
Die neue Transparenz-Funktion About this Account auf X sorgte am Wochenende für Chaos. Sie enthüllte den Standort vieler politischer Konten, musste jedoch wegen Ungenauigkeiten korrigiert werden. Vor allem für die MAGA-Bewegung ist es ziemlich peinlich.
Standortdaten sorgen für Chaos
Die Social-Media-Plattform X hat am vergangenen Wochenende eine Funktion implementiert, die eigentlich das Vertrauen in die Nutzerbasis stärken sollte, jedoch das genaue Gegenteil bewirkte.
Das neue Feature „About this Account“ zeigt unter anderem an, in welchem Land ein Konto registriert wurde und von wo aus es primär betrieben wird.
Was als Maßnahme zur Erhöhung der Glaubwürdigkeit konzipiert war, entwickelte sich binnen Stunden zu einem PR-Desaster für diverse politische Influencer.
Zahlreiche Accounts, die sich als US-amerikanische Patrioten oder Anhänger der „America First“-Bewegung inszenierten, wurden durch die Anzeige in Ländern wie Nigeria, Russland oder Bangladesch verortet, also klassischen Ländern, in denen sogenannte Trollfarmen betrieben werden. (Demokraten flippen aus, weil Trump ihr „aufrührerisches Verhalten mit Hinrichtung bestrafen will“, da sie mit dem Tiefen Staat kooperieren)
Die Reaktionen der Community fielen heftig aus. Nutzer begannen umgehend, die Profile ihrer politischen Gegner systematisch zu überprüfen und Screenshots der Ergebnisse zu verbreiten.
Dabei fiel auf, dass etwa das Konto „MAGA NATION“, welches rund 400.000 Follower zählt, offenbar aus einem osteuropäischen Land gesteuert wird. Ein weiteres populäres Profil, das sich explizit der Unterstützung von Donald Trump verschrieben hat, wurde in Bangladesch lokalisiert.
Diese Enthüllungen betrafen zwar vorwiegend das rechtspopulistische Spektrum, doch auch linksgerichtete Accounts wurden teilweise im Ausland identifiziert.
Wie The Verge berichtet, verdeutlicht die Funktion das enorme Ausmaß des Problems mit Desinformation und ausländischen Akteuren auf der Plattform.
Laut dem Bericht seien es jedoch nicht ausschließlich staatlich gelenkte Gruppen aus Russland oder China, die versuchen, die US-Politik zu destabilisieren. Oftmals steckten schlichtweg finanzielle Interessen dahinter.
Seitdem X verifizierte Nutzer an den Werbeeinnahmen beteiligt, ist ein monetärer Anreiz entstanden, der Menschen in Niedriglohnländern dazu motiviert, polarisierende Inhalte für ein westliches Publikum zu produzieren.
Das Prinzip ist simpel: Durch emotional aufgeladene oder kontroverse Beiträge wird eine hohe Interaktionsrate erzeugt, die wiederum die Auszahlungen durch X steigert.
Während die Einnahmen aus der Monetarisierung auf X nach westlichen Maßstäben geringfügig sein können, können sie in Entwicklungsländern lebensverändernd sein.
Das führt dazu, dass Inhalte oft nicht aus politischer Überzeugung, sondern rein zur Maximierung von „Engagement“ erstellt werden – ein Geschäftsmodell, das als „Engagement Farming“ bekannt ist.
Die Plattform selbst kämpft seit Monaten gegen diese Art von Spam, der die Timeline vieler Nutzer zunehmend unbrauchbar macht.
Grenzen der IP-Lokalisierung
Die technische Umsetzung der Standortanzeige stieß jedoch auch schnell auf Kritik. Nikita Bier, der bei X für Produktwachstum zuständig ist, räumte ein, dass die Datenbasis nicht zu 100 Prozent akkurat sei, insbesondere bei älteren Konten.
Die Lokalisierung basiert primär auf IP-Adressen, die jedoch keine exakte Wissenschaft darstellen. Mobilfunkprovider routen Datenverkehr oft über zentrale Knotenpunkte, die hunderte Kilometer vom Nutzer entfernt sein können, und Satelliten-Internetdienste wie Starlink weisen Nutzern oft gänzlich falsche Regionen zu.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Nutzung von Virtual Private Networks (VPNs), mit denen Anwender ihren tatsächlichen Standort verschleiern können.
Das führt zu zwei Problemen – wohlgemerkt in unterschiedliche „Richtungen“: Erstens können legitime Nutzer, die aus Sicherheitsgründen ein VPN verwenden, fälschlicherweise als ausländische Akteure markiert werden.
Zweitens können professionelle Trollfarmen ihren Ursprung durch VPN-Nutzung effektiv verbergen und sich digitale Identitäten in den USA oder Europa zulegen.
Aufgrund dieser Unstimmigkeiten und der Gefahr von „Doxxing“ entfernte X die Standortanzeige vorübergehend bei einigen Konten und kündigte Nachbesserungen bis zum kommenden Dienstag an.
Ob das Feature dauerhaft Bestand haben wird, bleibt angesichts der Datenschutzbedenken offen.
Quellen: PublicDomain/winfuture.de am 24.11.2025













