Außerkörperliche Erfahrungen und Nahtoderfahrungen weisen viele Gemeinsamkeiten auf. Eine ganz bestimmte ist, dass die Betroffenen glauben, sich außerhalb ihres Körpers zu befinden. Bis heute sind außerkörperliche Erfahrungen und Nahtoderfahrungen schwer zu beweisen und für Mediziner noch immer ein ungelöstes Rätsel. Von Frank Schwede
Außerkörperliche Erfahrungen sind nicht ungewöhnlich. Vor allem unter unangenehmen Bedingungen können sie auftreten, wie etwa bei Krankheiten, Schmerzen; Stress, einem traumatischen Schock oder Furcht.
Am häufigsten aber treten sie bei einem Wechsel des Bewusstseinszustands auf, wie er beispielsweise bei Hypnose, Meditation oder Drogen geschieht. Eine Umfrage unter Konsumenten von Marihuana zeigt, dass 44 Prozent der Befragten bereits außerkörperliche Erfahrungen hatten.
Oft geschehen sie auch bei vollkommen natürlichen Übergangsphasen zwischen verschiedenen Bewusstseinszuständen, etwa vor, nach oder während des Schlafens.
Außerkörperliche Erfahrungen variieren von unfreiwilligen außerkörperlichen Erfahrungen über Nahtoderfahrung, die nach oder während eines Traumas oder Unfalls auftreten, bis hin zur sogenannten Astralprojektion, bei der eine Person freiwillig versucht, seinen Körper zu verlassen, um etwa eine spirituelle Ebene aufzusteigen, wo er glaubt, Wahrheit und Klarheit zu finden.
Von einem absichtlichen Verlassen des Körpers wurde schon in alten Zeiten berichtet. Der Begriff der Astralprojektion wurde aber erst um die Jahrhundertwende geprägt, als der Franzose Marcel Louis Forhan, der sich Yram nannte, ein Buch über seine Erfahrungen als Astralreisender veröffentlichte.
Astralreisende behaupten, sie könnten die Gesetze der Physik überwinden, weshalb Geschwindigkeiten, Entfernungen oder feste Objekte auf ihrer Reise keine Hindernisse sind. Yram berichtete, dass er auf einer seiner außerkörperlichen Reisen das Haus der Frau aufgesucht hat, die er später heiratete.
Der ehemalige Radiomoderator Robert Monroe gründete sogar ein Forschungsinstitut für Außerkörperliche Erfahrungen, das „Monroe Institute for Applied Science“ in Richmond im US-Bundesstaat Virginia.
Monroe sagte, dass er auf seinen außerkörperlichen Reisen häufig auf andere Astralreisende oder seltsame Wesen traf. Er behauptete sogar Astralsex gehabt zu haben. Außerdem hätte er ein Paralleluniversum besucht und sei einmal irrtümlich in eine Leiche anstatt in seinen eigenen Körper zurückgekehrt. (Für Anfänger: Technik: Wie lernt man Astralprojektion?)
Das Gehirn ist ein Meister der Täuschung
Experimente mit Astralreisen, egal wie sorgfältig sie vorbereitet werden, erzielen nie positive Resultate. Ein oft zitierter Beweis dreht sich um eine College-Absolventin, die zu Hause im Bett an einen Hirnstrommesser und andere Gerätschaften angeschlossen wurde.
Sie konnte die Zahl 25132 vorlesen, die auf dem Regal hoch über ihr aufgestellt war. Später wurde das Ergebnis annulliert. Man stellte nämlich fest, dass die Versuchsperson die Möglichkeit hatte, die Zahl als Reflexion von der Glasscheibe ihrer Uhr abzulesen.
Zwar gab es nie einen Beweis dafür, dass sie das wirklich tat, doch musste das Experiment als gescheitert betrachtet werden. Selbst ein erfolgreicher Versuch wäre nicht unbedingt ein Beweis dafür, dass die Versuchsperson wirklich ihren Körper verlassen hat.
Das Resultat könnte ebenso gut als außersinnliche Wahrnehmung interpretiert werden, als Fernsicht auch Remote Viewing genannt. Wobei Fernsichtige dasselbe behaupten wie Astralreisende – sie seien in der Lage, sich in bestimmte Objekte hineinzuprojizieren. Nur benötigen sie dazu keinen Astralkörper.
Das Fernsichtphänomen wurde in den 1970er Jahren als ein fruchtbares Teilgebiet der paranormalen Forschung erkannt. So hat beispielsweise das PEAR-Labor der Princeton University einige sehr überzeugende Resultate auf diesem Gebiet erzielt.
Die Forschung auf diesem Gebiet wurde später sogar von der US-Regierung unter der Schirmherrschaft der CIA finanziell unterstützt, weil man hoffte, Fernsicht für die Spionage nutzbar machen zu können.
Die größte Studie zu außerkörperlichen Erfahrungen stammt von der britischen Parapsychologin Susan Blackmore. Blackmore fand heraus, dass Menschen, die außerkörperliche Erfahrungen hatten, sich auch durch die beeindruckendste Anzahl von Labortestfehlschlägen nicht davon abbringen lassen, dass sie ihren Körper verlassen konnten. Blackmore:
„Ich denke, da die Erfahrung so intensiv ist, dass man selbst derartig überzeugt ist, sich außerhalb des eigenen Körpers zu befinden, hat man eben einfach kein großes Interesse an der Wissenschaft.“
Laut Blackmores Theorie ist das menschliche Gehirn in der Lage, verschiedene Wahrnehmungsweisen von Realität zu konstruieren und auf einen entsprechenden Auslöser hin von unserer normalen Sichtweise auf eine andere umzuschalten – eine, die uns beispielsweise das Gefühl vermittelt, oben zu schweben und hinunter zu sehen. Blackmore:
„Was wir sehen, ist immer ein von uns selbst konstruiertes Bild davon, was wir erwarten oder überzeugt sind zu sehen.“
Sind wir Herr über unseren Körper?
Als Beispiel nennt die Parapsychologin die Erfahrung eines Mannes, der davon überzeugt war, Astralreisen zu unternehmen. Eines Nachts sah er dabei auf sein eigenes Bett hinunter.
Alles sah wie gewohnt aus. Selbst das Muster auf dem Kopfkissenbezug. Aber am nächsten Morgen fiel ihm auf, dass seine Frau die Bettwäsche noch am Abend gewechselt hatte. Er hatte die Bezüge gesehen, die er erwartet hatte. Blackmore:
„Um diese Erklärung nachvollziehen zu können, muss man sich eine Menge Gedanken über das eigene Bewusstsein gemacht haben und bereit sein, sich von der üblichen Vorstellung zu lösen, dass man eine kleine Person in seinem Kopf sei, die dort die Fäden in der Hand hält.
Diese Sichtweise ist völlig natürlich, man empfindet sich als Herr über den eigenen Körper. Doch die Wissenschaft hat längst bewiesen, dass wir nichts dergleichen sind. Das Gehirn regelt alles von allein. Aber wenn man diesen ersten Gedankenschritt nicht vollzogen hat, dann klingt die Erklärung nicht sehr überzeugend. Ich mache es niemandem zum Vorwurf, wenn er sie nicht akzeptieren will.“
Viele Menschen mit außerkörperlichen Erfahrungen wollen ihre Vorstellung der außerkörperlichen Erfahrung nicht aufgeben. Dafür gibt es zumindest einen durchaus plausiblen Grund.
Er hängt mit der Vorstellung vom Leben nach dem Tod zusammen, denn wenn es einen Geist gibt, der außerhalb unseres Körpers existieren kann, legt das natürlich die Schlussfolgerung nahe, dass der Zerfall des Körpers nicht das Ende sein muss.
Vor allem Patienten mit einer Nahtoderfahrung halten gerne an dieser Vorstellung fest. Ärzte sind sich weitgehend darüber einig, dass jemand, der zurückkommt, nachdem er für Tod erklärt wurde, gar nicht klinisch tot gewesen sein kann.
Der Grund ist, eine elektrische Aktivität des Herzens ist noch vierzig Minuten nach dem Zeitpunkt nachzuweisen, an dem der Herzschlag aussetzte. Nach Ansicht von Julius Korem, einem Neurologen an der New Yorker University School of Medicine ist der Zeitpunkt des Todes eine reine Fiktion.
Neurologen vermuten, dass es sich bei Nahtoderfahrungen um den Nebeneffekt einer unterbrochenen Hirnfunktion handeln könnte. Computersimulationen haben nämlich gezeigt, dass ein Tunnel mit einem Licht am Ende genau das Bild ist, das eine fehlerhafte Neuronenübertragung hervorruft.
Andere Forscher sind der Überzeugung, dass Nahtod-Erfahrungen eine Art Streich sein könnten, den uns das Gehirn spielt, wenn der Tod naht. Eine beruhigende Erfahrung also, die wir uns selbst schaffen, um das Trauma des Sterbens erträglicher zu machen.
Doch den Übergang in den Tod zu erleichtern dient im Grunde genommen keinem bestimmten Zweck. Mentale Funktionen, die uns beispielsweise helfen würden, besser mit traumatischen Erlebnissen oder starken Schmerz fertig zu werden, wären wesentlich brauchbarer – aber wir haben sie nicht.
Zweifelhafte Fallbeispiele
Als mögliche Erklärungen für Nahtoderfahrungen werden auch gerne Sauerstoffmangel oder durch Narkose hervorgerufene Halluzinationen vorgeschlagen. Bei vielen Patienten, die eine Nahtoderfahrung hatten, lag jedoch keiner der beiden Umstände vor.
Der Autor Martin S. Caidin hat in Florida einen Mann namens William Larson interviewt, der im Juni 1987 das Opfer eines Motorradunfalls wurde. Larson wachte später im Cape Canaveral Hospital auf und erfuhr von den Ärzten, dass er keine Lebenszeichen mehr von sich gegeben hätte, bevor die Sanitäter in wiederbelebten.
Larson erinnerte sich, dass er seinen Körper auf der Straße liegen sah und den umstehenden Augenzeugen zugehört hatte. Als er Besuch von einem ihm vorher nicht bekannten Unfallzeugen erhielt, der sich nach seinem Befinden erkundigen wollte, erinnerte sich Larson, dass der Mann einem Sanitäter erzählt hatte, dass sein eigner Sohn anderthalb Jahre zuvor bei einem Unfall ums Leben gekommen war.
Der Mann war über Larsons Erinnerung erstaunt, da dieser zu diesem Zeitpunkt bewusstlos war und nicht einmal mehr geatmet hatte. Larson erkannte auch andere Personen wieder und erinnert sich an die Namen von zweien, die er miteinander sprechen gehört hatte. Einer davon war ein Sanitäter, der bestätigt hatte, dass bei Larson der Herzstillstand eingetreten war.
Doch selbst Fälle wie dieser können nicht als Beweis dafür angeführt werden, dass unser Bewusstsein fähig ist, unseren Körper zu verlassen. Es gibt viele zitierte Fälle, in denen Personen Dinge gesehen haben, sie sie nicht gesehen haben können, selbst wenn sie bei Bewusstsein gewesen wären. Peter Fenwick erklärt in seinem Buch The Truth is in the Light:
„Fast immer, wenn solche Fälle genauer untersucht werden, erweist es sich als schwierig, die aufgestellten Behauptungen aufrecht zu erhalten. Einer dieser Fälle ist so bekannt geworden, dass er oft zitiert wird, um zu beweisen, dass Menschen auch außerhalb ihres Körpers Informationen aufnehmen können.“
In einem von Fenwick beschrieben Fall erholte sich eine Frau namens Maria in einer Klinik in Seattle von einem Herzstillstand und beschrieb eine Nahtod-Erfahrung, bei der sie aus dem Fenster geschwebt war.
Während sie schwebte, entdeckte sie einen alten Turnschuh, der in einer Ecke eines Fenstersimses lag, außerhalb der normalen Sichtweite. Der Schuh wurde dort gefunden, wo sie ihn gesehen hatte, und entsprach auch Marias detaillierter Beschreibung. Peter Fenwick kommentiert den Fall:
„Das einzige Problem besteht darin, dass es niemandem, der versucht hat, dieser Geschichte auf den Grund zu gehen, je gelungen ist, diese Frau zu finden und mit ihr zu sprechen. Also müssen wir sie als Gerücht behandeln, und nicht als Faktum.“
Das nüchterne Fazit lautet: Den meisten übersinnlich Begabten auf dem Gebiet außerkörperlicher Erfahrungen ist nur schwer auf die Spur zu kommen. Aber am schwierigsten wird diese Aufgabe im Bereich Nahtoderfahrungen.
Eine Studie an Versuchspersonen ist für Experten unmöglich, weil niemand eine Nahtod-Erfahrung auf Befehl haben kann. Nahtoderfahrungen finden unzweifelhaft statt – aber bis jetzt sind sie nach wie vor ungeklärt.
Quellen: PublicDomain/Frank Schwede für PRAVDA TV am 04.10.2025

Auf die neurobiologischen Aspekte der Nahtoderfahrung wurde im Artikel bereits eingegangen. Doch zu welchen Erkenntnissen kommt die transzendenzorientierte Forschung?
Sie argumentiert, dass die oft verblüffend korrekten Wahrnehmungen während der Außerkörperphase — also die detaillierte Beobachtung der Reanimationsvorgänge durch klinisch tote Personen — nicht mit einem funktionslosen Gehirn vereinbar sind. Diese Diskrepanz führt zur Hypothese, dass das Bewusstsein nicht vom Gehirn erzeugt, sondern lediglich vermittelt wird und möglicherweise unabhängig vom Körper weiterbestehen kann. Die menschliche Seele, als nicht-materielles Substrat, ist in der Vorstellung das Trägermedium des Bewusstseins. Dies ist eng mit dem philosophischen Konzept des Dualismus verbunden, demzufolge Geist (oder Seele/Bewusstsein) und Materie (der Körper/das Gehirn) separate Einheiten sind.
Obwohl die wissenschaftliche Forschung keinen definitiven Beweis für ein Leben nach dem Tod liefern kann und die Debatte weiterhin andauert, liegt die tiefgreifende Bedeutung der Nahtoderfahrungen nicht nur in ihrer unerklärten Natur. Ihre wahre transzendentale Bedeutung liegt in der Nachwirkung auf die Betroffenen: Die Erlebnisse führen in fast allen Fällen zu einer radikalen, positiven Veränderung der Lebensperspektive. Nahtoderfahrene verlieren nahezu vollständig die Angst vor dem Tod, setzen neue Prioritäten in ihrem Leben, wie die Betonung von Liebe, Mitgefühl und zwischenmenschlichen Beziehungen, und entwickeln eine tiefe, neu gewonnene Spiritualität. Diese tiefgreifende, existenzielle Transformation hin zu mehr Verbundenheit und einem Verlust der materialistischen Fixierung macht Nahtoderfahrungen zu einem der faszinierendsten und wichtigsten Studienobjekte an der Grenze zwischen Medizin, Psychologie und Philosophie.