Atomkraft: Stress mit Tests und verdrängten Wahrheiten

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Die bis dato bekannt gewordenen Testergebnisse dürften bei Gegnern der erfolgreich durchgeführten Energiewende Stress auslösen. Obwohl längst nicht alle AKW im Einzelnen überprüft und manche Faktoren erst gar nicht berücksichtigt wurden, kommt selbst die von der EU-Kommission angeordnete Untersuchung zu dem Ergebnis, europäische Kernkraftwerke weisen zum Teil schwere Mängel auf:

  • In 121 Reaktoren müssen Erdbebenmessgeräte installiert oder nachgerüstet werden.
  • Bei 32 Reaktoren fehlen mit Filtern ausgestattete Abluftsysteme in der Sicherheitsumschließung, um bei einem Unfall den Druck im Reaktorbehälter gefahrlos ablassen zu können.
  • Bei 81 Reaktoren lagert die Ausrüstung zur Bekämpfung schwerer Unfälle nicht an einem Ort, der rasch zugänglich ist und auch bei Verwüstung unversehrt bleibt.
  • In 24 Reaktoren fehlt ein Ersatzkontrollraum, falls der Hauptkontrollraum nicht mehr betreten werden kann.
  • Nur in 54 Reaktoren wenden die Betreiber die aktuellen Standards für die Risikoeinschätzung bei Erdbeben an. Zur Einschätzung der Überflutungsgefahr trifft dies auf 62 Reaktoren zu.

Nicht erst seit diesen Erkenntnissen ist es längst überfällig, mit einer Atomkraft verherrlichenden Ära abzuschließen, das Zeitalter der erneuerbaren Energien einzuläuten und dem Planeten durch konsequentes und schnellstmögliches Herunterfahren der Meiler sowie möglichst sichere Lagerung der schon vorhandenen Damoklespartikel noch die zu diesem Zeitpunkt größtmögliche Überlebenschance zu geben. Sitzen wir doch längst auf einem Pulverfass.

Allein der Gau von Tschernobyl führte zu einer hohen Caesiumkontamination weiter Teile Weißrusslands und der Ukraine, die radioaktiven Stoffe breitenden sich jedoch über die gesamte Nordhalbkugel bis nach Vorderasien und Nordafrika aus: Die Aussage der IAEA von 2005, „die Gesamtzahl der auf den Unfall zurückzuführenden Todesopfer beliefe sich auf etwa 4000, insgesamt aber seien die Auswirkungen bei weitem nicht so schwer, wie man anfangs befürchten musste“, wird nicht nur von der „Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ (IPPNW), stark bezweifelt.

Bereits 2006 kam sie zu dem Schluss, „Die Katastrophe vor 20 Jahren habe weitaus größere Schäden bei Menschen angerichtet als im IAEA-Bericht vom September vergangenen Jahres angegeben“. Die IAEA könne keine unabhängige Einschätzung der Tatsachen abgeben, weil sie in ihrer Satzung als Ziel die Förderung der Atomenergie nennt.

Nach Erkenntnissen der IPPNW seien bis 2006 zwischen 50.000 und 100.000 Auf-räumarbeiter gestorben, 540.000 bis 900.000 weitere seien Invaliden. Allein in der Region um Tschernobyl seien Zehntausende Kinder mit genetischen Schäden geboren worden. Wegen Erbgutveränderungen seien die Folgen für die kommenden Generationen noch nicht absehbar, wurde Angelika Claußen, Vorsitzende der deutschen Sektion des IPPNW seinerzeit weiter im deutschen Ärzteblatt zitiert.

Ende 2012 sieht es nicht besser aus: Der Berliner Arzt und Epidemiologe Christoph Zink bezeichnet den Umstand, dass nach wie vor zahlreiche Wissenschaftler den Zusammen-hang zwischen auffällig veränderten Geburtenzahlen und Strahlenbelastung bestreiten, als „hartnäckige Ignoranz“ und „den letzten Versuch, das alte Weltbild der Strahlen-biologie und seine von der Wirklichkeit längst überholten Grenzwerte aufrechtzu-erhalten“.

Aktueller Anlass zu dieser Einschätzung ist der auffällige Geburtenrückgang von Mädchen auf Kuba exakt ein Jahr nach der Katastrophe von Tschernobyl. Wie taz.de berichtet, hat sich diese Geschlechterverschiebung bei den Geburten erst im Jahre 2000 wieder normalisiert. Obwohl dieses Phänomen „auch in Mittel- und Osteuropa in den vom Fallout betroffenen Gebieten und im Umkreis einiger Atomanlagen wie etwa in Gorleben beobachtet worden war“, wird hartnäckig versucht, andere Faktoren wie z.B. Kriegs- und Krisenzeiten dafür verantwortlich zu machen. Oder selektive Abtreibungen, wie aus China bekannt. Allerdings wurden diese in Kuba nie durchgeführt, warum dann ausgerechnet ab 1987? Naheliegender für Christoph Zink waren da, embargobedingt, offenbar verseuchte Lebensmittelimporte aus der Sowjetunion.

Wie gesagt, all diese Folgen resultieren aus dem Supergau eines einzigen Standortes. Spätestens nach Fukushima ist klar, dass dies kein einmaliges Erlebnis war. Die Folgen der Fukushimakatastrophe sind zudem noch gar nicht wirklich abschätzbar. Und spätestens nach den Reaktionen auf eingangs erwähnten Stresstest dürfte es dämmern, dass es den integeren Menschen, der in verantwortlicher Position, stets gefeit vor politischen und materiellen Einflüssen, allein und rund um die Uhr die Sicherheit „seines“ Meilers garantieren kann, nicht gibt und nie geben wird.

EU-Kommissar Günther Oettinger, der den Bericht letzte Woche vorstellte, bekräftigte sogleich, dass die Standards eben hoch seien und derzeit nichts für eine Abschaltung der AKWs spräche. Regionale Zeitungen übertrafen sich, je nach Ergebnis, mit angstbefreiten Einschätzungen zum Meiler in ihrer Nachbarschaft. Dabei ist es doch irrelevant, dass Gundremmingen, Isar und Grafenrheinfeld vergleichsweise „ungeschoren“ davonkamen. Werden wir uns doch nicht mehr lange freuen können, wenn in Tschechien, Rumänien, Frankreich oder wo auch immer der nächste Gau passiert.

Aber halt! Da gibt’s doch was! Von Oettinger! In naher Zukunft! Die Versicherung gegen Atomunfälle, finanziert über den Strompreis! Bleiben nur zwei klitzekleine unbedeutende Fragen offen:

Warum, bitte schön, werden nicht die Betreiber in Regress genommen bzw. bestraft, wenn sie es über Jahre und Jahrzehnte aus reiner Profitgier und Selbstgefälligkeit nicht schaffen, Sicherheitsstandards hundertprozentig einzuhalten, bzw. wenigstens die Ausrüstung zur Bekämpfung schwerer Unfälle richtig zu lagern, sondern der Stromkunde?

Und: Ist es nicht Sinn einer Versicherung, im Schadensfalle die Betroffenen zu entschädigen? Vermutlich wird die Auszahlung zusammen mit der Hoffnung in eiligst ausgehobene Massengräber hinterhergeschaufelt.

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Quellen: dapd/theintelligence.de vom 09.10.2012

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