutschen Haushalte zusammen etwa 60 Prozent des Gesamtvermögens, netto, abzüglich Schulden.

Die unteren 20 Prozent besitzen gar kein Vermögen. Etwa neun Prozent aller Haushalte haben sogar negative Vermögen, das heißt, sie sind verschuldet. Wer ein Vermögen von mehr als 722.000 Euro besitzt, gehört in Deutschland zu den oberen fünf Prozent.

Vermögen extrem ungerecht verteilt

Forscher kommen aufgrund der Statistik zu dem Ergebnis, dass die Schere zwischen Arm und Reich vor allem in Deutschland immer weiter auseinanderklafft. Der französische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty von der Paris School oft Economics sagt:

„Es wird deutlich, dass die Wohlstandsunterschiede nach wie vor extrem hoch sind und seit den 1990er Jahren zugenommen haben.“

Das heißt, die vorgeschlagene Steuer auf Bankguthaben würde vor allem die ärmsten 70 Prozent der Bevölkerung treffen, womit der Vorschlag der Marktforscher kontraproduktiv wäre, weil er keinesfalls ein Anreiz zum Konsum wäre – weil, was man nicht hat, kann man nicht ausgeben.

Bei den Wohlhabenden hätte die Steuer eher eine Vermögensumschichtung zur Folge – etwa in Wertpapieren und Edelmetallen, einem Schweizer Nummernkonto oder gleich die Steuerflucht auf die Cayman Islands.

Es ist darüberhinaus ein Irrtum anzunehmen, dass Bankguthaben ruhendes Kapital seien, weil Banken mit dem Kapital ihrer Sparer arbeiten. Weit über 90 Prozent der Einlagen von Sparern befindet sich im Wirtschaftskreislauf.

Sollte es dennoch gelingen, Sparer aufgrund einer drohenden Steuer zum Konsum zu bewegen und Guthaben aufzulösen, würde dies zur Folge haben, dass den Banken und der Wirtschaft wichtige Investitionsmittel entzogen würden – und das bei gleichzeitigem Anstieg der Zinsen für die Staatsschulden.

Statt Sparer zu bestrafen, wäre es seitens der Politik langsam an der Zeit, die wahren Probleme im Land anzugehen, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bekommen und vor allem die Energiekosten zu senken, um die Bürger zu entlasten, statt ständig nach neuen Einnahmequellen zu suchen.

Hinzu kommt, dass in keinem anderen Land der EU die Energiekosten derartig hoch sind wie in Deutschland. Das heißt, die Deutschen schuften nur, um Strom und eine warme Bude zu haben.

Statt den Konsum auf künstliche Weise anzukurbeln, sollten erstmal die Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum geschaffen werden.

Allerdings ist die Idee mit der Steuer nicht ganz neu und erinnert an das Wörgler Schwundgeld-Experiment in der österreichischen Stadt Wörgl, das vom Wörgler Bürgermeister Michael Unterguggenberger zur Bewältigung der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise im Juni 1932 ins Leben gerufen wurde.

Als Folge der Weltwirtschaftskrise von 1929 war die Wirtschaftslage auch in der Region Wörgl von einer Deflation geprägt. Außerdem herrschte eine hohe Arbeitslosenquote.

Die Gemeinde litt einerseits unter beträchtlichen Steuerausfällen, andererseits unter der hohen Last durch Hilfsleistungen an Arbeitslose. Die Folgen waren eine Schuldenlast in Höhe von 1,3 Millionen Schilling und 1500 Arbeitslose, von denen die Hälfte auf die Armenfürsorge der Gemeinde angewiesen war.

Gefährliche Kettenreaktion

Die Kassen waren leer, ein Ende nicht abzusehen. Das führte zu einer Kettenreaktion: Weil es kein Geld gab, konnte kein Lohn gezahlt werden, weil es keinen Lohn gab, schrumpfte der Wohlstand.

Das Geld fehlte den Arbeitgebern, um ihre Beschäftigten zu bezahlen, den Arbeitnehmern zum Konsum und am Ende auch der Gemeinde. Aus diesem Grund wurde ein Wohlfahrtsausschuss unter der Leistung von Bürgermeister Unterguggenberger gebildet, der die Ausgabe von Notgeld auf den Weg brachte.

Die Idee war, umlaufgesichertes Freigeld als Komplementärwährung im Wert von 34.500 Schilling für die Region Wörgl auszugeben. Ideengeber war in diesem Fall die Freiwirtschaftslehre des Finanztheoretikers und Sozialreformers Johann Silvio Gesell.

Ende Juli 1932 gab die Gemeindeverwaltung von Wörgl als Lohn für kommunale Arbeit, die von Arbeitslosen ausgeführt wurde, eigene sogenannte Arbeitswertscheine aus, den sogenannten Wörgler Schilling.

Die Scheine gab es im Nennwert von 1,5 und 10 Schilling. Die Arbeitswertscheine waren umlaufgesichertes Freigeld, denn es war durch Hinterlegung von Bargeld der Gemeinde bei der Wörgler Raiffeisenkasse gedeckt und gleichwertig an den Schilling gekoppelt.

Das Experiment wurde zwar als erfolgreich bezeichnet, da der Geldkreislauf und die Wirtschaft wiederbelebt wurden, während der Rest des Landes weiter tief in der Wirtschaftskrise steckte, allerdings verbot die Tiroler Landesregierung 1933 die weitere Ausgabe des Schwundgeldes, weil es gegen Artikel 122 des Nationalbankgesetzes verstieß.

Steht auch Deutschland bald vor einer ähnlichen Situation wie Wörgl vor rund hundert Jahren?  Tatsache ist, dass die Kaufkraft bei weiter steigendem Kostendruck weiter zurückgehen wird.

Es ist einfach nicht die Zeit, an Luxusgüter zu denken. Wer nicht das nötige Geld hat, reduziert seine Ausgaben auf ein Minimum, um auf einen Notgroschen zurückgreifen zu können.

Wie sagt ein altes Sprichwort? Spare bei Zeiten, dann hast du in der Not. Und genau das tun, das müssen jetzt sehr viele Deutsche wieder, weil einerseits der Kostendruck immer größer wird, andererseits die Beschäftigungslage unsicher ist.

Viele kleine mittelständische Betriebe stehen bereits kurz vor der Insolvenz oder stecken bereits mitten im Konkursverfahren. Hinzu kommen Massenentlassungen in der Automobilbranche und auch die Bahn hat bereits angekündigt, im Zuge ihrer Reform den Rotstift anzusetzen.

Das sind keine guten Nachrichten, vor allem keine, die Menschen in Kauflaune versetzen.

Video:

Quellen: PublicDomain/Frank Schwede für PRAVDA TV am 11.12.2025

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