Gefälschte Geschichte: Das Rätsel der Galleria Umberto und die 1000 Jahre, die in ihr verschwunden sind

Teile die Wahrheit!

Kennen Sie die Einkaufspassage „Galeria Umberto“ in Neapel? Sie befindet sich direkt gegenüber dem Weltberühmten Opernhaus Teatro San Carlo. Entworfen wurde sie angeblich von einem gewissen Emanuele Rocco, eröffnet laut Inschrift im Jahr 1890.

Frederick Dodson von False History hat sich mit dem ehrwürdigen Gebäude näher beschäftigt und dabei seltsame Ungereimtheiten entdeckt. Von Frank Schwede

Es fing mit einer harmlosen historischen Fotografie der „Galleria Umberto“ aus dem 19. Jahrhundert an, die Frederick Dodson von False History auf einer französischen Website entdeckte. Am Ende wurde daraus eine 20-stündige Detektivarbeit.

Auf den ersten Blick ist nichts Auffälliges auf der Aufnahme zu erkennen, bis auf die Inschrift der Jahreszahl in römischen Ziffern über dem Torbogen. Dodson ist sofort aufgefallen, dass das Datum mit dem heutigen nicht übereinstimmt.

Die Schwarz-weiß-Aufnahme aus einem Privatbesitz entstand laut Angabe auf der Website um das Jahr 1900. Sie zeigt eine Pferdekutsche und eine Straßenbahn, im Hintergrund die „Galleria Umberto“.

Auf dem Foto sind deutlich die römischen Ziffern Anno DCCCXC zu erkennen, was für das Jahr 890 steht. Heute befinden sich an dieser Stelle die Ziffern Anno MDCCCXC für das Jahr 1890. Als Frederick Dodson das sah, stand er vor einem Rätsel.

Warum wurden dem Gebäude tausend Jahre hinzugefügt?  Eine wenn auch nicht gerade logische Erklärung wäre, dass den Erbauern beim Anbringen der Jahreszahl ein Fehler unterlaufen ist, den sie später korrigiert haben.

Dodson durchforstete verschiedene Zeitungsartikel, konnte jedoch keinen Hinweis finden, der seine Theorie bestätigt. Hinzu kommt ein weiteres Problem, dass keine weiteren Aufnahmen aus der Zeit existieren. Deshalb vermutet Dodson:

„Dass man keine zweite Quelle mit denselben Informationen findet, ist normalerweise ein starkes Indiz dafür, dass es sich um eine Fälschung handelt. Andererseits: Es wäre nicht das erste Mal, dass Fotos aus Privatsammlungen seltsame Ungereimtheiten aufdecken.“

Die „Galleria Umberto“ befindet sich direkt gegenüber der Oper San Carlo. Laut offizieller Geschichtsschreibung wurde sie zwischen den Jahren 1887 und 1891 erbaut und war Teil des Wiederaufbaus Neapels.

Entworfen wurde die Einkaufspassage von einem gewissen Emanuele Rocco. Ein unbeschriebenes Blatt, wie Frederick Dodson zu seinem Erstaunen feststellen musste, denn wer nach Emanuele Rocco sucht, wird im Internet nur schwer fündig – selbst in der deutschen Wikipedia ist über Rocco nichts zu finden.

Ein unbeschriebenes Blatt

Noch seltsamer ist nach Worten Dodson, dass Rocco anscheinend nur dieses eine Bauwerk errichtet hat, was in Anbetracht der Größe des Projekts höchst unwahrscheinlich ist – doch die Geschichte wird noch interessanter. Der Autor schreibt:

„Würde ein völlig unbekannter Architekt aus dem Nichts auftauchen und plötzlich eines der großartigsten Gebäude Italiens errichten? Und würde er dann spurlos verschwinden und nie wieder ein Bauwerk errichten?“

1 2 11 12 13

In einem italienischen Wikipedia-Eintrag fand Dodson schließlich heraus, dass Rocco kein Architekt war, sondern Philologe. Architektur wird in dem Eintrag mit keiner Silbe erwähnt. Dodson stellt sich also zu Recht die Frage: „Hätte ein solch gewaltiges Projekt nicht zumindest eine kurze Erwähnung verdient?“ Weiter schreibt der Autor:

„Ein Mann, der weder Architekt ist noch jemals zuvor oder danach ein Bauwerk entworfen hat, taucht also aus dem Nichts auf und erschafft meisterhaft ein gewaltiges stilvolles architektonisches Meisterwerk? Möglich, denke ich – aber sehr unwahrscheinlich.“

In dem Wikipedia-Eintrag fand Dodson noch heraus, dass Roccos Arbeit später von einem anderen Architekten namens Antonio Curri fortgeführt wurde, der aber lediglich für die Dekoration der Galleria zuständig war.

Unklar ist laut Frederick Dodson auch der Verbleib der Zeichnungen und Baupläne, die anscheinend nirgends aufzufinden sind. Dodson schreibt:

„Ich habe gründlich gesucht, aber nichts gefunden. Auch kein Interview mit Rocco oder irgendeine öffentliche Stellungnahme von ihm, in der er sich zu dem Gebäude bekennt.“

Dennoch ist Dodson sich darüber im Klaren, dass Fehlen von Zeichnungen und Bauplänen muss nicht bedeuten, dass sie nicht existieren. Dennoch erscheinen dem Rechercheur die Umstände seltsam.

Dodson suchte im Rahmen seiner Recherche nach einem weiteren Gebäude mit ähnlicher Architektur aus der Zeit und stieß dabei auf  ein weiteres Einkaufszentrum, die „Galleria Principe Napoli“, die nur zwei Kilometer von der „Galleria Umberto“ entfernt liegt.

Die Bogeneingänge sind sehr ähnlich. Laut offiziellen Angaben wurde das Gebäude 1883 fertiggestellt, also acht Jahre vor der „Galleria Umberto“. Allerdings soll es auf einem bereits bestehendes Bauwerk errichtet worden sein, das schon 1586 –also 300 Jahre zuvor – existierte. Dodson schreibt:

„Hier sehen wir ein Bauwerk, das die exakt gleiche Architektur und das gleiche Design aufweist, aber angeblich viel älter ist. Wenn die „Galleria Umberto“ tatsächlich 1891 erbaut worden wäre, gäbe es sicherlich Belege dafür.“

Wenig Beweise für den Bau der Galleria

Dodson konnte auch keine Zeitungsausschnitte ausfindig machen, in denen über die Fertigstellung und Einweihung der „Galleria Umberto“ berichtet wird. Der Autor vermutet, dass es dem Umstand geschuldet ist, dass Neapels erste große Zeitung, Ilo Mattiono, erst ein Jahr später, also im Jahr 1892 erschienen ist.

 

Alles, was Dodson auf Wikipedia noch zur Galleria finden konnte, war eine Fotografie, die den Bau des Gebäudes zeigen soll. Die Aufnahme stammt laut Wikipedia von einer Privatperson, zeigt aber leider keiner Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung, sodass es sich um ein Foto von praktisch jeder beliebigen Baustelle handeln könnte. Dodson:

„Das abgebildete Gebäude hat zwar geschwungene Fenster, ähnlich wie die Galleria, aber es sieht so aus, als sei es bereits fertiggestellt. Im Jahr 1890 war das Fotografieren ein aufwendiges Unterfangen.

Wer seine gesamte Fotoausrüstung zu einer Baustelle mitbrachte, machte vermutlich mehr als nur ein Foto aus verschiedenen Blickwinkeln. Doch es existiert nur ein einziges vermeintliches Foto der Baustelle, dessen Herkunft im Dunkeln liegt.“

Außerdem fand der Autor eine künstlerische  Zeichnung der Galleria, die aus dem Jahr 1887 stammen soll. Einige Jahr vor der mutmaßlichen Fertigstellung. Dodson stellte fest dass sie nur wenig Ähnlichkeit mit der Fotografie hat, aber zumindest zeigt sie in der linken Ecke das Teatro San Carlo. Und dem Autor ist noch etwas aufgefallen:

„Die angrenzenden Gebäude wirken beschädigt und ausgehöhlt. Ich fand keine Hinweise auf Brände, Kriege oder Naturkatastrophen in Neapel um diese Zeit – abgesehen von der Choleraepidemie, doch die zerstört keine Gebäude.“

Dodsons vorläufiges Fazit:

„Eine einzige Zeichnung, ein einziges Foto und kein bekannter Architekt – die Beweislage dafür, dass dieses Gebäude tatsächlich im Jahr 1890 erbaut wurde, ist bisher spärlich.“

Der Autor suchte nach weiteren Fotos, die beweisen sollen, dass die Galleria bereits vor der offiziellen Eröffnung existierte. Bei seinen Recherchen stieß er unter anderem auf ein Luftbild, das Neapel um das Jahr 1887 zeigt.

Dodson suchte nach der prominenten Glaskuppel, die das Gebäude krönt, doch er kann sie auf keiner Aufnahme finden. Eine denkbare Erklärung ist, wenn das Gebäude zu der Zeit tatsächlich schon existiert hat, dass die Kuppel erst in späteren Jahren hinzugefügt wurde.

  

Das Mysterium alter Fotos und Gemälde

Desweiteren präsentiert der Autor in seinem umfangreichen Artikel eine Reihe historische Aufnahmen in direktem Vergleich zu  aktuellen Fotos und er fordert seine Leser dazu auf, die Aufnahmen zu vergleichen. Dodson:

„Ich vermute, dass die „Galleria Umberto“ nicht 1890 erbaut, sondern lediglich renoviert und verschönert wurde, unter anderem durch den Anbau der Glaskuppel. Ähnlich verfuhr man mit der „Galleria Principe Napoli.“

So sehr sich der Autor auch bemüht hat, ein Foto aus der Zeit zu finden, auf dem die „Galleria Umberto“ zu sehen ist, er konnte keines finden, was er sehr merkwürdig findet: Er schreibt:

„Normalerweise würde ich das Foto mit der Jahreszahl 890 als Fälschung abtun. Doch kein einziges Foto der Piazza San Ferdinando oder des Theaters San Carlo neben der heutigen Galleria würde genügen, um das Ganze zu widerlegen.

Ist ihnen bewusst, wie unwahrscheinlich es ist, dass niemand dieses Motiv fotografiert hat, während wir Hunderte von Fotos von allem anderen finden? Es wirkt, als hätte jemand absichtlich alle relevanten Fotos verschwinden lassen.“

Auch auf diversen Zeichnungen und Gemälde verschiedener Künstler sind dem Autor Ungereimtheiten aufgefallen, die laut seiner Meinung die Annahmen widerlegen, dass sich die Galleria vor 1890 gegenüber dem Theater befand.

Schließlich stieß Dodson auf eine Zeichnung des Künstlers Antonio Bonamore aus den Jahren 1860 – 1870, die die Darstellung anderer Gemälde der Piazza Ferdinando widerlegen. Dort entdeckte der Autor folgendes:

 

„Gegenüber dem Theater befinden sich drei Bogenportale im Galleria-Stil. Auf einen davon thront eine Statue. Was hat das zu bedeuten? Zeichnungen sind bekanntlich unzuverlässig.

Der Künstler Antonio Bonamore soll jedoch naturgetreue Zeichnungen angefertigt haben. Dies bestärkt die Annahme, dass die Eingänge der Galleria bereits lange vor 1890 existierten.“

Auch auf mittelalterliche Karten suchte Frederick Dodson nach der „Galleria Umberto“ Unter anderem auf eine aus dem Jahr 1572, also mehr als 300 Jahre vor der mutmaßlichen Entstehung der Galleria. Dodosn fand heraus:

„Die Karte zeigt überraschenderweise genau dort die geschwungene Straße und die erhöhten Gebäude, wo man die Galleria vermuten würde. Das Theater San Carlo existiert noch nicht, aber auf der Piazza San Ferdinando steht ein größeres Gebäude, das bis heute erhalten ist.

Auch die Kirche San Ferdinando ist noch nicht gebaut – was bedeutet, dass der Künstler Antonio Bonamore sie beinahe korrekt dargestellt hat. Der einzige Unterschied zu heute besteht darin, dass zwischen den beiden Bogeneingängen eine Straße zu verlaufen scheint. Meiner Ansicht nach sind die beiden höheren Gebäude mit den Bogeneingängen unsere „Galleria Umberto“.“

Frederick Dodson kommt zu folgendem Schluss:

„Wenn die Bogenportale tatsächlich im Jahr 890 erbaut wurden, müsste man sie auf alten Kunstwerken und Karten finden. Und tatsächlich findet man sie dort, wenn auch nur vage.

Alles in allem ist die Beweislage dafür, dass die Galleria älter als 1890 ist, spärlich. Noch spärlicher ist jedoch die Beweislage, dass sie 1890 erbaut wurde.“

Neapel soll bekanntlich 1890 von Korruption und Kriminalität geprägt gewesen sein.

Gleichzeitig war es auch die Zeit der großen Restaurierung Neapels. Warum soll da nicht  jemand bereits vorhandene Bauten und Strukturen genutzt haben, um sich mit früheren Bauten zu brüsten und einen Namen zu machen?

Mehr über die echte gefälschte Geschichte lesen Sie im Buch „Die Schlammflut-Hypothese“ und mehr über die Alte Welt Ordnung in „Die Welt-Illusion“ oder über die Innere und Flache Erde in „DUMBs 2“ oder die Eiswand und die Gefallenen Engel in „Antarktis: Hinter der Eiswand“ sowie über „Die vergessene Welt der Riesenbäume

Quellen: PublicDomain/Frank Schwede für PRAVDA TV am 21.12.2025

About aikos2309

One thought on “Gefälschte Geschichte: Das Rätsel der Galleria Umberto und die 1000 Jahre, die in ihr verschwunden sind

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert