"Lyubov Orlova": Die Jagd nach dem Geisterschiff voller Ratten (Video)

Teile die Wahrheit!

lybov-orlova

Vor über einem Jahr verschwand die „Lyubov Orlova“ spurlos vom Radar. Angeblich wimmelt es auf ihr von gefährlichen Kannibalen-Ratten. Jetzt will der Schatzsucher Pim de Rhoodes das Boot finden.

Der Belgier Pim de Rhoodes ist so etwas wie ein moderner Abenteuer: Er lebt mit seiner Frau auf einem ausgedienten Lotsenschiff, der „Cdt. Fourcault“, fliegt Helikopter, verdient sein Geld als Schatzjäger und plant oft heikle Bergungsmissionen. Er sucht nach chinesischem Porzellan aus dem 15. Jahrhundert vor der Küste Vietnams oder findet Schlachtschiffe vor Dänemark. „Wir machen verrückte Sachen, wissen Sie“, erklärt der Extremtaucher, den man zurzeit nur am Telefon erreicht.

Im Sommer zum Beispiel organisiert der 55-Jährige eine Expedition zur „HMHS Britannic“ – dem Schwesterschiff der „Titanic“ –, die während des Ersten Weltkrieges im Jahr 1916 in der Ägäis unterging. Das Wrack liegt in 120 Meter Tiefe vor Athen auf dem Meeresboden. Ein Museum wünscht sich für eine Ausstellung Originalteile, de Rhoodes besorgt sie.

Aber de Rhoodes hat noch eine andere Leidenschaft: die „Lyubov Orlova“, besser bekannt als das Geisterschiff voller Ratten. Seit einem Jahr versucht er, das ehemalige russische Kreuzfahrtschiff zu finden. Die Geschichte des 110 Meter langen Schiffes war 2013 in die Schlagzeilen geraten, nachdem kanadische Behörden es wegen eines Rechtsstreits in einem Hafen festhielten. Schließlich kaufte es ein iranischer Geschäftsmann, um es in der Dominikanischen Republik verschrotten zu lassen. Doch beim Transport in hohem Wellengang vor der Küste Kanada riss sich das Schiff von den Leinen. Und das gleich zwei Mal. Ein dritter Versuch war wegen des Sturms unmöglich.

Von da an kümmerte sich niemand mehr um die „Lyubov Orlova“, die kanadischen Behörden ließen sie einfach auf das offene Meer treiben. Schließlich glitt sie mit der Strömung aus dem Hoheitsgebiet und verschwand von den Radarschirmen. Seitdem regt sie zur Fantasie an – oder zur Panik, je nachdem. Denn auf dem Schiff sollen zahlreiche Ratten leben, die sich, mangels Nahrung, gegenseitig auffressen. Britische Medien warnen bereits vor den Kannibalen-Nagern, die über die Küsten herfallen könnten, und die Behörden versicherten ihrerseits, alles unternehmen zu wollen, um genau das zu verhindern.

Für Pim de Rhoodes wären die Ratten kein Problem, natürlich. Und er erklärt auch, warum.

Die Welt: Herr de Rhoodes, Hand aufs Herz – wissen Sie, wo sich die „Lyubov Orlova“ befindet?

Pim de Rhoodes: (lacht) Das verrate ich nicht. Ich bin ja nicht der Einzige, der das Schiff haben will. Es gibt eine Menge Leute, die sie gerne abschleppen würden. Ich kann nur so viel sagen: Ich warte auf einen Anruf.

Die Welt: Verraten Sie uns wenigstens, wo Sie die „Lyubov Orlova“ vermuten?

de Rhoodes: Das ist sehr schwer zu sagen. Sie könnte zurzeit auf dem Weg Richtung Südafrika sein, aber genauso gut auf Grönland zusteuern. Wenn sie dort auf die Felsen auflaufen sollte, ist allerdings alles zu spät. Ich bin aber im Gespräch mit mehreren Küstenwachen genauso wie mit der russischen Armee.

Die Welt: Experten behaupten, das Schiff sei längst untergegangen.

de Rhoodes: Ja, ich weiß. Das liegt an dem Notsignal eines Rettungsbootes, das aufgefangen wurde. Der Sender wird nur aktiviert, wenn er mit Wasser in Berührung kommt. Aber das Rettungsboot könnte sich auch einfach in einem Sturm gelöst haben und ins Wasser gefallen sein. Ich glaube, dass die „Lyubov Orlova“ noch irgendwo da draußen ist. Die Chancen, dass wir sie wiedersehen, stehen meiner Meinung nach bei 50 bis 60 Prozent.

300x250

Die Welt: Wieso sind Sie sich da so sicher?

de Rhoodes: Ob ein Schiff untergeht, hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel, ob Wasser eindringen kann und das Boot deshalb kentert. Bei der „Lyubov Orlova“ waren aber alle Fenster und Türen zu, als sie sich losriss. Sie hatte ja schon vor dem miss-glückten Transport ein Jahr im Hafen gelegen, ohne dass ein Mensch sie betreten durfte. Sie hat auch nicht, wie zum Beispiel bei Fischerbooten, eine große Öffnung an Deck. Außerdem wurde das Schiff für Reisen in Polarregionen gebaut, das heißt, sie ist sehr stabil. Entscheidend ist nun, wie gut sie ausbalanciert war. Sie war sehr leer, es war also kein Treibstoff mehr an Bord, keine Fracht und keine Menschen, deshalb ist sie jetzt vermutlich sehr leicht, das könnte zum Problem bei hohen Wellen werden. Theoretisch könnte sie aber noch Monate auf dem Meer treiben. Es gab schon viele Geisterschiffe, die das geschafft haben, zum Beispiel nach dem Tsunami in Japan.

Die Welt: Woher kommt Ihr Interesse für die „Lyubov Orlova“?

de Rhoodes: Haben Sie sich mal die Bilder und Videos von ihr angesehen? Es ist ein so wunderschönes Schiff. Für mich ist es ein großes Abenteuer. Die „Lyubov Orlova“ hat Charakter, das finde ich toll.

300x250 boxone

Die Welt: Was ist sie denn noch wert?

de Rhoodes: Das kommt auf den technischen Zustand an. Funktionieren die Maschinen noch, dann zwei bis drei, vielleicht sogar vier Millionen Euro. Wenn der Zustand schlecht ist, dann eher 500.000 Euro, und zwar auf dem Schrottmarkt.

Die Welt: Sie standen schon zwei Mal kurz davor, die „Lyubov Orlova“ zu bergen. Was ist schiefgegangen?

de Rhoodes: Das war wirklich sehr hart für mich. Einmal hatten wir, kurz bevor wir die „Lyubov Orlova“ erreichten, einen Motorschaden und mussten umdrehen. Dabei war ich damals schon in Verhandlungen mit dem iranischen Eigentümer. Das zweite Mal kannten wir die Koordinaten, wo sich die „Lyubov Orlova“ befand, aber wir waren nicht schnell genug da. Die Strömung hatte sie schon wieder weggetrieben, und wir waren zu weit weg, um die Verfolgungsjagd aufzunehmen.

Die Welt: Warum ist es so schwer, das Schiff zu finden?

de Rhoodes: Die Geräte auf der „Lyubov Orlova“ sind ausgeschaltet, es gibt also kein Signal mehr, um sie zu orten. Das heißt: Jemand muss sie sehen. Die See ist aber in manchen Gegenden sehr einsam. Das kann man sich nur schwer vorstellen, aber es gibt viele Routen, nicht häufig befahren werden. Als wir zum Beispiel von Europa nach Kanada gefahren sind, ist uns nicht ein einziges Schiff begegnet. Und diejenigen, die das Schiff sehen könnten, also zum Beispiel Menschen auf einem Frachter, die achten nicht auf ein vergleichsweise kleines Boot wie die „Lyubov Orlova“. Bliebe noch die Küstenwache, aber die interessiert sich für so ein Schiff erst, wenn es eine Gefahr darstellt. Alles andere ist ihnen egal. Außerdem dürfte die „Lyubov Orlova“ in Regionen treiben, deren Küsten nur sehr dünn besiedelt sind wie etwa Grönland.

Die Welt: Mal angenommen, Sie finden das Schiff. Was ist dann mit den Kannibalen-Ratten?

de Rhoodes: (lacht) Wenn Ratten an Bord gewesen sind, dann hätten sie sich ja längst aufgefressen. Und wenn jetzt noch welche überlebt haben, dann werden sie uns ver-mutlich nicht gleich attackieren. Wir werden aber dennoch nur mit Schutzanzügen an Bord gehen wegen einer möglichen Infektionsgefahr. Ich bin mir inzwischen aber gar nicht mehr so sicher, ob es überhaupt Ratten gab. Damals, als die „Lyubov Orlova“ in einem kanadischen Hafen lag, saß auch ihre Crew mit fest – und zwar fünf Monate lang. Zum Schluss hatten sie nichts mehr zu essen und mussten auf Kosten der Kanadier nach Russland zurückgebracht werden. Wären Ratten an Bord gewesen wären, hätten sie schon diese fünf Monate nicht überlebt.

Video: Begehung bevor es ein Geisterschiff wurde

Quellen: news.odin.tc/WeltOnline vom 13.02.2104

Weitere Artikel:

Ein Geisterschiff nimmt Kurs auf Europa

Golf von Alaska: US-Küstenwache versenkt Tsunami-Geisterschiff

About aikos2309

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert