Italien: Körperpflege unerwünscht – Erntearbeiter bekommen Wasser nur zum Trinken

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»Arbeit und Wasser« – das fordern seit Tagen afrikanische Erntearbeiter, die in Norditalien Pfirsiche, Kiwi und Pflaumen von den Bäumen holen und jüngst die Straße vor dem Rathaus der Kleinstadt Saluzzo besetzt haben.

Was in diesen Tagen in Saluzzo geschieht, ist nur schwer zu beschreiben – es fehlen die Worte für die absolut unwürdige Art, auf die hier mit Menschen umgegangen wird, die auf Irrwegen nach Europa gekommen sind, um dem Elend in ihren Heimatländern in Subsahara-Afrika zu entkommen. In der Kleinstadt am Fuße der Alpen leben etwa 750 »unsichtbare Gesellen«, wie sie sich selbst manchmal nennen. Fast alle sind legal in Italien und haben eine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung. Seit Jahren kommen sie hierher, um das Obst zu ernten, für das die Gegend berühmt ist.

»Gebraucht« werden etwa 200 Menschen und für die hat der Arbeitgeberverband auch ein paar Container hinter Stacheldraht aufgestellt. Allerdings gibt es auf diesem »Campus«, wie das Gelände hochtrabend genannt wird, weder fließend Wasser, noch Kanalisation und auch keinen Strom. Trotzdem verlangen die Betreiber von jedem Arbeiter, der hier »einzieht«, 1,50 Euro pro Tag. Die anderen – es sind inzwischen etwa 550 – die das Geld nicht zahlen wollen oder hier keine Schlafstätte fanden, haben gleich hinter dem Zaun eine Art Zeltstadt errichtet: In Baracken aus Plastikplanen und Schrott schlafen sie.

Den Gestank und die absolut mangelnde Hygiene kann man sich leicht vorstellen. Mitte Juli hat der Bürgermeister von Saluzzo, Paolo Alemanno, der eine Mitte-Links-Ver-waltung anführt, das Lager räumen lassen. Aber schon wenige Stunden später waren die Afrikaner wieder da. »Wir werden sie nicht daran hindern, hier zu leben, wenn sie das wollen«, erklärte Alemanno daraufhin.

Als es Anfang August unerträglich heiß wurde, haben diese Menschen ein »Verbrechen« begangen: Anstatt bis zum nächsten öffentlichen Hahn zu laufen, haben sie die kommunale Wasserleitung angezapft und sich mit Schläuchen behelfsmäßige Wasser-stellen gebastelt. Aber in Saluzzo will man Legalität. Und also wurde die »illegale« Wasserleitung wieder abgebaut.

Dies war der Moment, an dem die jungen Männer rebelliert haben. Zu Fuß und mit Fahrrädern sind sie in die Stadt gezogen. Sie trugen handgeschriebene Plakate mit Aufschriften wie »Wir sind keine Tiere«, »Für euch sind wir unsichtbar« oder »Wir haben Rechte«. Schließlich setzten sie sich auf die Piazza vor dem Rathaus und legten den Verkehr lahm, worauf einige Einwohner rassistischen Bemerkungen fallen ließen.

Bei einem Gespräch mit Bürgermeister Alemanno wurde dann das gefunden, was man wohl als Kompromiss bezeichnen kann: Das Wasser wird wieder angestellt, allerdings nur mit geringem Druck, weil es einzig und allein dazu dienen soll, den Durst zu löschen. Sich waschen dürfen die Migranten dort auf keinen Fall.

So warten die Behörden, dass sich das Problem demnächst von selbst löst: Die Obsternte ist bald abgeschlossen. Dann wird das »Heer der Unsichtbaren« weiterziehen – nach Süden zu den Tomaten und Orangen.

Quellen: AFP/neues-deutschland.de vom 12.08.2013

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