Krypto-Influencer in der Kritik: Wie beeinflussen sie den Markt?

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Die Krypto-Welt lebt von Euphorie, von der Idee, dass der nächste große Coin vielleicht schon morgen durchs Dach schießt und das eigene Portfolio mitzieht. Inmitten von Kurscharts und Wallets tummeln sich inzwischen jedoch nicht mehr nur Entwickler, Trader und Techniker, sondern auch eine ganz besondere Spezies, nämlich Krypto-Influencer.

Sie sprechen mit Nachdruck, inszenieren sich als Wissensquelle und Wegweiser zugleich und erreichen oft ein größeres Publikum als mancher Traditionsbanker.

Fünf bekannte Namen stehen exemplarisch für ein System, das längst nicht mehr auf Vertrauensbasis funktioniert, sondern in vielen Fällen auf durchkalkulierten Mechanismen beruht, die gezielt Erwartungen schüren und Verluste verschleiern.

Einflussreiche Stimmen mit zweifelhaftem Echo 

Krypto-Influencer haben sich längst als mächtige Figuren etabliert. Ihre Tweets, Videos und Livestreams sind nicht bloß Unterhaltung, sondern können Märkte bewegen, Projekte hypen oder Zweifel säen. Besonders YouTube, Twitter/X und TikTok fungieren dabei als Resonanzräume mit globaler Reichweite.

Das Prinzip dahinter ist einfach, aber wirkungsvoll. Mit wachsender Followerzahl steigt die Autorität. Mit starker Inszenierung wächst das Vertrauen. Wer also neue Coins im Presale kaufen will und sich nicht sicher ist, könnte von diesen Meinungsmachern durchaus beeinflusst werden.

Gerade in einer Branche, in der viele Projekte komplex und undurchsichtig wirken, suchen Menschen nach Orientierung. Diese Lücke wird von Influencern gefüllt, die mit markanten Aussagen, exklusiv klingenden Einblicken und selbstbewusster Mimik auf den Bildschirm treten.

Ihr Auftreten gleicht weniger dem klassischer Finanzanalysten, sondern erinnert an Entertainer mit Investmentambitionen. Sie sprechen von Erfolg, zeigen Luxus, geben sich nahbar und vermitteln das Gefühl, Teil einer Bewegung zu sein. Wer mitzieht, gehört angeblich dazu.

Die emotionale Nähe ersetzt dabei oft nüchterne Prüfung. Was für viele wie eine Empfehlung wirkt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ausgeklügelte Selbstdarstellung mit wirtschaftlichem Kalkül.

Von gutgläubig bis getäuscht

Mehrere Namen sind in den vergangenen Jahren durch fragwürdige Empfehlungen, verschwiegene Deals oder massive Wertverluste in den Fokus geraten. Einige Fälle stechen besonders hervor, weil sie systematische Muster erkennen lassen.

Ben Armstrong, der auf YouTube unter dem Namen BitBoy Crypto auftrat, erreichte mit seinen Inhalten über 1,4 Millionen Abonnenten. Er empfahl wiederholt Projekte, in die er selbst investiert hatte. Die entscheidende Information über eigene finanzielle Interessen blieb dabei jedoch aus. 

Ein prominentes Beispiel war der Token DISTX, der nach seiner Empfehlung rasant anstieg und kurz darauf fast vollständig abstürzte. Das zugehörige Video wurde im Nachhinein gelöscht, ohne Hinweis auf die eigene Verstrickung.

Kiarash Hossainpour, bekannt als Hoss, zählte zu den lautesten Stimmen im deutschsprachigen Raum. Neben seinen Inhalten auf TikTok und Instagram betrieb er gemeinsam mit einem Partner den Podcast „Hoss & Hopf“.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) nahm Ermittlungen auf, da er unter anderem für Plattformen wie Bitget oder BG Limited warb, denen eine Zulassung in Deutschland fehlte. 

Von Gamer bis Boxer

Lark Davis, aktiv auf Twitter/X, fiel durch ein auffälliges Investitionsverhalten auf. Er kaufte wiederholt Token kleiner Projekte kurz vor deren öffentlicher Bewerbung, um sie nach dem Kursanstieg schnell wieder zu veräußern. Hinweise auf eine bezahlte Partnerschaft fehlten, obwohl das Muster stark an gezielte Kursmanipulation erinnerte.

Besonders umstritten war zudem der Fall des FaZe Clan, einer Gruppe von Social-Media-Stars aus der Gaming-Welt. Mehrere Mitglieder bewarben den sogenannten Save the Kids-Token, der angeblich einem wohltätigen Zweck dienen sollte.

Kurz nach dem Verkaufsstart veräußerten Beteiligte große Mengen ihrer Anteile, wodurch der Token massiv an Wert verlor. Die Empörung war so groß, dass mehrere Clan-Mitglieder ausgeschlossen wurden.

Auch außerhalb der typischen Kryptoblase kam es zu Vorfällen. So warb Floyd Mayweather für das Projekt Centra Tech, das sich später als Betrugsmasche entpuppte.

Die US-Börsenaufsicht SEC griff ein und verhängte Geldstrafen. Ähnliche Konsequenzen trafen DJ Khaled oder Kim Kardashian, deren Werbeverträge ohne ausreichende Offenlegung der Bezahlung zustande gekommen waren.

Plötzlich reich, dann plötzlich raus – Gewinne werden zu Verlusten

Ein Influencer empfiehlt einen neuen Coin, der Hype entfaltet sich, der Kurs springt an. Alles wirkt wie ein Erfolg, doch kaum ist der Hype erreicht, fällt der Kurs ins Bodenlose. Zurück bleiben jene, die zu spät eingestiegen sind.

DISTX, der von BitBoy Crypto beworbene Token, verlor über 99 Prozent seines Werts. Auch der vermeintlich wohltätige Save the Kids-Coin entwertete sich innerhalb weniger Tage nahezu vollständig.

In beiden Fällen handelte es sich nicht um bloße Fehleinschätzungen, sondern um Projekte, bei denen massive Eigeninteressen eine Rolle spielten.

Echte Empfehlungen oder Eigenwerbung?

Was zunächst wie eine persönliche Empfehlung erscheint, entpuppt sich bei näherem Hinsehen oft als bezahlter Deal. Einige Influencer erhalten Coins zum Vorzugspreis, noch bevor sie öffentlich beworben werden. Andere lassen sich pauschal entlohnen, unabhängig davon, wie sich das Projekt entwickelt.

Die Methode ist simpel. Ein Influencer kauft günstig ein, schürt anschließend mit seiner Reichweite Begeisterung und verkauft im Hoch.

Der Kurs bricht danach ein, was für viele Investoren zu erheblichen Verlusten führt. Der Begriff Pump and Dump beschreibt diesen Mechanismus, der in der Krypto-Szene keineswegs eine Seltenheit ist.

Aufsicht mit verzögertem Takt – weshalb Behörden oft zu spät reagieren

Regulierung hinkt der Realität meist hinterher. Krypto-Influencer operieren grenzüberschreitend, während Behörden auf nationaler Ebene agieren. Die Folge: Verstöße bleiben lange unentdeckt oder können juristisch nicht verfolgt werden.

In Deutschland hat die BaFin zwar Schritte gegen Kiarash Hossainpour eingeleitet, allerdings erst nachdem er monatelang mit Plattformen ohne Lizenz geworben hatte.

In den USA verhängte die SEC Strafen gegen Prominente wie Floyd Mayweather, doch auch diese Fälle wurden erst publik, als der finanzielle Schaden längst entstanden war.

Plattformen wie YouTube oder TikTok reagieren träge. Selbst bei wiederholten Beschwerden oder offensichtlichen Verstößen werden Accounts selten gesperrt oder Inhalte gelöscht. Häufig sind es Medienberichte oder öffentlicher Druck, die Maßnahmen erzwingen.

Das Fehlen klarer internationaler Standards im Umgang mit Krypto-Werbung verstärkt das Problem zusätzlich. Es existieren kaum verbindliche Vorgaben dafür, wie Werbung für Token oder Plattformen gekennzeichnet werden muss. Diese Lücke nutzen viele gezielt aus.

Warnsignale erkennen – gesunder Zweifel ist der beste Schutz

Empfehlungen in sozialen Netzwerken sollten nicht blind vertraut werden. Hinter charmanten Videoansprachen oder flüssigen Twitter-Threads verbergen sich oft wirtschaftliche Interessen, die dem Publikum nicht offen kommuniziert werden. Besonders gefährlich sind Aussagen, die mit übersteigerten Erwartungen arbeiten. 

Wer verspricht, dass ein Coin „das Leben verändern“ wird, will meist keine Diskussion, sondern schnelle Käufer. Transparente Offenlegungen, unabhängige Prüfungen und realistische Aussagen fehlen in solchen Fällen fast immer.

Quellen: PublicDomain am 18.07.2025

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