Vor WM-Anpfiff: Protest- und Streikwelle in Brasilien (Videos)

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Sie protestieren gegen die „WM ohne das Volk“: Vier Wochen vor der Fußball-WM haben in mehreren Städten Brasiliens erneut Tausende demonstriert. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein. Die hohen Ausgaben für das Großereignis sorgen für Wut. Landesweit folgten etwa 10 000 Menschen dem Aufruf zu einem Massenprotest gegen die Verschwendung von öffentlichen Geldern.

In der WM-Eröffnungsstadt São Paulo und in Rio de Janeiro, wo am 13. Juli das Finale stattfinden soll, kam es dabei zu Gewalt zwischen Demonstranten und Polizei. Die brasilianische Regierung spielte die Proteste herunter: Aus ihrer Sicht richten sie sich nicht gegen die Fußball-WM.

Am sogenannten Internationalen Tag des Kampfes gegen die WM nahmen am Donnerstag zahlreiche soziale Organisationen teil. Obdachlosenverbände forderten bezahlbare Wohnungen und streikende Lehrer bessere Arbeitsbedingungen. Viele Demonstranten trugen Plakate, auf denen in Anspielung auf die neuen und modernen WM-Stadien die Forderung stand: „Schulen und Hospitäler nach FIFA-Standard“, „FIFA, geh nach Hause“ oder „Nein zur WM“, hieß es auf anderen. Protestaktionen wurden auch aus den WM-Spielorten Belo Horizonte, Fortaleza und Brasília gemeldet. In Brasília besetzten Demonstranten kurzzeitig ein Regierungsgebäude.

In São Paulo wurden über 20 Menschen festgenommen. Vier Menschen wurden nach Angaben der Zeitung „O Globo“ bei Zusammenstößen verletzt. Maskierte Randalierer demolierten Geschäfte und Banken und zündeten Müll auf der Straße an. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein. Etwa 2000 Menschen blockierten im Osten von São Paulo zeitweise die Zufahrt zum Stadion Arena Corinthians, wo die WM am 12. Juni eröffnet wird.

In dem Viertel besetzten obdachlose Familien schon Anfang des Monats unter dem Motto „Copa do Povo“ (WM des Volkes) ein etwa vier Kilometer vom Stadion entferntes brachliegendes Areal. „Wir wollen den Widerspruch aufzeigen, der darin liegt, dass Milliarden für dieses Ereignis ausgegeben werden, während das Volk selbst Wohnungen braucht“, sagte Maria das Dores Cerqueira, eine der Organisatorinnen.

Entspannung zeichnete sich indes in der WM-Stadt Recife ab, wo die Polizei einen Streik beendete und noch in der Nacht zum Freitag wieder an die Arbeit gehen wollte. Die Stadt war während des Streiks von einer Kriminalitätswelle erschüttert worden. Der Fußball-verband CBF hatte wegen der angespannten Sicherheitslage eine am Wochenende im WM-Stadion Arena Pernambuco geplante Zweitliga-Partie verschoben. Die DFB-Elf bestreitet am 26. Juni ihr drittes Gruppenspiel gegen die USA in Recife.

Die Proteste schreckten die Regierung nicht. „Was uns besorgt ist, wenn anti-demokratische Methoden, wenn Gewalt angewendet wird, sei es aufseiten der Polizei oder aufseiten der Demonstranten“, sagte Präsidialamtsminister Gilberto Carvalho. Die Demonstranten nutzten lediglich die Gelegenheit, „Forderungen zu präsentieren, die legitim sind, aber wenig mit der WM zu tun haben“. Die Regierung zeigte sich erleichtert, dass weniger Menschen an den Protesten teilnahmen als befürchtet, berichtete „O Globo“. Die WM-Gegner hätten ihr Ziel verfehlt.

Nach Regierungsangaben werden für die Weltmeisterschaft insgesamt 26,5 Milliarden Reais (8,7 Milliarden Euro) investiert. Davon stammen rund 84 Prozent aus öffentlichen Mitteln. Die WM wird vom 12. Juni bis 13. Juli in zwölf brasilianischen Städten aus-getragen.

Die Organisatoren haben zum Ziel, in den nächsten Wochen an die Protestwelle während des Confederations Cup im vergangenen Sommer anzuknüpfen, aus Protest gegen Korruption, Misswirtschaft und die Milliarden-Ausgaben für die WM.

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Quellen: Reuters/AFP/sueddeutsche.de vom 16.05.2014

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7 comments on “Vor WM-Anpfiff: Protest- und Streikwelle in Brasilien (Videos)

  1. Die Menschen in Brasilien haben Recht, einerseits werden Milliarden für neue Stadien verpulvert, andererseits leben die Menschen in der Region in bitterer Armut und das passt absolut nicht zusammen. Diesen ganzen Fussballwahn halten die Fans am Laufen und selbst wer es kritisch betrachtet und mit Fussball absolut nix zu tun haben will, kann sich diesem Wahn nicht gänzlich entziehen. Firmen sponsern diesen Wahnsinn, während sie auf der anderen Seite ihre Mitarbeiter aufs Übelste ausbeuten. Unsummen fließen in sinnlose Werbung und in Stadien, welche nach dem Großevent dem Zerfall überlassen werden. Um die Stadien zu bauen, werden Menschen in Massen ausgebeutet, darüber sollte man mal nachdenken. Das Geld was eigentlich den Mitarbeitern gehören müsste, kommt dem Wahnsinn Fussball zu Gute. Leider gibt es zu viele Menschen, die eben in diesem Wahn nicht kapieren wollen, das Fussball nur ein reines Geschäft ist, worunter sehr viele Menschen leiden müssen, während andere die Millionen nur so zugeschoben bekommen. Mit Sport hat es jedenfalls nichts mehr zu tun. Dieser Ungerechtigkeit sollte man die rote Karte zeigen, indem man möglichst alle Produkte von Firmen meidet, die als Sponsoren fungieren. Auch wenn einem dieser Wahn regelrecht aufgezwungen wird, man kann auch alternative Produkte kaufen, das ist jedem seine freie Entscheidung. Wer den Fussballwahn in welcher Form auch immer unterstützt, der unterstützt zugleich die Ungerechtigkeit auf der Welt!

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