
Viele Menschen sind gerade an einen Punkt angelangt, wo sie feststellen müssen, dass ihr Leben eine Wende braucht, dass sie alte Pfade verlassen müssen. Manche glauben, dass sie sich in einer Lebenskrise befinden – doch ist das wirklich so? Diese Frage versucht Kommunikationstrainerin Susanne Lohrey in einem aktuellen Video zu klären. Von Frank Schwede
Manche Menschen vergleichen ihren Alltag gerne mit einem Hamsterrad, aus dem sie irgendwann versuchen auszubrechen. Vor allem jetzt, in Zeiten von Krisen und Entropie, sprich Chaos und Unordnung, wo nichts mehr so ist, wie es noch vor ein paar Jahren war.
Auch Susanne Lohrey macht als Kommunikationstrainerin diese Erfahrung. In einem aktuellen Video berichtet sie, dass sie in ihrer Praxis von immer mehr Menschen zu hören bekommt, dass sie Nase gestrichen voll haben von Gesellschaft und Politik, dass sie aus ihrem systemischen Alltag ausbrechen wollen, hin an einen Ort, wo sie sich wohl fühlen, wo die Wahrheit und Gerechtigkeit finden.
Sehr viele Menschen scheinen gerade das Limit erreicht zu haben und befinden sich an einen Punkt, wo sie glauben, dass es nicht mehr weitergeht. Oft äußert sich das Gefühl in Symptomen wie Müdigkeit, Lustlosigkeit und sozialen Rückzug. Betroffen hiervon sind auch sehr viele junge Menschen. Lohrey:
„Tatsächlich sind gerade sehr viele Menschen an einem Punkt, wo sie fühlen, dass es nicht mehr weitergeht. Viele fühlen sich ohnmächtig und spüren eine innere Leere, weil jetzt die Koordinaten wegfallen, weil man nichts und niemanden mehr vertrauen kann. Egal ob Behörden, Institutionen oder die Politik. Das heißt, die Seele kriegt die große Sinnkrise.“
Die Kommunikationstrainerin sieht einen Großteil der Menschen gerade am Ende ihrer Reise angekommen. Menschen, die der Plage und Mühe müde sind und nicht mehr können und auch nicht mehr wollen. Das ist nach Worten von Susanne Lohrey ein ganz natürlicher Prozess, wenn man das Leben auf der Erde als Erfahrungsreise betrachtet. Sie sagt:
„Bildlich gesehen heißt das, wir haben einen Ausflug gemacht. Wir sind hier runter gebeamt worden, sind als kleines Menschenkügelchen auf die Erde geprallt und haben uns dann auf die Reise gemacht, um uns zu entwickeln.
Dass unser Leben nur eine Reise ist, wird auch in vielen Erzählungen und Märchen berichtet, wo irgendwann der Kipppunkt kommt und der Held nach Hause zurückkehrt.
Die Wende tritt meistens dann ein, wenn die Krise am größten ist und man sich irgendwann besinnt, ich muss wieder nach Hause.“ (Die Kraft des Glaubens an die Heilung)
Die Wende kommt oft schon Mitte vierzig
Während der erste Teil der Lebensreise darin besteht, zu kämpfen, Erfahrungen zu sammeln, Probleme zu lösen, Karriere zu machen, kommt es im zweiten Teil zu einer meistens überraschenden Wende, die oft schon mit Mitte vierzig durch eine Sinnkrise eingeläutet wird. Lohrey:
„Das kann eine schwere Krankheit sein, die Trennung vom Partner oder ein Burnout. Du wirst quasi gezwungen, durch diesen Chaoszustand eine Wende herbeizuführen. Das heißt, wir kommen an einen Punkt, den wir uns nicht freiwillig ausgesucht haben, auch wenn dieser Punkt von Angst begleitet ist, weil ja niemand weiß, wo die Reise hingeht.
Das heißt, bei vielen sorgt die Reise zunächst für Unbehagen, weil es darum geht, ganz viel loszulassen. Freunde, Illusionen, Träume, oft auch berufliche Ziele. Doch dieser Rückwärtsmarsch ist nun mal dazu da, dass wir viel Gepäck, das unsere Seele belastet, loslassen.“
Loslassen wird auch häufig mit etwas loswerden in Verbindung gebracht. Übertragen auf die geistige Ebene würde loslassen dementsprechend bedeuten, dass wir ein Gefühl oder ein Gedanke los werden können.
Loslassen und in seiner eigenen Mitte bleiben ist eine Kunst. Viele sehen darin einen Kontrollverlust – doch der Vorteil des Loslassens besteht darin, die Leichtigkeit und die Unbeschwertheit zu spüren, die darauf folgt, was Susanne Lohrey von vielen ihrer Klienten immer wieder bestätigt bekommt:
„Das Loslassen ist eine Art Rückanbindung an die göttliche Essens. Wer sich auf diesem Pfad befindet, erkennt, dass die Werte sich verändern und die Sehnsucht, heim zu kommen, da, wo man hingehört, immer größer wird. Das äußert sich in der Sehnsucht nach Ruhe und Frieden, dass man raus in die Natur will, dahin, wo man Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit findet.“
In den zurückliegenden Jahren ist viel passiert. Die Gesellschaft, vor allem die Politik haben sich radikal verändert. Vielen Menschen bereitet die Welt da draußen große Angst. Einige reagieren sogar panisch, weil sie sich mit dem Ganzen überfordert fühlen. Doch nach Worten von Susanne Lohrey geschieht das nicht ohne Grund, weil es scheinbar einen höheren Sinn hat:
„Weil all diese Ängste und systemischen Überforderungen den nötigen Impuls geben, die Kurve zu kriegen, nicht so weiterzumachen wie gewohnt. Es ist im Grunde genommen ein göttlicher, ein sinnvoller Akt, der uns zwingt, dass wir umdenken, uns auf andere Werte besinnen und auf eine andere Straße abbiegen.“
Doch nicht alle Menschen sind bereits an diesem Punkt angekommen. Viele haben sich dazu entschlossen, weiter auf dem gewohnt Pfad und somit in der alten Welt zu bleiben, was nach Worten von Susanne Lohrey deren gutes Recht ist. Sie sagt:
„Wir müssen ihnen dieses Recht zugestehen, dass sie sagen, nein, ich will weiter in der alten Welt leben, ich will mich da festklammern, ich will da bleiben. Es ist schließlich nicht unsere Aufgabe, diese Menschen gegen ihren Willen irgendwohin mitzureißen.“
Durch Krise und Chaos die wahren Werte erkennen
Oft ist es sehr schwer zu erkennen, ob ein Mensch bereit ist, sein altes Leben zu verlassen. Susanne Lohrey hat im Rahmen ihrer praktischen Tätigkeit als Kommunikationstrainerin festgestellt, dass der Prozess sehr viel im Verborgenen stattfindet, dass es oft schwer ist, Menschen zu erkennen, die ihre Werte geändert haben. Lohrey:
„Dennoch ist gewiss, dass es ganz viele sind, die gerade die Kurve kriegen, dass du nicht alleine bist und dass du darauf vertrauen darfst, dass du getragen wirst.
Und du kannst dir auch sicher sein, dass, wenn der Koffer etwas leerer wird und du nicht mehr so viel Gepäck dabei hast, du alles dabei hast, was du brauchst – vor allem deine Erfahrungen, die du in deinem Leben gemacht hast. Es nimmt dir keiner etwas weg, bloß weil die Dinge sich jetzt ändern, von der Materie zurück in einen eher geistigen Zustand.“
Der Mensch wächst bekanntlich mit seinen Aufgaben – und letztendlich auch mit der Krise. Deshalb stellt Susanne Lohrey fest, dass wir sogar dankbar sein dürfen für die letzten Jahre, weil sehr viele Menschen durch die zahlreichen Krisen kritischer in ihrem Denken geworden sind und somit auch bewusster.
Das bedeutet, viele Menschen sind nicht mehr so naiv wie noch vor den Krisen, Politikern, Institutionen und Behörden blind zu vertrauen, Sie haben dadurch gelernt, zu unterscheiden , was wirklich im Leben zählt.
Trotzdem verspüren viele Menschen durch das Loslassen in den ersten Wochen und Monaten Verlustängste. Doch dieses Gefühl führt nach Worten von Susanne Lohrey automatisch in eine höhere Autonomie.
Lohrey:
„Wenn du lernst, ohne all diese Dinge und Menschen, von denen du früher umgeben warst, klarzukommen, dann kommst du in deiner Mitte an, dann kommst du automatisch nach Hause. Du kommst in die Selbstständigkeit, du kommst in ein höheres Selbstbewusstsein und du hörst irgendwann auch auf zu kämpfen.“
Entscheidend ist, wenn jemand am Wendepunkt angekommen ist, zu erkennen, was wirklich wichtig ist im Leben, was er in seinem Koffer mitnehmen will und dass er sich nichts mehr von anderen reinstopfen lässt, weil es schließlich nicht seine Dinge sind.
Die Sehnsucht nach Veränderung zulassen
Wichtig ist auch, nicht gegen die Sehnsucht der Veränderung zu kämpfen, um an seinem alten Leben festzuhalten, obwohl die innere Stimme laut und deutlich genug ist. Dazu sagt die Kommunikationstrainerin:
„Lass deine Sehnsucht, deinen natürlichen Reifeprozess zu. Sage dir, es ist gut, ich habe diese Reife gemacht, ich habe da draußen ganz viel gesehen, ich war ganz viel auf Reisen und habe ganz viele Orte und Menschen kennengelernt – jetzt ist auch mal gut und ich möchte umkehren.“
Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Vertrauen im Leben getragen zu sein. Suanne Lohrey vergleicht in ihren Videos das Vertrauen gerne mit einer Hängebrücke, die sie häufig in ihren Träumen sieht. Lohrey:
„Diese Hängebrücke wird mich tragen, auch wenn sie nicht aus Stein und Beton ist. Sie ist frei zwischen Himmel und Erde, also ein Gefühl der Leichtigkeit. Und diese Glücksgefühle, die dann entstehen, wenn du in die richtige Richtung wieder zurückläufst, ist überwältigend
Lass einfach den Gedanken zu, dass du in deinem Leben vertrauen kannst, dass du getragen wirst, das ist ein wichtiger Teil des natürlichen Reifeprozesses. Dass ist wie bei einem Apfel, der irgendwann den Impuls bekommt, dass er nicht mehr wachsen muss.
Nein, er reift, er bildet die Aromen aus, der Kern reift in der Mitte. Und das ist der Zeitpunkt, an dem du dich jetzt befindest.“
Das heißt, jeder, der sich berufen fühlt, indem er merkt, dass er in seinem jetzigen Leben die Orientierung verloren hat und nicht mehr zurechtkommt, den alten Pfad, die alte Bühne verlassen muss, sollte akzeptieren, dass es im Leben irgendwann einen Punkt gibt, wo es eine Wende braucht, um wieder in die natürliche Ordnung zurückzukommen.
Video:
Quellen: PublicDomain/Frank Schwede für PRAVDA TV am 08.07.2025

