
Der russische Politologe und als Falke bekannte Experte Sergej Karaganow hat in einem Interview über Fehler der Vergangenheit in der Sicherheitspolitik gesprochen und gefordert, unter allen Umständen zu verhindern, dass Deutschland Atomwaffen bekommt – notfalls durch die Vernichtung Deutschlands. Von Thomas Röper
d darstellen, in dem der „Diktator“ Putin alles alleine entscheidet, ist das ganz und gar nicht so. Ja, Putin hat als Präsident das letzte Wort, so regelt es die Verfassung in präsidialen Staaten, aber der Weg der Entscheidungsfindung ist in Russland komplex, denn Putin lässt kompetente Berater Strategien ausarbeiten, die hinter verschlossenen Türen hart und kontrovers diskutiert werden, um am Ende ganz pragmatisch die für Russland beste Lösung für ein Problem zu bekommen.
Im militärischen und geopolitischen Bereich ist Professor Sergej Karaganow in Russland ein wichtiger, erfahrener und einflussreicher Experte, dessen Wort gehört wird.
Ich habe schon über ihn berichtet (siehe hier, hier oder hier) und er war eine der treibenden Kräfte hinter letzten Änderung der russischen Atomdoktrin. Karaganow ist einer Hardliner in Russland, er hat seit Februar 2022 beispielsweise immer wieder den Einsatz von Atomwaffen gegen Europa gefordert.
Karaganow hat sich wieder einmal in einem Interview geäußert und eine russische Zeitung hat seine wichtigsten Aussagen zusammengefasst, was ich übersetzt habe. (Russische Oreschnik-Raketen auf Taurus-Werk in Bayern? Ein Angriff auf Europa wird nicht zu einem Krieg mit der NATO führen)
Beginn der Übersetzung:
Sergej Karaganow erzählte, welche Fehler Politikwissenschaftler vor dem Start der Militäroperation gemacht haben
Der Politologe erklärte, Russland müsse jede Bedrohung aus der Ukraine und Europa ausschließen.
Russland hat sein Limit an Fehlern im Sicherheitsbereich ausgeschöpft; weitere Fehler dürfe man nicht mehr machen. Die Aufgabe der Wissenschaft bestehet darin, die Lehren aus der Militäroperation zu analysieren und die notwendigen Empfehlungen für die Führung des Landes zu entwickeln, meint der Politikwissenschaftlers und Mitglied des Rates für Außen- und Verteidigungspolitik Sergej Karaganow.
„Unsere Wissenschaft beginnt gerade erst mit der Lösung dieses Problems. Wir haben viele Fehler gemacht und falsche Vorhersagen getroffen“, sagte Karaganow in der Sendung „Recht auf Wissen!“.
„Wir glaubten beispielsweise, dass ein Krieg in Europa relativ kurz sein würde und dann Atomwaffen zum Einsatz kommen würden.“ Wahrscheinlich hätte man es so machen sollen, wie wir dachten, aber dennoch kam alles ein wenig anders.“
„Ich hoffe“, bemerkte Karaganow, „dass wir diese Lektion lernen und die intellektuellen und moralischen Schwächen der vergangenen Jahre nicht zulassen und verstehen, dass wir entschlossen handeln müssen, damit weder vom Territorium der Ukraine noch vom Territorium Europas eine direkte Bedrohung für unser Land ausgeht.“
Ihm zufolge „dürfen wir es nicht zulassen, dass eine Situation entsteht, in der … die Überreste der Ukraine … auch nur in gewissem Maße eine potenzielle Bedrohung für die russische Sicherheit darstellen.“
„Ich bin nicht bereit, öffentlich zu sagen, was dafür getan werden muss, aber mir ist es klar“, fügte er hinzu.
Die Sicherheit des Landes zu gewährleisten, ohne die nukleare Abschreckung zu stärken, ohne „die Realität des Einsatzes von Atomwaffen zu erhöhen und die Angst vor einem Atomkrieg wiederherzustellen“, sowie ohne geeignete Maßnahmen zur Gewährleistung unserer wissenschaftlichen, technischen und politischen Sicherheit, ist laut Karaganow unmöglich.
Er bemerkte, dass die Änderungen der russischen Nukleardoktrin habe bereits Vorteile gebracht hätten: „Gott sei Dank hat sich dadurch vieles geändert.
Die (im Westen) wussten schon vor der Ankündigung von den Änderungen (der russischen Nukleardoktrin). Die Amerikaner begannen, sich aus der Ukraine zurückzuziehen, was nun in vollem Gange ist. Wir müssen diesen Weg weiterverfolgen, um die Europäer so weit wie möglich zu ernüchtern.“
Karaganow merkte an, seiner Meinung nach müsse man verhindern, „dass Deutschland unter irgendwelchen Umständen Atomwaffen erwirbt, notfalls durch die präventive Zerstörung dieses Landes.“
„Mittelfristig müssen wir uns so weit wie möglich von Europa fernhalten und uns mit einem Raketenwall abschotten. Und vielleicht sogar mit einem Zaun, falls dort noch etwas übrig ist, aber Zäune werden mit ziemlicher Sicherheit nötig sein“, schloss Karaganow.
„Trotz aller Verhandlungen müssen wir die Eskalationsleiter, die nukleare Eskalation, erklimmen, unsere strategischen Streitkräfte ausbauen, unsere Militärdoktrin ändern und sie wenn nötig einsetzen.“
Ende der Übersetzung
Merz und die Angriffe mit Langstreckenwaffen auf Russland
Bundeskanzler Merz hat erklärt, Deutschland und andere Länder hätten alle Beschränkungen für Angriffe mit Langstreckenwaffen auf Russland aufgehoben. Daran gibt es sowohl begründete Zweifel aber es gibt auch Bestätigungen dafür. Was ist da los?
Bundeskanzler Merz hat medienwirksam verkündet, Deutschland habe alle Beschränkungen für ukrainische Angriffe mit aus dem Deutschland gelieferten Langstreckenwaffen auf Ziele in Russland aufgehoben. Und er sagte, dass gelte auch für Frankreich, Großbritannien und die USA. Das wirft Fragen auf.
Deutschland hat offiziell bisher keine Langstreckenwaffen an Kiew geliefert, daher stellt sich die Frage, was die Aussage von Merz sollte. Allerdings hat Merz zuvor angekündigt, der Ukraine umgehend Taurus-Raketen zu liefern, wenn er Kanzler wird. Offiziell bestätigt ist diese Lieferung bisher nicht, aber es gibt immer mehr Meldungen, dass die Lieferung bereits erfolgt ist und man kann die Erklärung von Merz so interpretieren, dass er die Öffentlichkeit auf Angriffe mit den Taurus vorbereitet.
Großbritannien und Frankreich haben ihre baugleichen Marschflugkörper Storm Shadow und SCALP an Kiew geliefert und sie wurden bereits gegen Ziele in Russland eingesetzt, weshalb die Aussage von Merz nichts Neues enthielt, was diese Länder betrifft.
Die Biden-Regierung hat nach der verlorenen Wahl im November die Beschränkungen für die von ihr gelieferten ATACMS-Raketen aufgehoben. Auch das ist also ein alter Hut.
Allerdings hat die neue US-Regierung diese Erlaubnis möglicherweise wieder gekippt, denn ein Sprecher des US-Außenministeriums weigerte sich, die Aussage von Merz zu bestätigen, die USA hätten keine Beschränkungen für die Reichweite von Kiewer Angriffen mit von den USA gelieferten Raketen festgelegt.
Hinzu kommt, dass Deutschland wegen seiner Geschichte auch in Russland ein Sonderfall ist. Während die russische Regierung Angriffe von französischen, britischen und amerikanischen Raketen „aussitzen“ und weiter verhandeln kann, würde die russische Öffentlichkeit Vergeltung für Angriffe mit Taurus-Raketen auf Ziele in Russland fordern. Die russische Regierung könnte dem Druck kaum standhalten und wäre wahrscheinlich gezwungen, mit Angriffen auf Ziele in Deutschland zu reagieren.
Responsible Statecraft, ein US-Thinktank, hat sich mit der Aussage von Merz beschäftigt und ich habe den Artikel übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Deutschland stolpert in der Frage der Langstreckenwaffen für die Ukraine in die Offensive
Der Bundeskanzler sagt, es gibt keine Beschränkungen mehr für „Angriffe auf mitltärische Ziele in Russland“
Von Aaron Sobczak | Responsible Statecraft
Bundeskanzler Friedrich Merz hat angekündigt, dass Deutschland, und möglicherweise weitere westliche Verbündete, die Beschränkung der Reichweiten für westlich gelieferte Offensivwaffen an die Ukraine aufheben würden.
„Es gibt keine Beschränkung der Reichweiten mehr für die an die Ukraine gelieferten Waffen, weder von britischer noch von französischer, von unserer oder von amerikanischer Seite“, sagte der erst kürzlich gewählte Kanzler am vergangenen Montag auf dem Europaforum 2025 des WDR.
„Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um die Ukraine weiterhin zu unterstützen. Das bedeutet auch, keine Beschränkung der Reichweiten mehr bei den Waffen, die wir liefern. Die Ukraine kann sich nun auch dadurch verteidigen, dass sie militärische Ziele in Russland angreifen kann“, schrieb Merz in sozialen Medien.
Unklar bleibt, ob sich Merz mit seiner Aussage zu „den Amerikanern“ auf eine neue, bislang nicht bekannt gewordene Richtlinie der Administration von Donald Trump bezog oder auf eine früher getroffene Entscheidung der Regierung von Ex-Präsident Joe Biden aus dem November 2024, der Ukraine den Einsatz des taktischen Raketensystems ATACMS bis tief ins russische Kernland zu erlauben. Die Kyiv Post berichtete, dass Präsident Trump „ernsthaft erwägt“, die verbliebenen Beschränkungen aus Bidens Amtszeit aufzuheben.
Kremlsprecher Dmitri Peskow bezeichnete die Entscheidung als „ziemlich gefährlich“ und fügte hinzu: „Wenn solche Entscheidungen getroffen werden, stehen sie eindeutig im Widerspruch zu unseren Bemühungen, eine politische Lösung zu finden und zu den laufenden Verhandlungsformaten.“
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte bereits im vergangenen September gewarnt, dass „die NATO-Staaten, die USA und die europäischen Länder in den Krieg mit Russland treten“, wenn sie der Ukraine erlauben, ihre Raketen tief ins russische Territorium abzufeuern.
Welche Bedeutung die Ankündigung von Merz konkret hat, bleibt dennoch unklar. Vizekanzler und Bundesfinanzminister Lars Klingbeil erklärte gegenüber Journalisten: „Es gibt keine neue Vereinbarung, die über das hinausgeht, was die vorherige Regierung beschlossen hat.“
Merz selbst betonte zudem am vergangenen Dienstag: „Ich habe gestern in Berlin etwas beschrieben, das seit Monaten gilt, nämlich dass die Ukraine das Recht hat, die gelieferten Waffen auch jenseits ihrer Grenzen gegen militärische Ziele auf russischem Gebiet einzusetzen.“
Trotz entsprechender Bitten aus Kiew hat Deutschland der Ukraine bislang keine Waffen geliefert, die tief ins russische Kernland reichen könnten, nachdem der frühere Kanzler Olaf Scholz dies für einen Schritt hielt, der zu weit gehen könnte. Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz und der ukrainische Präsident Wladimir Selensky haben jedoch bei ihrem Treffen in Berlin über die Möglichkeit der Lieferung von weitreichenden Marschflugkörpern des Typs Taurus gesprochen.
„Wir haben im vergangenen Jahr mit dem russischen Einsatz von Oreschnik gesehen, dass Putin konsequent eskaliert“, kommentierte der ehemalige britische Diplomat Ian Proud. „Die Frage die sich für Merz stellt, lautet somit: Welche Eskalationsstufe soll er als Nächstes betreten, wenn Putin einen weiteren Angriff mit der Oreschnik lanciert oder – Gott bewahre – noch heftigeres?
Wenn Merz nicht gründlich darüber nachgedacht hat – und ich befürchte, das hat er nicht – sollte er es sich besser noch einmal überlegen. Sonst riskiert er, schwach und wankelmütig zu erscheinen, wenn er sich gezwungen sieht, zurückzurudern.“
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Aaron Sobczak ist Berichterstatter für Responsible Statecraft und Mitarbeiter des Mises Institute. Er erwarb sowohl seinen Bachelor als auch seinen Master in Internationalen Beziehungen an der Liberty University.
Ende der Übersetzung
Quellen: PublicDomain/anti-spiegel.ru/ am 31.05.2025


Sollte Putin jemals etwas passieren, wird so ein Neocon an die Macht kommen und dann lacht hier niemand mehr !!! Dann kommt die Zeit der Bücklinge und tiefer Diener zurück.