Übergeschnappt: Bundesamt will radioaktives Asse-Wasser in Flüsse leiten

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Bevor Salzlauge auf Fässer mit Atommüll trifft, könne man sie doch besser in Weser und Ems pumpen – mit dieser Idee stößt das Bundesamt für Strahlenschutz auf Widerstand.

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) schlägt vor, Wasser aus dem maroden Atom-mülllager Asse II abzupumpen und künftig in Niedersachsens Flüsse einzuleiten. Vier Millionen Liter Wasser laufen jährlich unkontrolliert in das ehemalige Salzbergwerk bei Wolfenbüttel – laut Messungen sei es aber sauberer als Trinkwasser, behauptet das BfS. „In der Nordsee werden die gleichen Werte gemessen wie bei den Wässern in der Asse, etwa drei Becquerel“, sagte Werner Nording, der Sprecher des Bundesamtes. Im Trink-wasser seien 100 Becquerel erlaubt.

Das BfS habe dem Umweltministerium im Mai 2012 den Vorschlag unterbreitet, das Wasser in Flüsse zu leiten. Infrage kommen demnach Weser, Jade und Ems. In diese Flüsse seien 2009 mehr als 52 Milliarden Liter Salzabwässer eingeleitet worden. Im Vergleich dazu sind 3,85 Millionen Liter Asse-Wasser pro Jahr wenig. „So bedrohlich das Wasser seinen Weg durchs Salz frisst, so unbedrohlich ist es für Mensch und Natur“, sagte der Sprecher des BfS.

In der niedersächsischen Landespolitik findet der Vorstoß bisher keine Unterstützung. Die Einleitung in Flüsse würde keine Akzeptanz vor Ort finden, sagte Umweltminister Stefan Birkner (FDP). Für eine aus ökologischer Sicht schlechtere Einleitung von Salz-lösungen in oberflächennahe Gewässer gebe es keine Rechtfertigung.

Auch der wahrscheinlich nächste Umweltminister, Stefan Wenzel (Grüne), äußerte sich ablehnend: „Es gibt kurzfristig keine Notwendigkeit zur Suche nach anderen Möglich-keiten.“ Mittelfristig sehe er Anschlusslösungen vorzugsweise in Bergwerken.

Zutrittswasser heißt das mit Steinsalz gesättigte Grundwasser, das pausenlos durch Risse und Klüfte in die Asse eindringt: 12.000 Liter täglich. Nur starke Pumpen verhindern bislang den Einsturz der Grube. Doch niemand kann sagen, wie lange es bei der bis-herigen Menge bleibt; im Notfall könnten die Pumpen bis zu 500.000 Liter pro Tag abpumpen.

Seit 2005 wird das Wasser in das stillgelegte Bergwerk Mariaglück bei Celle gepumpt. Doch langsam wird es dort eng. Bis Ende 2016 muss eine neue Lösung her: Dann läuft der Vertrag mit dem Betreiber, dem Düngermittelhersteller K+S, aus. Zudem lässt sich K+S die Entsorgung gut bezahlen: Von 2009 bis 2011 kostete sie fast 700.000 Euro.

Etwas anderes sind die radioaktiv kontaminierten Salzlösungen. Bislang fallen davon 23 bis 25 Liter pro Tag an. In einer Vertiefung vor Kammer zwölf auf der 750-Meter-Ebene werden bis zu 80.000 Liter vermutet. Das Bundesamt will mit den Salzlösungen Beton anmischen, um Hohlräume in 800 Metern Tiefe und darunter zu verschließen. Ein Umweltrisiko erwartet das BfS nicht: Die gebundenen Radionuklide würden in einigen Jahrzehnten zerfallen.

Das Problem des in die Asse einsickernden Wassers erhöht den Zeitdruck bei dem weltweit einmaligen Versuch, 126.000 eingelagerte Fässer mit radioaktiven Abfällen zu bergen. Seit 2010 kämpfen die Experten des BfS gegen die drohende Verseuchung des Grundwassers, die entstehen könnte, wenn sich die Salzlauge in die rostenden Fässer fressen würde. Sogar Optimisten rechnen mit einer Bergungsdauer von mehreren Jahrzehnten; die Kosten werden auf vier Milliarden Euro geschätzt.

Quelle: zeit.de vom 03.02.2013

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