Das Comeback der Hanfmedizin: 7 Tonnen Gras – so viel wird in Deutschland jetzt angebaut

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Cannabis oder Hanf (beide Wörter bezeichnen dasselbe) ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Erde. Sie kann uns mit Öl, Papier, Brennstoff, Baumaterial und Kleidung versorgen.

Sie liefert in ihren Samen ein hochwertiges Nahrungsmittel und Tierfutter. Und in ihrem Harz eine Fülle von Inhaltsstoffen, die sie zu einer vielseitigen Heilpflanze machen.

Der Hanf ist eine schnellwüchsige, krautige, einjährige Pflanze. Grob unterscheidet man:

Nutz- oder Industriehanf – mit hohem Faseranteil
Drogenhanf – mit hohem THC-Anteil
Medizinalhanf – mit hohem CBD- und/oder THC-Anteil

Drogenhanf ist erhältlich als Marihuana oder Haschisch. Marihuana besteht aus getrockneten, zerkleinerten und zerriebenen Hanfblüten und Hanfblättern. Unter Haschisch versteht man das gepresste, zu einer dunklen Masse verarbeitete Harz aus Blüten und Blättern.

Der THC-Gehalt von Drogenhanf ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Er betrug in der Schweiz 2017 durchschnittlich 10% (Marihuana) bzw. 19% (Haschisch). Damit konsumiert man aus medizinischer Sicht eine massive Überdosis (Frau, die Chemotherapie ablehnte, verblüfft Ärzte mit Rückgang ihrer Tumore durch Cannabis und Manuka-Honig).

Inhaltsstoffe und Wirkungen

Man kennt ungefähr 600 verschiedene chemische Bestandteile des Cannabis. Sie verteilen sich auf 19 Gruppen. Therapeutisch am interessantesten ist die Gruppe der Cannabinoide.

Cannabinoide

Cannabis enthält mehr als 100 Cannabinoide. Soweit bekannt, kommen sie ausschliesslich im Hanf und sonst nirgendwo im Pflanzenreich vor. Am besten untersucht sind die beiden Cannabinoide Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD).

CBD

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Cannabisforscher schreiben dem CBD ein breites Spektrum verschiedenartiger Wirkungen zu. Rheumabetroffene mit CBD-Erfahrung bestätigen insbesondere eine entzündungshemmende und eine schmerzreduzierende Wirkung von CBD und dass sie dank CBD besser schlafen.

THC

Auf THC geht die Rauschwirkung zurück, derentwegen Cannabis dem Betäubungsmittelgesetz unterworfen wurde. Am meisten THC ist in den unbefruchteten weiblichen Blüten (bis 30%) und in den blütennahen Blättern enthalten. Unter den mutmasslichen therapeutischen Wirkungen des THC stehen für Rheumabetroffene seine Schmerzlinderung und – in hohem Alter – die Appetitanregung im Zentrum.

Das Endocannabinoid-System (ECS)

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Wie wirken Cannabinoide? Offenbar docken sie an speziellen Rezeptoren des Nerven- und des Immunsystems an. Alle diese Rezeptoren und deren Liganden (Bindungsmoleküle wie z.B. Anandamid) bilden zusammen das Endocannabinoid-System (ECS) des menschlichen Körpers.

Das ECS wurde um 1990 herum von Forschungsgruppen in den USA und Israel entdeckt, nachdem die Molekülstruktur von CBD (1963) und THC (1964) schon früher entschlüsselt worden war.

Wie Cannabinoide und die verschiedenen Andockstellen des ECS (CB1, CB2, GPR55 usw.) zusammenspielen, ist eine zentrale Frage der Cannabisforschung. Man ist allerdings noch weit davon entfernt, den Wirkmechanismus genau zu begreifen – wie man auch bei der grossen Mehrheit der zugelassenen Medikamente nicht hundertprozentig versteht, wie sie wirken.

Schmerztherapie

Über die Einwirkung auf das ECS eröffnen Cannabispräparate interessante neue Perspektiven für die Therapie chronischer Schmerzen. Aufgrund bisheriger Beobachtungen geht man von einem allmählichen Wirkungsaufbau der Schmerzlinderung aus (z.B. nach Prof. Martin Pinsger):

-Verbesserung des Schlafes in den ersten Tagen
-Nachfolgend Muskelentspannung und Anregung des Appetites
-Schmerzreduktion erst nach ausreichender Regeneration

Man muss dem Cannabis also Zeit lassen, seine Wirkung zu entfalten, und darf die Therapie nicht vorzeitig abbrechen. Allerdings gibt es zum therapeutischen Einsatz von Cannabis bei chronischen Schmerzen noch wenige klinische Studien. Schmerztherapeuten bescheinigen den Cannabispräparaten aktuell nur eine «moderate» (bescheidene) Schmerzreduktion (CBD-Öl: Kann medizinisches Cannabis Antibiotika ersetzen?).

7 Tonnen Gras – so viel wird in Deutschland jetzt angebaut

Im Vergleich zu Kanada ist Deutschlands Haltung zu Cannabis zwar immer noch so modern wie Oma Ernas Handy mit den extragroßen Tasten, aber es gibt Grund zur Hoffnung. Zwei Jahre nach der Legalisierung von medizinischem Cannabis dürfen ausgewählte Unternehmen es jetzt auch in Deutschland anbauen. Das teilte am Mittwoch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit.

Zwei Firmen bekamen den Zuschlag, in den nächsten vier Jahren gemeinsam über sieben Tonnen medizinisches Marihuana zu produzieren. Die kanadischen Cannabis-Unternehmen Aurora und Aphria konnten die Ausschreibung für sich entscheiden.

Da der Gesetzgeber in Deutschland jahrelang verschlief, wie groß der Markt für medizinisches Cannabis werden könnte, überrascht es kaum, dass vorerst kein deutsches Unternehmen den Zuschlag bekam. In Kanada gibt es seit 2001 Weed auf Rezept. Der Anbau, Verkauf und Konsum zu Genusszwecken ist dort seit 2018 legal.

Die Cannabis-Lobbyisten des Deutschen Hanfverband kritisierten das Auswahlverfahren von Beginn an hart. Denn es forderte von Bewerbern, dass sie bereits Erfahrung im Cannabis-Anbau mitbrachten. Die haben aber nur ausländische Unternehmen, die schon in Märkten arbeiten, in denen bereits Cannabis legal ist. Deutsche Unternehmen und Start-Ups konnten da nicht mithalten.

Ursprünglich wollte das BfArM am Mittwoch 13 Anbau-Berechtigungen à 200 Kilo Marihuana jährlich verteilen. Aurora bekam fünf zugesprochen, Aphria vier. Die restlichen wurden bisher nicht verteilt. Ein Bieter, der sich benachteiligt sah, hatte gegen die Verteilung geklagt. Für Menschen, die auf Cannabis als Medizin angewiesen sind, bedeutet das vorerst: drei Tonnen weniger Cannabis. Trotzdem bezeichnet Karl Broich, Präsident des BfArM, die Zuschlagserteilung in einer Presseerklärung als wichtigen Schritt für die Versorgung schwer kranker Patientinnen und Patienten.

Das erste legale deutsche Weed soll Ende 2020 geerntet werden – in Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein (Nachdem er seinen eigenen Krebs mit Cannabisöl kuriert hat, heilte dieser Arzt mehr als 5.000 Patienten).

Mehrzahl der Hausärzte hält medizinisches Cannabis für sinnvoll

Seit dem 10. März 2017 ist Cannabis in Deutschland ein akzeptiertes verschreibungspflichtiges Medikament. Auch wenn wesentlich mehr Menschen im Land dank der Gesetzeseinführung von Cannabis als Medizin einen Zugang zum Heilmittel Hanf erhalten haben, als es die Politik vorhergesehen hat, bleibt es für viele Personen schwierig den richtigen Ansprechpartner in Arztpraxen aufzufinden, da nicht nur oft Befürworter unauffindbar sind, sondern besonders die bürokratischen Barrieren für Patienten häufig ein Hindernis auf dem Weg zum verlangten Medikament darstellen.

Dass gerade hier noch ein wesentlicher Schritt gegangen gehört, zeigt eine Umfrage der Wayland Group, die 300 deutsche Hausärzte zu ihrer Einstellung befragte und zu einem Ergebnis kam, das leicht verärgert. Die Mehrzahl der Hausärzte hält medizinisches Cannabis für sinnvoll, hat aber oft noch damit zu kämpfen, ein Rezept für bedürftige Erkrankte auszustellen (Hanföl heilt! Die Wiederentdeckung einer uralten Medizin).

Die folgende Pressemitteilung des einst als Maricann Group agierenden Cannabisproduzenten zeigt immerhin das derzeitige Dilemma in deutschen Hausarztpraxen recht verständlich auf:

PRESSEMITTEILUNG

Mehrzahl der Hausärzte hält Medizinisches Cannabis für sinnvoll München/Köln, 12. Dezember 2018

Laut einer aktuellen Umfrage unter 300 Hausärzten in Deutschland finden sechs von zehn Cannabis als therapeutische Option sinnvoll. Trotzdem hat über die Hälfte der Befragten noch nie ein Rezept für Medizinisches Cannabis ausgestellt. Ursache der Zurückhaltung ist der hohe bürokratische Aufwand, den das Cannabisgesetz vorsieht.

Seit März 2017 dürfen Ärzte in Deutschland Medizinisches Cannabis verschreiben.Nur 16 Prozent der befragten Ärzte zweifeln an der Wirkung von Medizinischem Cannabis. Immerhin 45 Prozent der Umfrageteilnehmer haben mindestens ein Rezept ausgegeben. Von ihnen haben lediglich vier Prozent im Jahr 2018 mehr als 50 Rezepte ausgestellt. Es gibt viele Barrieren, die die Mediziner davon abhalten, getrocknete Cannabisblüten zu verordnen. 64 Prozent der Ärzte finden, der Verschreibungsprozess sei zu aufwändig.

Neben der Verordnung müssen Ärzte zudem einen Antrag auf Kostenübernahme für die Krankenkasse ausfüllen und an einer anonymisierten Begleiterhebung teilnehmen. 47 Prozent der Ärzte sagen, dass die Krankenkassen die Erstattung häufig ablehnen. 27 Prozent der Ärzte finden den Umgang mit Medizinischem Cannabis schwierig. Medizinalcannabis muss wie starke Schmerzmittel auf einem Betäubungsmittelrezept (BtM) verordnet werden.

Die konkrete Cannabissorte und die richtige Dosierung müssen klar auf dem Rezept vermerkt sein.Damit die Abgabe an Patienten reibungslos funktioniert, muss das Zusammenspiel mit der Apotheke gut funktionieren. Nur ein Drittel (33 %) der Ärzte gibt an, dass dies der Fall sei. Bei den Apothekern sind sogar nur 22 Prozent der Meinung, die Zusammenarbeit funktioniere gut, wie eine ähnliche Umfrage mit 300 Apothekern im September ergab.

Genau wie die Ärzte sehen auch 64 Prozent der Apotheker den Verordnungsprozess als zu aufwändig an. Ärzte würden viele Rezepte fehlerhaft ausstellen und wüssten nichts über die Lieferbarkeiten der spezifischen Produkte. Man ist sich einig: Die Kooperation ist zeitintensiv, der bürokratische Aufwand hoch. Deutliche Uneinigkeit besteht hingegen bei zwei Punkten. Rund 25 Prozent der Ärzte sehen eine Gefahr der Abhängigkeit, bei den Apothekern sind es nur 13 Prozent. 46 Prozent der Ärzte fürchten, das falsche Klientel anzulocken, und haben Angst vor einem Regress.

Bei den Apothekern sind es nur 22 Prozent.Die Ärzteschaft wurde außerdem dazu befragt, welche zusätzlichen Angebote sie benötigen, um sicherer im Umgang mit der Medikation zu sein. Viele wünschen sich, dass die staatlichen Auflagen für die Abgabe des Medikaments vereinfacht werden (57 %). Generell fühlen sich 45 Prozent der Ärzte noch nicht ausreichend geschult.

Medizinskandal Krebs

Cannabis als Bestandteil des Studiums (31 %) oder mehr Fortbildungsmöglichkeiten (45 %) könnten hier Abhilfe schaffen. Über die Umfrage: Vom 22. November bis zum 6. Dezember befragte DocCheck Research im Auftrag von Wayland 300 Hausärzte (Allgemeinmediziner, Praktiker und Internisten). Bereits im September beantworteten 300 Apotheker ähnliche Fragen. Die Umfragen fanden online statt (50-jähriger Mann heilt Lungenkrebs mit Cannabisöl, und verblüfft Medien (Videos)).

Die Rekrutierung geschieht nach einer Zufallsauswahl deutschlandweit verteilt.

Über Wayland:Die 2013 als Maricann Group gegründete und im September 2018 umbenannte Wayland Group ist ein vertikal integrierter Hersteller und Händler von Cannabis für medizinische Zwecke. Das Unternehmen ist in Burlington, Kanada, und in München ansässig und betreibt Produktionsstätten in Langton, Ontario, in Ebersbach bei Dresden und in Regensdorf in der Schweiz.

Nach Meinung des Herausgebers des Hanf Journals hätte Wayland aufgrund dieser Situation eigentlich lieber 100 Ärzte nennen sollen, welche Cannabis tatsächlich bereitwillig an ihre Patienten verschreiben wollen.
Wo er recht hat, hat er recht!

Literatur:

Hanf als Medizin: Ein praxisorientierter Ratgeber

Cannabis gegen Krebs: Der Stand der Wissenschaft und praktische Folgerungen für die Therapie

Cannabis: Verordnungshilfe für Ärzte

Quellen: PublicDomain/rheumaliga.ch/hanfjournal.de/vice.com am 23.04.2019

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