The show must go on: Trump: Tabula rasa – Weg mit der Einkommenssteuer!

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Vieles, was Donald Trump als disruptive bis komplett verstörende Pläne auf den Tisch legt, scheint auf den ersten Blick einem Hirn zu entspringen, das seine ganz eigenen Realitäten erzeugt.

Auch bleibt zu vermuten, dass der eine oder andere in seiner Entourage von einer gewissen Enthemmung des Denkbaren angesteckt, ganz eigene Phantasien entwickelt, die so ihren Weg an die inzwischen schon etwas abgehärtete Öffentlichkeit finden – weil es „eh schon egal“ ist.

Es scheinen fast alle Hemmungen gefallen zu sein, auch die abstrus erscheinenden Hirngespinste mit dem Brustton der Überzeugung in den Äther zu entlassen.

Trump und seine Grenzüberschreitungen als skurriler Normalzustand

Egal ob geopolitische Gedankenspiele in Form der – auch notfalls militärisch unterstützten – Einverleibung von Grönland oder dem Nachbarn Kanada als weitere Bundesstaaten, oder die breitflächige Bezollung von Importen, die einen entgleisten Defizithaushalt in Billionendimensionen reparieren sollen: all das erscheint einfach nur als Ergebnis von Diskussionen einer Stammtischrunde zur späten Stunde.

Auch die Art der Kommunikation lässt eher auf einen gewissen Restspiegel von enthemmenden Substanzen vermuten, als intellektuellen Überlegungen zu entstammen.

Zuletzt hat man die Grönland-Idee wohl in den Norden des südamerikanischen Kontinents – also auf Venezuela – projiziert. Das Thema Öl-Verfügbarkeit hat aktuell ja wegen des Impacts auf Inflationsraten eine gut nachvollziehbare aktuelle Relevanz, nachdem man irgendwann nach dem Shutdown dann doch mal – vermutlich gestiegene Teuerungsraten – kommunizieren muss.

Ob das aber nach einer Intervention in wenigen Wochen kostendämpfend an amerikanischen Tankstellen verfügbar sein wird, sollte man noch abwarten.

Nachdem die Chinesen dort auf eigene Interessen haben (ca. 8% der Ölimporte kommt aus dem sozialistischen Bruderstaat), wird das Auswechseln der Führungsfigur möglicherweise gegen die aktuelle Friedensnobelpreisträgerin vermutlich nicht alle Probleme auf einen Schlag lösen. (American-Bitcoin-Kurssturz: Trump-Kryptos riskanter als riskant)

Dieses Muster eine nach herkömmlichen Maßstäben – ob der Komplexität der damit verknüpften systemischen Realitäten – vollkommen abstruses Vorhaben auch absehbar umsetzen zu wollen, hat neben der bei Trump bekanntlich dominierenden „Bauchkomponente“ vermutlich durchaus einen kalkulierten Hintergrund.

Die Voodoo-Ökonomie des Donald Trump – oder doch wohlüberlegte Beruhigungspille und Stimulanz zugleich?

Seine offensichtlich wahlmitentscheidende Stärke in der einfachen Sprache seiner Anhängerschaft zu kommunizieren – ohne sie mit allzu differenzierten Hintergrundüberlegungen zu belasten – erlebt zuletzt ein Revival: diesmal in der scheinbare Trumpschen Voodoo-Ökonomie.

Um die Wählerschaft vermutlich wegen der immer weiter abstürzenden Zustimmungswerte zu beruhigen, muss wohl etwas Griffigeres zur Besänftigung dieser Gruppen her. Also gräbt Trump die Abschaffung der Income Tax, also der Einkommenssteuer, als Thema wieder aus.

Nun weiß der geneigte Beobachter, dass auch in den USA der Staatshaushalt zum überwiegenden Teil durch diese Einnahmenquelle finanziert wird (über 50%).

Eine Abschaffung würde das System also in einem Rahmen bewegen, der insbesondere uns seit dem beginnenden 20. Jahrhundert konditionierten Hochsteuer-Europäer nicht nur schwer vorstellbar erscheint, sondern stellt sich nicht nur einem Mathematik-Genie die Frage der Gegenfinanzierung.

Nun haben amerikanische Präsidenten bekanntlich wenig Hemmungen, Schuldenorgien (sprich das Anwerfen der Dollar-Druckerpresse) zur Finanzierung ihres Hegemonie-Systems heranzuziehen.

Allerdings wäre der Ausfall mehr als der Hälfte der Staatseinnahmen dann doch ein Faktor, der selbst die Weltleitwährung Dollar zum Absturz durch Hyperinflation bringen würde. Also muss eine andere Einnahmequelle diesen Verlust ausgleichen.

Nachdem die nun seit einigen Monaten in Kraft gesetzten Zölle nach der Lesart des Präsidenten ein voller Erfolg sind und ihren Testlauf bis auf geringfügige Störungen bestens absolviert haben – Inflationsraten wird man sicher auch durch statistische „Anpassungen“ nach dem Shutdown weiterhin in die richtige Richtung bewegen – spricht eigentlich nichts dagegen, diese auf ganz andere Dimensionen auszuweiten.

Was also, wenn diese vollkommen abwegig erscheinende Vorgangsweise tatsächlich ein Kalkül ist, dessen allerdings undifferenziert potentieller Prozess-Endpunkt öffentlich wirksam als Extremforderung des Deal-Makers Trump für eine möglichst breite Gruppe propagiert wird?

Die Abschaffung der Income Tax wurde zu Beginn der Amtszeit bereits für bestimmte Berufsgruppen diskutiert (Polizei, Pflege und andere öffentliche Dienste).

Eine Abschaffung für Alle und zum selben Zeitpunkt wäre ökonomischer Selbstmord. Aber eine graduelle Einführung mit gleichzeitiger Zollausweitung wäre ein Modell, das System an dieses Szenario heranzuführen und deren Umsetzbarkeit zu testen.

Die Frustration der MAGA-Bewegung – ausschlaggebend für Motivation von Trump? Mitnichten!

Was hat aber neben der Wählerbesänftigung der inzwischen immer frustrierteren MAGA-Anhängerschaft eine Persönlichkeit wie Trump – dessen sicher letzte Motivation es ist, dem kleinen Mann aus altruistischen Gründen ein leichteres Leben zu verschaffen – für eine Motivation, so einen Prozess tatsächlich anzustoßen?

Die Antwort ist sinnvoller Weise ebenfalls in seiner narzistischen und (geld-)gierigen Persönlichkeit zu suchen: er versucht in allem, was er tut, sich und seine Buddies über Unternehmens- und Spekulationsgewinne zu bereichern, und seine dafür notwendige Macht-Basis bei der einschlägigen Wählerschaft nicht unmittelbar gegen die Wand zu fahren.

Um Unternehmensgewinne zu steigern – so die durchaus rationale mögliche Überlegung – muss die Kaufkraft der Bevölkerung, die bis inzwischen weit in die Mittelklasse unter der Inflation der letzten Jahre gelitten hat, substanziell gesteigert werden.

Die Abschaffung der Einkommenssteuer wäre eine solche auch entsprechend populäre Variante – und dabei eine gewünschte Unterstützung für die Ausweitung der unter Druck stehenden Zollpolitik – wie soll man das denn anders finanzieren, nicht? Eine abgespeckte Variante dieser Taktik ist auch der Plan, wieder Helikopterchecks zu verteilen.

Nicht nur die gesteigerte Kaufkraft, aber auch die Gegenfinanzierung mittels zusätzlicher Zölle würde allerdings steigende Inflation bedeuten. Allerdings steht einerseits durch entsprechende „Moderation der Messung“ derselben ein Instrument der Verschleierung der Anstiege zur Verfügung.

Andererseits hat das inflationäre Szenario, in dem wir uns seit Ende der Corona-Pandemie befinden, für gewisse Wirtschaftsbereiche in dessen Windschatten nachweislich die Türe für überproportionale Preissteigerungen und Margenausweitungen ermöglicht.

Nun droht diese Dynamik aber durch das erwähnte Ausbluten bis weit in den Mittelstand deutlich abzunehmen – die Kreditausfälle im privaten Bereich erreichen bereits die Höchststände wie während der Finanzkrise 2008/2009.

Bestes Beispiel für den partiellen Zusammenbruch des Liquiditätskreislaufes ist auch der inzwischen eingefrorene Immobilienmarkt – was dem Immobilien-Tycoon sicher regelmäßig „aufs Brot geschmiert wird“.

The Show must go on! Und wie man dabei mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägt

Damit sich das Rad weiter dreht, muss also wieder mehr Liquidität auch beim „kleinen Mann“ landen. Die oberen 10%, die von der Wirtschafts- und Geldpolitik überproportional durch Aktien- und andere Assetinflations-Gewinne profitieren, konsumieren ohnedies am Anschlag und werden auch durch noch höhere Gewinne nicht mehr das benötigte Wachstum – insbesondere in der stagnierenden Realwirtschaft außerhalb der Big Tech-Blase – erzeugen.

Die Stärkung mittels Steuersenkungen ist natürlich dem Ziel geschuldet, die Luft aus der Allesblase nicht entweichen zu lassen, indem auch Unternehmensgewinne der klassischen Konsumwirtschaft im Zuge eines beschleunigten Inflationsszenarios und deren Margenausweitungslogik gesteigert werden kann – ein neues Spiel auf Zeit.

Als erwünschte Nebeneffekte würde zudem die US-Schuldenlast entwertet und die Zollpolitik zur Rückabwicklung der industriellen Globalisierung ebenfalls einen Populäritätsschub als Finanzierungsvehikel der Steuererleichterung erhalten.

Dass das natürlich am Ende des Tages trotzdem die breite Masse finanzieren wird, ist wohl weniger das, was Trump in seinen Tweets auf Truth Social breittreten wird.

Der Ausgang eines solchen möglichen Experiments ist jedenfalls ungewiss…

Quellen: PublicDomain/finanzmarktwelt.de am 08.12.2025

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