Erdbeben-Atlas – Europas Problemzonen

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Europa ist ein unruhiger Kontinent: Ein neuer Atlas zeigt, wo im Laufe der vergangenen Jahrhunderte die Erde gebebt hat. Und er dokumentiert, wo neue Katastrophen drohen. Vor allem Länder am Mittelmeer sind in Gefahr.

(Grafik: „Neuer Atlas“ Er zeigt Erdbeben mit mindestens Stärke sechs in Europa in den vergangenen Jahrhunderten. Je größer der weiße Punkt, desto stärker war das Beben. Die Linien auf der Karte zeigen die Grenzen der großen Erdplatten, entlang derer besonders starke Beben drohen)

Europa ist zersplittert, geologisch noch mehr als politisch. An den Grenzen der Erdplatten drohen schwere Beben. Doch auch abseits der Kollisionszonen rumpelt es manchmal heftig. Eine neue Karte zeigt jetzt die Risikozonen in Europa.

Für den Atlas haben Experten um Gottfried Grünthal vom Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) alle verfügbaren Daten über Erdbeben der vergangenen Jahrhunderte zusammengetragen. Nach Angaben der Wissenschaftler stammen die knapp 50.000 Hinweise aus 180 Archiven in vielen Ländern Europas.

Es gilt die Maxime: Wo es in der Vergangenheit Starkbeben gab, dort wird es auch künftig heftig beben. In Regionen ohne bekannte Starkbeben scheint die Gefahr gering: Dort liegen wahrscheinlich keine Plattengrenzen. Das größte Risiko herrscht am östlichen Mittelmeer, vor allem in Griechenland, in der Türkei, in Italien und den Balkanstaaten. Dort schiebt sich die Afrikanische Erdplatte unter die Eurasischen Platte, die dort in Tausende Teile zersprungen ist. Entlang der vielen Risse drohen Katastrophen.

Unbekannte Klüfte

Viele der Nähte werden allerdings erst nach einem Beben bekannt. Deshalb ist es wichtig, dass Geoforscher Buch führen über die Wackler, die immer auf Schwächezonen der Erdkruste deuten. Von Orten, die in den vergangenen Jahrhunderten kaum besiedelt waren, gibt es allerdings wenig Daten.

(Grafik: Übersicht der Erdbeben ab 1.0 seit dem 13.07.2012 – ohne die ungelisteten und zensierten Ereignisse)

Besonders in Südosteuropa vermuten Seismologen zahlreiche unbekannte Erd-bebennähte im Untergrund. Doch selbst in gut vermessenen Regionen entdecken Forscher immer wieder Klüfte im Untergrund. Oder sie finden neue Aufzeichnungen über historische Beben, die dazu führen, das Risiko hochzustufen.

Auch Orte abseits der Kollisionsfronten von Erdplatten können gefährlich sein: An der Nordanatolischen Verwerfung etwa schieben sich zwei Platten im Norden der Türkei aneinander vorbei. In den vergangenen Jahrzehnten haben Starkbeben die gesamte Naht reißen lassen. Einzig ihr letzter Abschnitt im Westen verharrt unter Spannung – dort wartet die Riesenstadt Istanbul auf einen schweren Schlag.

Das westliche Mittelmeer, Nordwestafrika und der Süden der Iberischen Halbinsel wurden in der Vergangenheit ebenfalls von Starkbeben erschüttert. Dort kracht es jedoch deutlich seltener als im Osten. Gleichwohl treiben Forscher die Installation eines Tsunami-Warnsystems für das Mittelmeer voran.

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(Grafik: „Tsunamis am Mittelmeer“ Die Karte zeigt Orte, an denen Riesenwellen bezeugt wurden. In den vergangenen 4000 Jahren krachten mindestens 300 Tsunamis an die Gestade des Mittelmeers; eine Vielzahl ereignete sich vermutlich abseits von Siedlungen und wurde nicht dokumentiert)

Von den Seebeben im Atlantik hingegen scheint keine Tsunamigefahr auszugehen. Sie werden von Magmaschüben entlang des Mittelozeanischen Rückens hervorgerufen und sind offenbar nicht stark genug, um Riesenwellen loszutreten. Allerdings könnten Gesteinslawinen auf Vulkaninseln wie den Kanaren Tsunamis auslösen.

Mitteleuropa wird selten von Starkbeben getroffen – doch selbst in Deutschland sind Katastrophen nicht auszuschließen. Bei fünf Beben in Deutschland gab es Tote. Zuletzt wackelte am 13. April 1992 die Niederrheinische Bucht. Bei dem Beben der Stärke 5,9 gingen Fensterscheiben und Häuserwände zu Bruch.

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Das Münster stürzte ein

Das schwerste Beben nördlich der Alpen ereignete sich im Jahr 1356. Forscher schätzen seine Stärke auf deutlich größer als sechs. Es zerstörte Teile Basels, 300 Menschen starben, das Münster stürzte ein. Heutzutage würde ein Beben dieser Stärke nach Schätzungen von Experten Schäden in Höhe mehrerer Milliarden Euro verursachen.

Tatsächlich steht Mitteleuropa unter massivem Druck: Die afrikanische Erdplatte rückt zwei Zentimeter pro Jahr nach Norden, sie treibt Italien wie einen Sporn in den europäischen Kontinent – in der Knautschzone türmen sich die Alpen. Das Gebirge verzehrt die Aufprallenergie jedoch nicht vollständig. So reißt Europa entlang des Oberrheingrabens allmählich auf.

Entlädt sich die Spannung in der Erde Südwestdeutschlands entlang des Bruchs, gibt es aber in den meisten Fällen nur leichtes Zittern – kein Vergleich zur permanenten Erdbebengefahr in Südeuropa, wo zahlreiche weiße Punkte auf der Bebenkarte die wackelige Historie belegen.

Quellen:PRAVDA-TV/EMSC/ GFZ/SpiegelOnline vom 12.08.2012

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