Die Aufarbeitung des Epstein-Skandals nimmt endlich Fahrt auf. Der republikanisch geführte Kontrollausschuss des US-Repräsentantenhauses hat jetzt die großen Geschütze aufgefahren und fordert nicht nur die Freigabe brisanter Ermittlungsakten, sondern zitiert auch das Ehepaar Clinton vor den Ausschuss.
Hillary Clinton soll am 9. Oktober aussagen, ihr Ehemann Bill folgt am 14. Oktober. Ein überfälliger Schritt, der zeigt, dass die Republikaner es ernst meinen mit der Aufklärung dieses Sumpfes.
Das Netzwerk der Mächtigen unter der Lupe
Jeffrey Epstein, der 2019 unter mysteriösen Umständen in seiner Gefängniszelle verstarb – offiziell durch Suizid –, hatte über Jahre hinweg ein perfides System des Missbrauchs Minderjähriger aufgebaut.
Seine Vertraute Ghislaine Maxwell sitzt dafür seit 2022 für 20 Jahre hinter Gittern. Doch die eigentliche Brisanz liegt in Epsteins Verbindungen zur amerikanischen Elite.
Milliardäre, Prominente und Politiker gingen bei ihm ein und aus. Die Frage, die sich viele Amerikaner stellen: Wer wusste was, und wer hat weggeschaut?
Der Kontrollausschuss scheint entschlossen, diese Fragen zu beantworten. Neben den Clintons wurden auch ehemalige Justizminister wie Jeff Sessions und Merrick Garland sowie die früheren FBI-Direktoren Robert Mueller und James Comey vorgeladen.
Ein Who’s Who der amerikanischen Justiz- und Sicherheitsbehörden, die alle erklären müssen, was sie über Epsteins Machenschaften wussten und warum er so lange unbehelligt agieren konnte. (Maxwell bricht ihr Schweigen: Epstein besitzt eine „Versicherungsakte“, die Obama mit kleinen Jungen zeigt (Video))
Trump unter Zugzwang
Interessanterweise gerät auch Präsident Trump zunehmend unter Druck. Im Wahlkampf hatte er vollmundig versprochen, die Epstein-Akten zu veröffentlichen. Passiert ist bislang nichts.
Party-Videos zeigen Trump und Epstein in trauter Zweisamkeit, und laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ soll Trump sogar eine Glückwunschbotschaft zu Epsteins 50. Geburtstag verfasst haben – was er natürlich bestreitet. Die Republikaner im Kongress werden ungeduldig und fordern Taten statt Worte.
Justizministerin Pam Bondi wurde aufgefordert, bis zum 19. August Akten freizugeben, soweit dies gerichtlich genehmigt wird. Ein klares Signal, dass die Legislative ihre Kontrollfunktion ernst nimmt und nicht länger bereit ist, sich mit Ausflüchten abspeisen zu lassen.
Die Clinton-Connection
Bill Clintons Verbindungen zu Epstein sind besonders pikant. Zwar ließ ein Clinton-Sprecher bereits 2019 verlauten, der Ex-Präsident habe seit über einem Jahrzehnt keinen Kontakt mehr zu Epstein gehabt und wisse nichts über dessen Verbrechen.
Doch die Glaubwürdigkeit dieser Aussage darf bezweifelt werden. Clinton war nachweislich mehrfach Gast auf Epsteins berüchtigter Privatinsel und nutzte dessen Privatjet für zahlreiche Flüge.
Die Vorladung der Clintons ist mehr als überfällig. Es geht hier nicht um parteipolitische Spielchen, sondern um die Aufklärung eines der größten Skandale der amerikanischen Geschichte.
Wenn hochrangige Politiker in ein Netzwerk des systematischen Kindesmissbrauchs verstrickt waren oder davon wussten und schwiegen, muss das Konsequenzen haben.
Trump ist wütend über die Behauptung, er habe Epstein getötet: Autor
Präsident Donald Trump sei überrascht gewesen über die Spekulationen, er sei persönlich am Tod Jeffrey Epsteins in der Gefängniszelle im Jahr 2019 beteiligt gewesen, sagte der Autor Michael Wolff in der neuesten Ausgabe des Podcasts „The Daily Beast“ .
Der Biograf sagte, die anhaltende Kontroverse über Trumps Verbindungen zu Epstein habe dazu geführt, dass der Präsident die Schuld am Tod seines einstigen Freundes abstreiten müsse .
„Gestern hatte ich ein Gespräch mit jemandem, der häufig mit Trump spricht. Und diese Person hat in den letzten 48 – etwas, möglicherweise mehr – Stunden ein Gespräch mit Trump geführt, und das hat mir irgendwie einen Schauer über den Rücken gejagt“, sagte Wolff der Moderatorin Joanna Coles.
„Also rief Trump diese Person an und sagte: ‚Sie sagen, ich hätte Epstein getötet. Ich habe Epstein nicht töten lassen‘“, fuhr Wolff fort. „Und dann sagte diese Person: ‚Nun, glauben Sie, er wurde getötet?‘ Und dann sagte Trump: ‚Viele Leute wollten ihn tot sehen.‘“
Das Weiße Haus reagierte auf Wolffs Bemerkungen mit seinem vorherigen Kommentar über den Autor von „Fire and Fury“ .
„Michael Wolff ist ein verlogener Scheißkerl und nachweislich ein Betrüger“, erklärte Steven Cheung, Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, gegenüber Daily Beast. „Er erfindet regelmäßig Geschichten, die seiner kranken und verdrehten Fantasie entspringen. Das ist nur möglich, weil er an einem schweren und lähmenden Fall des Trump-Derangement-Syndroms leidet, das sein erdnussgroßes Gehirn verrotten lässt.“
Trump forderte die Amerikaner auf, die Epstein-Affäre hinter sich zu lassen, und nannte sie „ziemlich langweilig“. Seine Bemühungen, den Aufschrei zu ignorieren, schienen das öffentliche Interesse jedoch nur noch zu verstärken. Wolff erklärte, er glaube, die Geschichte werde erst dann vollständig verschwinden, wenn ihre mysteriösesten Aspekte – wie die Umstände von Epsteins Tod – schlüssig aufgeklärt seien.
„Es kommt immer wieder“, sagte Wolff über die Epstein-Geschichte. „Ich bin sicher, es wird ruhiger werden, aber Tatsache ist, dass es Fragen gibt, die nach Antworten verlangen, und diese werden nicht gegeben. Man kann sie also für eine Weile aus dem Kopf verbannen, aber ganz aus dem Kopf gehen sie einem nie.“
Um den jüngsten Aufschrei nach Antworten zu unterdrücken, traf sich Trumps Justizministerium mit Epsteins Komplizin Ghislaine Maxwell , die eine 20-jährige Haftstrafe verbüßt, weil sie sich über ein Jahrzehnt lang mit Epstein verschworen hatte, Minderjährige sexuell auszubeuten und zu missbrauchen.
Der stellvertretende Generalstaatsanwalt Todd Blanche – Trumps ehemaliger persönlicher Anwalt – befragte Maxwell letzte Woche an zwei Tagen etwa neun Stunden lang. Berichten zufolge sprachen sie dabei über mehr als 100 Personen, die mit dem Fall Epstein in Verbindung stehen.
Nach ihrem Treffen machten Maxwells Anwälte deutlich, dass sie eine Begnadigung des 63-jährigen britischen Prominenten durch den Präsidenten anstreben. Als Trump von Reportern mit der Möglichkeit einer Begnadigung konfrontiert wurde, wollte er diese nicht ausschließen. „Ich darf es tun, aber ich habe nicht darüber nachgedacht“, sagte er.
Warum die Anhörungen nicht öffentlich sind
Kritisch zu sehen ist allerdings, dass die Anhörungen laut US-Medien nicht öffentlich stattfinden sollen. Transparenz sieht anders aus. Gerade bei einem Fall von solcher Tragweite und öffentlichem Interesse wäre es angebracht, die Aussagen der Beteiligten live zu übertragen. Die Amerikaner haben ein Recht darauf zu erfahren, was ihre ehemaligen Spitzenpolitiker zu sagen haben.
Die Epstein-Affäre ist ein Lehrstück darüber, wie Macht, Geld und Einfluss missbraucht werden können, um die abscheulichsten Verbrechen zu vertuschen.
Es zeigt auch, wie wichtig funktionierende Kontrollmechanismen in einer Demokratie sind. Der republikanische Kontrollausschuss verdient Anerkennung dafür, dass er sich nicht einschüchtern lässt und auch vor den ganz Großen nicht zurückschreckt.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob Amerika den Mut hat, diesen Sumpf wirklich trockenzulegen, oder ob am Ende wieder einmal die Mächtigen ungeschoren davonkommen.
Die Vorladung der Clintons ist ein erster wichtiger Schritt. Hoffen wir, dass weitere folgen und die Wahrheit endlich ans Licht kommt.
Die Opfer Epsteins haben es verdient, dass Gerechtigkeit waltet – egal wie prominent die Täter oder Mitwisser sein mögen.
Video:
Quellen: PublicDomain/yahoo.com/kettner-edelmetalle.de am 05.08.2025
