Putin im O-Ton über die russischen Ziele im Ukraine-Konflikt

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Heute hat Präsident Putin seine jährliche Rede vor der Führung des russischen Verteidigungsministeriums gehalten und ich werde die wichtigsten Teile in zwei Artikeln übersetzen. Im diesem ersten Teil geht es um Putins einleitende Rede, im zweiten Teil übersetze ich seine Schlussbemerkungen. Von Thomas Röper

Traditionell nimmt der russische Präsident Putin am Ende eines jeden Jahres an der Veranstaltung Teil, bei der das russische Verteidigungsministerium die Ergebnisse des ausgehenden Jahres analysiert und seine Pläne für die Zukunft festlegt.

Bei der Veranstaltung ist der Hauptredner der Verteidigungsminister, Putin eröffnet die Veranstaltung mit einer einleitenden Rede und zieht nach dem Bericht des Verteidigungsministers eine Art Bilanz.

In diesem Artikel geht es um Putins einleitende Rede, in einem zweiten Artikel werde ich seine Schlussworte komplett übersetzen.

Da Putins einleitende Rede vor allem im Belange des Verteidigungsministeriums geht, habe ich sie nicht komplett übersetzt, sondern übersetze nur den Teil, in dem es um den Ukraine-Konflikt und den Konflikt mit dem Westen geht. Nach der Übersetzung werde ich dazu noch erklären, was die Formulierungen bedeuten dürften.

Beginn der Übersetzung:

Heute sehen wir, dass die globale geopolitische Lage weiterhin angespannt ist und sich in einigen Regionen sogar dramatisch zuspitzt. Die NATO-Staaten rüsten ihre Offensivstreitkräfte aktiv auf und modernisieren sie, entwickeln und stationieren neue Waffentypen, auch im Weltraum.

Dabei wird den Menschen in Europa die Angst vor einem unvermeidlichen Konflikt mit Russland in die Köpfe gehämmert: Sie sagen, man müsse sich auf einen großen Krieg vorbereiten. Verschiedene Leute, die eigentlich verantwortungsvolle Positionen innehatten oder noch innehaben, haben ihre Verantwortung anscheinend schlichtweg vergessen. (Putin im O-Ton über den Ukraine-Konflikt und die europäischen Eliten)

Sie lassen sich von kurzfristigen, persönlichen oder gruppenpolitischen Interessen leiten, nicht vom Wohl der Bevölkerung, und schüren die Hysterie immer weiter.

Ich habe es wiederholt gesagt: Die angebliche russische Bedrohung für europäische Länder ist eine Lüge, Unsinn, blanker Unsinn. Aber sie tun das ganz bewusst.

Die Wahrheit ist, dass Russland stets, selbst unter schwierigsten Umständen, bis zum aller letzten Moment nach diplomatischen Lösungen für Widersprüche und Konflikte gesucht hat, solange auch nur die geringste Chance bestand.

Und die Verantwortung dafür, dass diese Chancen nicht genutzt wurden, liegt allein bei denen, die glaubten, mit uns könne aus einer Position der Stärke sprechen.

Wir setzen uns auch heute noch für eine für beide Seiten vorteilhafte und gleichberechtigte Zusammenarbeit mit den USA und den europäischen Staaten sowie für die Bildung eines einheitlichen Sicherheitssystems in der gesamten eurasischen Region ein.

Wir begrüßen die Fortschritte in unserem Dialog mit der neuen amerikanischen Regierung. Leider kann man das von der derzeitigen Führung der meisten europäischen Länder nicht behaupten.

Dabei verstehen wir, dass unsere Streitkräfte in jeder internationalen Situation der wichtigste Garant für Russlands Souveränität und Unabhängigkeit, seine Sicherheit und Zukunft sowie seine strategische Parität bleiben. Und wie ich bereits sagte, müssen wir systematisch an ihrer Stärkung arbeiten.

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Ich möchte hier betonen, welche Ziele im Bereich der militärischen Entwicklung gesetzt werden sollten, insbesondere unter Berücksichtigung der Dynamik der Lage entlang der Kontaktlinie.

Erstens werden die Ziele der Militäroperation zweifellos erreicht werden. Wir würden es vorziehen, das und die Lösung der Ursachen des Konflikts auf diplomatischem Wege zu erreichen.

Wenn die Gegenseite und ihre ausländischen Unterstützer sich substanziellen Gesprächen verweigern, wird Russland die Befreiung seiner historischen Gebiete mit militärischen Mitteln erreichen. Auch die Schaffung und Erweiterung einer Sicherheitspufferzone wird konsequent vorangetrieben.

Zweitens muss die Modernisierung der Streitkräfte zügig und qualitativ hochwertig fortgesetzt werden, vor allem im Rahmen des neuen staatlichen Rüstungsprogramms für 2027–2036, das sich derzeit in der Entwicklung befindet.

Ende der Übersetzung

Was bedeutet das für die Ukraine-Verhandlungen?

Putin ist bekannt dafür, seine Worte sehr genau abzuwägen, und gerade in der aktuellen Situation, in der die Europäer mit Trump über seine Friedensinitiative verhandeln, sollte man genau hinhören, was Putin sagt. Oder, was er nicht sagt.

Deutsche Medien berichten derzeit intensiv über die – nicht neue – Idee, nach einem Waffenstillstand sofort europäische „Friedenstruppen“ in die Ukraine zu schicken. Russland ist strikt dagegen, denn sein wichtigstes Ziel war und ist es beim militärischen Eingreifen in der Ukraine, einen NATO-Beitritt des Landes und die Stationierung von westlichen Soldaten dort zu verhindern.

Und dieses Ziel gilt bis heute und wird in Moskau immer wieder wiederholt: Truppen aus NATO-Staaten in der Ukraine wird Russland unter keinen Umständen zustimmen, egal, unter welchem Vorwand oder welcher Bezeichnung sie in die Ukraine einrücken sollen.

Putin hat das nicht direkt angesprochen, sondern er hat gesagt, Russland würde seine Ziele zwar gerne am Verhandlungstisch erreichen, aber wenn die Europäer und Kiew sich dem verweigern, wird Russland seine Ziele eben militärisch erreichen. Und zwar inklusive der Schaffung einer „Sicherheitspufferzone“.

Diese Formulierungen lassen keinerlei Raum für ein russisches Einverständnis für die Entsendung westlicher Soldaten in die Ukraine, im Gegenteil. Sollten die Europäer bei dieser Forderung bleiben, wird der Krieg noch lange weitergehen und vor allem wird die Ukraine wohl noch weit mehr Gebiete verlieren.

Das hat Putin nämlich hier schon zu zweiten Mal gesagt. Vor einigen Tagen sagte er im Interview mit dem indischen Fernsehen ziemlich genau das gleiche und fügte hinzu, Russland werde dann den Donbass und Neurussland (Novorossija) militärisch befreien. Die Erwähnung Neurusslands bedeutet, dass die Ukraine dann auch Gebiete wie Odessa verlieren könnte.

Übrigens ist die westliche Darstellung, die Bezeichnung Neurussland sei ein Beleg für Putins aggressives Vorgehen und seine imperialen Pläne, eine glatte Lüge. Neurussland ist nämlich schon seit etwa 250 Jahren die historische Bezeichnung für die Gebiete, die heute im Westen als südliche Ukraine bezeichnet werden.

Damals wurden diese Gebiete unter Zarin Katerina II Teil des russischen Reiches und Katerina ließ sie besiedeln. Die großen Städte wie Odessa waren rein russische Städte, die von Russen gegründet und besiedelt wurden.

Im Zuge dieser Besiedelung hat Katerina übrigens auch Menschen aus Europa eingeladen und ihnen Land versprochen. Damals sind die später sogenannten Russlanddeutschen nach Russland gekommen und auch in Neurussland haben sie ganze Gebiete besiedelt.

Ich habe einige dieser Dörfer und Städtchen bei meinen Reisen im Gebiet Saporoschje gesehen und die Spuren der Deutschen sind dort noch gut sichtbar, auch wenn die Deutschen im Zweiten Weltkrieg von dort deportiert wurden sie heute dort nicht mehr leben.

Aber zurück zum Thema. Indem Putin vor einigen Tagen erklärt hat, Russland werde – wenn Kiew und die Europäer sich Gesprächen weiterhin verweigern – auch Neurussland befreien, war offensichtlich kein Versprecher, denn er hat das in dieser Rede wiederholt, als er sagte:

„Wenn die Gegenseite und ihre ausländischen Unterstützer sich substanziellen Gesprächen verweigern, wird Russland die Befreiung seiner historischen Gebiete mit militärischen Mitteln erreichen.“

Mit den „historischen Gebieten“ meint Putin offensichtlich wieder nicht nur den Donbass, sondern auch Neurussland, also die Gebiete in der heutigen Ukraine, die ursprünglich rein russisch besiedelt wurden und in denen die Mehrheit der Menschen bis heute ethnische Russen sind.

Das sollten die Europäer, die sich als Freunde der Ukraine bezeichnen, beachten: Indem sie Kiew den Krieg weiterführen lassen, anstatt es zu einem Frieden zu drängen, werden sie voraussichtlich erreichen, dass Russland in 2026, sobald das Wetter es ab etwa Mai zulässt, intensiv vorrückt und wahrscheinlich weitere, russisch bewohnte Teile der Ukraine befreit.

Das bedeutet, dass Kiew in beispielsweise einem Jahr vor noch schlechteren Friedensbedingungen stehen wird als heute.

Niemand soll dann behaupten, Putin habe davor nicht offen gewarnt. Niemand soll dann behaupten, Putin sei aggressiv. Es liegt in der Hand der Europäer, die Realitäten zu akzeptieren und Kiew durch Entzug der Unterstützung zu einem Frieden zu drängen – oder sie stehen in einem Jahr vor einem, aus seiner Sicht, noch größerem Scherbenhaufen.

Quellen: PublicDomain/anti-spiegel.ru am 18.12.2025

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