Meeresboden-Karte: Satelliten entdecken Tausende Tiefseeberge

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Geburtsorte der Ozeane, verdrehte Erdplatten, Fabriken für Unterseeberge: Ein neuer Atlas enthüllt die Welt der Meeresböden, die gewöhnlich unter Wasser verborgen bleibt.

Der Philosoph Poseidonios versuchte es 85 vor Christus mit einem Tau, an das er einen Stein gebunden hatte. Er ließ es ins Mittelmeer sinken, um die Tiefe zu ergründen. Für die Abgründe des Gewässers von durchschnittlich 1450 Metern waren die Alten Griechen aber nicht ausgerüstet.

(Bild: Karte des Atlantikbodens (farbig; Grau zeigt Kontinente): Erhebungen sind gelblich, rote Punkte stehen für stärkere Erdbeben – sie ballen sich an den Grenzen von Erdplatten)

Auch heute bleiben die Meeresböden meist verborgen. Nur Forschungskapseln gelangen gelegentlich ganz nach unten. U-Boote tauchen gewöhnlich nur wenige Hundert Meter weit hinunter. Selbst Wale gehen kaum tiefer als tausend Meter. Schiffe messen die Tiefe der Ozeane nur sporadisch.

Jetzt liefern Satelliten die bislang genaueste Karte der Meeresböden. Vier Fünftel der erkennbaren Strukturen seien auf bisherigen Atlanten nicht verzeichnet, berichten Forscher um David Sandwell von der Scripps Institution of Oceanography in La Jolla, USA, im Wissenschaftsmagazin „Science“.

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(Karte des Indischen Ozeans: Satelliten liefern die bislang genaueste Karte der Meeresböden. Vier Fünftel der erkennbaren Strukturen seien auf bisherigen Atlanten nicht verzeichnet, berichten Forscher)

Höher als der Mount Everest

Die Welt unter Wasser wirkt gigantischer als alles darüber: Berge wie die Hawaii-Insel Mauna Kea ragen höher als der Mount Everest. Schluchten wie der Marianengraben klaffen sechsmal tiefer als der Grand Canyon.

Gebirgsketten der Mittelatlantischen Rücken schlängeln sich Tausende Kilometer weit. Ihre Flanken fallen auf 6000 Meter ab, manche Gipfel heben sich über den Meeresspiegel: Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken. Seine Vulkane schleudern Asche von Tiefseelava bis nach Europa.

Die flachsten Ebenen der Erde erstrecken sich am Meeresboden: breite Plateaus etwa, auf denen Deutschland leicht Platz fände. Mancherorts wirkt der Boden auf der Größe des Mittelmeers so blank wie eine Steinplatte. Kontinentgroße Lavafelder bedecken den Boden.

Die neuen Karten der Tiefsee verdanken sich den Satelliten „CryoSat-2“ und „Jason-1“, sie messen die Höhe des Meeresspiegels doppelt so genau wie bislang. Der Meeresspiegel formt sich gemäß der Schwerkraft des Tiefseebodens, an der Ozeanfläche herrscht daher überall die gleiche Erdanziehung, es sei denn, Strömungen verschieben das Wasser.

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(Unterseeberge im Südchinesischen Meer: Mancherorts liegen regelrechte Unterseeberg-Fabriken. Wie Nadelspitzen reihen sich Erhebungen aneinander. Das Getriebe der Plattentektonik schiebt Meeresboden über Magmaquellen – sie gebären stetig neue Lavagestein-Berge)

Neue Berge aus Lavagestein

Dellen und Beulen der Wasseroberfläche spiegeln also die Anziehungskraft – sie weisen damit auf die Landschaft am Grund: Unterseeberge etwa ziehen das Wasser an, es beult sich über ihnen. Tausende bislang unbekannte Berge hätten sie entdeckt, berichtet die Forschergruppe nun in „Science“.

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Mancherorts gebe es regelrechte Unterseeberg-Fabriken. Wie Nadelspitzen reihten sich Erhebungen aneinander. Das Getriebe der Plattentektonik schiebt Meeresboden über Magmaquellen – sie gebären stetig neue Lavagestein-Berge.

Andere erstaunliche untermeerische Landschaftsformen werden erkennbar. Sie helfe, die Verschiebung der Erdplatten, die Plattentektonik, nachzuvollziehen, meinen die Gelehrten. Im Golf von Mexiko etwa klafften Tausende Kilometer lange Gräben, die bislang übersehen worden seien.

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(Spaltungsrinnen des Meeresbodens in ungekannt präziser Darstellung: Die grünen Symbole markieren Erdbeben am Mittelatlantischen Rücken, wo Lava hervorquillt, es drückt den Tiefseeboden auf beiden Seiten zur Seite)

Puzzle im Atlantik

Es handele sich um erloschene Spreizungsrinnen: Einst quoll dort offenbar Lava hervor, drückte den Tiefseeboden auf beiden Seiten des Gebirges zur Seite – mächtige Erdplatten gerieten in Bewegung. Die Halbinsel Yukatan wurde dabei in ihre heutige Position verdreht, schreiben die Geoforscher.

Erkennbar werde auch zwei nahezu formgleiche geologische Puzzleteile beidseits des Südatlantiks. Die Rechtecke mit Kantenlängen von 800 mal 100 Kilometern halfen anscheinend bei der Geburt des Ozeans vor rund 90 Millionen Jahren. Aus ihnen stieß Lava, die dazu beitrug, Afrika und Amerika auseinanderzuschieben. Eine Gesteinsnaht, die sich quer durch den Meeresboden zieht, verbindet beide Flecken noch heute.

Quellen: Scripps Institution of Oceanography/SpiegelOnline vom 02.10.2014

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