Prekäre Beschäftigung: Hochschullehrer sind Sachmittel

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Lehrbeauftragte protestieren gegen sittenwidrige Arbeitsbedingungen. Volle Leistung, volle Säle, aber nur ein Teil des Lohns. Lehrbeauftragte arbeiten als billige „Patchworker“ an deutschen Hochschulen.

Lohndumping durch Leiharbeit und Werkverträge ist ein perfides Mittel der Unternehmer zur Verschärfung der Ausbeutung. Nicht anders machen das die deutschen Hochschulen, Universitäten und die übergeordneten Landesregierungen mit Lehrbeauftragten.

Sie werden seit Jahren nur mit einem Teil der Entlohnung eines festangestellten Hoch-schullehrers abgespeist. Was ursprünglich als produktive Ergänzung der Lehrtätigkeit durch Wissenschaftler und Künstler mit Praxiserfahrung gedacht war, wird zunehmend zu einem akademischen Niedriglohnsektor.

Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV), schätzt die Anzahl der Lehrbeauftragten an den deutschen Hochschulen, Honorarprofessoren ein-geschlossen, auf 94.000 – eine Reservearmee des wissenschaftlichen und künstlerischen akademischen Personals. An den vier Berliner Kunst- und Musikhochschulen und an den Sprachzentren wurden – nach Auskunft des Berliner Senats – im Lehrjahr 2013/14 zwischen 37 und 73 Prozent des Pflichtlehrangebots von Lehrbeauftragten erbracht. Das sind keine Hilfskräfte, sondern erfahrene Lehrer.

Eine von ihnen: Karola Theill – eine renommierte Pianistin und Liedbegleiterin. Sie ist Honorarprofessorin und unterrichtet an der Hochschule für Musik Hanns Eisler (HfM) in Berlin und an der Hochschule für Musik und Theater (HMT) Rostock. Den Titel gab es für langjährig hervorragende Leistungen als Lehrbeauftragte – eine Honorarerhöhung seit Jahren nicht. Auch die Gagen für ihre Auftritte als Musikerin beziehungsweise das Salär für den privat erteilten Musikunterricht sind überschaubar. Frau Theill ist damit eine »Patchworkerin«.

Aber nur eine der ungezählten Lehrkräfte, die sich mehrfach »einbringen« müssen, um schließlich ein paar Euro herauszubekommen. Immer mehr Fachkräfte arbeiten ohne feste, meist nur auf ein Semester befristete Arbeitsverträge. Das bedeutet auch: ohne Krankengeld, Kündigungsschutz, Mutterschutz. Ihre Leistungen entsprechen denen festangestellte Professoren und Dozenten, doch ihr Stundensatz beträgt nur 22,50 bis 30,00 Euro. Ein W2-Professor bekommt 82,00 Euro pro Stunde. Bezahlt werden für Lehrbeauftragte außerdem nur die Unterrichtsstunden, nicht die umfangreiche Vor- und Nachbereitung.

»Prekär ist nicht fair. Das muss sich ändern«, sagen die Betroffenen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und die DOV rufen gemeinsam mit der Bundeskonferenz der Lehrbeauftragten an Musikhochschulen und der Sprachlehrbeauftragten an Hochschulen zu einem bundesweiten Aktionstag am 6. November auf. Sie verlangen Festanstellung statt befristeter Lehraufträge, verbindliche Schritte zur Anpassung der Lehrauftragsvergütung an den Tarif des hauptamtlichen Personals, also »gleicher Lohn für gleiche Arbeit«, Bezahlung der Vor- und Nachbereitung, Gewährleistung von Sozialversicherungs-leistungen, Kündigungs- und Mutterschutz, Wählbarkeit in Personalräte und Gremien der akademischen Selbstverwaltungen.

Und selbstverständlich muss von den Ländern die Grundsicherung der Hochschulen so erhöht werden, dass die regulären Lehrveranstaltungen auch durch sozialversicherungs-pflichtige Lehrkräfte abgedeckt werden. Die »Freien« werden zur Zeit noch aus »Sachmitteln« bezahlt.

Die Lehrbeauftragten stehen hinter den Protesten. So mancher jedoch bleibt in der zweiten Reihe – aus Furcht um den Verlust auch der geringfügigen Arbeitsmöglichkeit.

Die erste große koordinierte Aktion soll den Politikern die Kraft der Solidarität zeigen.

Überblick der Aktionen: www.kurzlink.de/lehrbeauftragte

Quellen: dpa/jungewelt.de vom 04.11.2014

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