Putins Finanzpuffer geht zur Neige: Russland: Finanzkrise – mehr Steuern oder mehr neue Schulden?

Teile die Wahrheit!

Finanzkrise in Russland: Schrumpfende Energieeinnahmen und Kriegskosten reißen Löcher ins Budget. Bleibt nur Steuerdruck oder neue Kredite.

Russland: Finanzkrise – mehr Steuern oder mehr neue Schulden?

Der deutliche Abschwung der russischen Wirtschaft, die höheren Kosten des Ukraine-Krieges und sinkende Einnahmen aus dem Rohstoffhandel reißen ein Loch in Russlands Staatskasse. Um es zu stopfen, bleiben nur zwei Wege: neue Schulden oder eine Steuererhöhung.

Wirtschaft in Russland lahmt: Rezession rückt näher

Die offiziellen Zahlen für Juli zeigen ein Wirtschaftswachstum von gerade einmal 0,4 Prozent. Sberbank-Chef German Gref berichtete im August von einem BIP von nahezu Null. Auf die ersten sieben Monate gerechnet summiert sich das Plus noch auf 1,1 Prozent, doch der Trend weist klar nach unten.

Die Zentralbank verweist zwar auf die untere Spanne ihrer Prognosen, der Internationale Währungsfonds erwartet jedoch nur noch ein Wachstum von 0,9 Prozent für das Gesamtjahr.

Selbst Gref spricht inzwischen von einer technischen Stagnation in Russland. Präsident Putin weist diese Einschätzung zurück, doch die Daten lassen sich nicht wegdiskutieren.

Zwar hat sich die Inflation im Juli auf 8,1 Prozent abgeschwächt, doch damit ergibt sich rechnerisch ein reales Wachstum von minus 7,7 Prozent.(Finanzsturm voraus? Was uns Gold und Dollar signalisieren)

Die Zentralbank senkte im September den Leitzins von 18 auf 17 Prozent, was weniger war als die Märkte erhofft hatten.

Kredite bleiben teuer und belasten Investitionen. Unternehmen haben angekündigt, ihre Ausgaben für neue Produktionslinien um 733 Milliarden Rubel (etwa 7,3 Milliarden Euro) zu reduzieren.

Nur noch knapp die Hälfte plant größere Projekte. Damit verschiebt sich die Modernisierung der Wirtschaft weiter nach hinten. Auch die privaten Haushalte geraten unter Druck.

Konsumentenkredite haben seit Jahresbeginn zweistellig zugelegt, doch immer mehr Familien haben Mühe, ihre Raten zu bedienen. Laut Banken sind inzwischen mehr als 15 Prozent der Haushalte in Zahlungsverzug.

Russland: Ölgeschäft verliert an Kraft

Noch schwerer wiegt, dass die wichtigste Einnahmequelle weiter rückläufig sein dürfte. Nach Berechnungen des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) nahm Russland im August mit dem Export fossiler Energieträger noch 564 Millionen Euro pro Tag ein, zwei Prozent weniger als im Juli und acht Prozent weniger seit Jahresbeginn.

Vor Kriegsbeginn lagen die täglichen Einnahmen über einer Milliarde Euro pro Tag.

Die ukrainischen Angriffe auf Raffinerien haben rund 20 Prozent der Verarbeitungskapazitäten zerstört. Bereits zuvor waren Lager getroffen worden. Da Russland ohnehin kaum Vorräte hält, warnt Transnet nun davor, dass die Förderung gedrosselt werden muss.

Auch die Exportinfrastruktur ist betroffen. Die Häfen Primorsk und Ust-Luga gerieten ins Visier, in Primorsk kam es zu einem Abfertigungsstopp.

Die Sanktionen verteuern die Reparaturen und verhindern die Lieferung wichtiger Ersatzteile. Rosneft und Gazprom müssen sich Ersatz inzwischen über Zwischenhändler in Indien oder der Türkei beschaffen, oft zu Mehrfachpreisen. Das verlängert die Ausfälle und belastet die Bilanzen.

Für die Bevölkerung wird es direkt sichtbar. In mehreren Regionen wird Benzin rationiert, an den Tankstellen bilden sich Schlangen.

Der Großhandelspreis für A-95-Benzin liegt inzwischen bei 82.300 Rubel (etwa 823 Euro) pro Tonne, mehr als 50 Prozent über dem Wert zu Jahresbeginn.

Die Regierung stoppte daher die Ausfuhr raffinierter Produkte, um die Versorgung im Inland zu sichern. Damit sinken die Einnahmen jedoch weiter.

Haushaltsloch weitet sich aus

All dies wirkt sich spürbar auf die Staatsfinanzen aus. Ursprünglich war für dieses Jahr ein Defizit von 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vorgesehen, inzwischen liegt der Wert bei 1,7 Prozent.

Die Zentralbank rechnet bis Jahresende mit 2,4 Prozent, oder mehr als 4,5 Billionen Rubel (etwa 45 Milliarden Euro). Schon in den ersten acht Monaten überstiegen die Ausgaben die Einnahmen um 2,7 Billionen Rubel (ca. 27 Milliarden Euro).

Finanzminister Anton Siluanov sprach zuletzt von bis zu 15 Billionen Rubel (etwa 150 Milliarden Euro), die in den nächsten zwölf Monaten zusätzlich aufgenommen werden sollen.

Auf dem Papier ist das unproblematisch, da die Gesamtverschuldung Russlands unter 20 Prozent des BIP liegt. In der Realität ist das Land jedoch vom internationalen Kapitalmarkt abgeschnitten. China gestattet Russland lediglich Panda-Bonds in Yuan, die mit Auflagen verbunden sind.

Damit bleibt nur der Inlandsmarkt. Privatanleger sind weitgehend ausgeschöpft, Unternehmen fehlen die Mittel. Es bleiben die Banken, die schon heute mehr als ein Drittel ihrer Bilanz in Staatsanleihen halten.

Mit jeder neuen Emission bindet der Staat mehr von ihrer Liquidität. Für die Wirtschaft wird es enger, die Kreditvergabe schrumpft, während Kreditausfälle steigen.

Die Banken geraten unter Druck, womit die Gefahr wächst, dass der Staat einspringen muss, um sie zu stützen, was wiederum mit Mitteln aus neuen Anleihen erfordert. Damit würde sich ein Kreislauf in Gang setzen, der zwar neue Schulden generiert, aber keine Finanzmittel. Durch die hohen Zinsen ist eine Verschuldung zudem sehr teuer.

Steuerpläne verschärfen Russlands Krise

Die Regierung prüft deshalb auch eine Steuererhöhung. Im Gespräch steht eine Anhebung der Mehrwertsteuer von 20 auf 22 Prozent. Ausgenommen wären Grundnahrungsmittel, Medikamente und Kinderprodukte. Die zusätzlichen Einnahmen lägen bei etwa einer Billion Rubel (ca. 10 Milliarden Euro), also rund 0,5 Prozent des BIP.

Eine Anhebung der Mehrwertsteuer würde den Alltag sofort verteuern. Nach den Engpässen an den Tankstellen und den steigenden Lebensmittelpreisen träfe die nächste Belastung direkt die Haushalte.

Zugleich wäre es das sichtbare Eingeständnis, dass die „militärische Sonderaktion“ sehr viel teurer ist, als die Regierung bisher eingeräumt hat. Der Konsum würde dadurch weiter zurückgehen, was einen weiteren Dämpfer für die ohnehin schwache Wirtschaft bedeutet.

Putins Finanzpuffer geht zur Neige

Als dritte Möglichkeit bleibt der Nationale Wohlstandsfonds (NWF). Doch auch hier sind die Grenzen sichtbar. Die liquiden Teile, also Gold und Devisen, sanken von 52,6 Milliarden US-Dollar (etwa 48 Milliarden Euro im Juli auf 48,3 Milliarden US-Dollar im August (etwa 44 Milliarden Euro).

Der Fonds hält weitere Beteiligungen an Sberbank, Gazprom und Rosneft. Diese Werte lassen sich jedoch nicht kurzfristig verflüssigen, zudem sind die Goldreserven im Ausland blockiert.

Deren Werte stehen zwar weiter in den Büchern, können aber nicht veräußert werden. Bei aktuellem Tempo wäre der Fonds in etwa zwei Jahren erschöpft. Würde die Regierung mehr Mittel des NWF anzapfen, wäre er schneller erschöpft.

Moskau steht vor einer Entscheidung, die sich nicht mehr verschieben lässt. Mehr Schulden treiben Banken und Zinslast in die Enge, eine Steuererhöhung trifft die Bevölkerung direkt.

Der Wohlstandsfonds reicht nicht aus, um beides abzufedern. Damit zeigt sich, wie tief der Krieg die Wirtschaft in Russland bereits aufgefressen hat.

Quellen: PublicDomain/finanzmarktwelt.de/ am 30.09.2025

About aikos2309

One thought on “Putins Finanzpuffer geht zur Neige: Russland: Finanzkrise – mehr Steuern oder mehr neue Schulden?

  1. So und jetzt noch ein Bericht über die wirtschaftliche Lage der USA und Westeuropa.
    Und auch nicht die Schulden vergessen.
    Danke. 😁

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert