Atomic Afrika: Die atomaren Pläne afrikanischer Regierungen (Video)

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40 Kernkraftwerke für Afrika? Während die Atomkraft in Deutschland ein Auslaufmodell ist, begeistert sie die Regierungen Afrikas. Doch ist ein Atomkraftwerk im Niger, dem Land der Tuareg in dem auch Ableger von Al Kaida aktiv sind, sicher? Und warum beutet Europa wie zu Kolonialzeiten Afrikas Uran aus?

„Françafrique“ – ein Wort für Einmischung

„We want power, no arms“ („Strom statt Waffen“) skandieren viele Menschen in den Städten Afrikas. Doch sie bekommen weiterhin Waffen, auch um den Einfluss der europäischen Staaten, allen voran Frankreich zu sichern. Frankreich bezieht den Hauptteil seines Urans aus Afrika, und Uran ist für die auf Kernspaltung ausgerichtete Stromgewinnung in Frankreich extrem wichtig. Das Engagement der Pariser Regierungen in Nordafrika und Mali gilt nicht zuletzt der Sicherung der Uranversorgung. Mail, in dem Frankreich mit 3.500 Soldaten kämpft, grenzt an den Niger, wo das Französische Unternehmen Areva eines der größten Uranvorkommen ausbeutet. Auch im Niger und anderen Stützpunkten in Westafrika sind schätzungsweise noch einmal 1.100 französische Soldaten stationiert.

Im Januar 2013 kündigte der französische Verteidigungsminister an, den Uranbergbau in Arlit, Akouta und Imouraren im Norden Nigers künftig von französischen Elitesoldaten schützen zu lassen. Die Einmischung in die Belange Afrikas ist so häufig, dass es im Französischen einen eigenen Begriff dafür gibt: „Françafrique“.

Afrikas Platz in der Geschichte der Kernspaltung

„Power“ werden die Afrikaner so schnell nicht bekommen, das ist angesichts der Interessenlage der Europäer und Amerikaner in Afrika klar. Was weitgehend unbekannt ist: Die Geschichte der Atomkraft ist eng mit Afrika verknüpft. Das zum Bau der über Hiroshima und Nagasaki abgeworfenen Atombomben verwendete Uran (bzw. daraus gewonnenes Plutonium) stammte aus der Erzmine von Shinkolobwe, in der Demokratischen Republik Kongo gelegen. Dieser labile afrikanische Staat war früher Kolonialgebiet der Belgier, die auch das Uran abbauten und an die USA verkauften.

Als Gegenleistung wurde in der Hauptstadt Kinshasa an der Lovanium University 1954 der erste afrikanische Atomreaktor gebaut. Doch das war einmal, inzwischen ist er außer Betrieb und gilt als großes Sicherheitsproblem. Auch in Shinkolobwe lässt sich auf dem Schwarzmarkt Uran kaufen, obwohl die Mine offiziell geschlossen ist.

Power – über Strom und Macht in Afrika

Doch die afrikanischen Diktatoren und Staatschefs wollen dahin zurück – in eine strahlende Zukunft. Die aufstrebenden Länder des Kontinents haben einen immensen Energiebedarf. Strom ist selbst in vielen Metropolen Mangelware, Blackouts – teilweise wochenlang – keine Seltenheit. In Kampala, der Hauptstadt Ugandas mit etwa 1,35 Millionen Einwohnern, kam es wegen eines Stromausfalls zu tagelangen, gewalttätigen Unruhen. Strom bedeutet in Afrika auch Macht, und die Regierung, die nicht untergehen will, braucht Strom. Doch anstatt das Naheliegende zu bewerkstelligen und die Sonne oder auch den Wind als Ressource zu erschließen, setzen viele Länder auf Atomkraft. Der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) zufolge ist in Afrika bis 2050 der Bau von insgesamt 40 Atomkraftwerken geplant. Südafrika ist heute das einzige Land des riesigen Kontinents, das ein Atomkraftwerk zur Stromerzeugung nutzt. Aus gutem Grund: Atomkraftwerke sind extrem teuer und verlangen Infrastruktur, politische Stabilität und gut geschultes Personal, was viele Länder noch nicht vorweisen können.
Deswegen beschränkt sich Afrikas Rolle derzeit noch auf die des Lieferanten von Uran. Es ist immer das Gleiche: Unveredelte Rohstoffe verlassen „billig“ das Land und die Wertschöpfung findet außerhalb Afrikas statt. Die Umweltzerstörung aber bleibt: Zwar ist Uran nur ein schwach radioaktives Element, doch die Gefahren für Mensch und Tier beim Einatmen oder Verschlucken sind groß.

Arlid, ein extrem verseuchtes Abbaugebiet

In Südafrika wurden große Gebiete von ca. 400 Quadratkilometern durch sechs Milliarden Tonnen radioaktiven Abraum kontaminiert. Das Uran gelang früher oder später in den Wasserkreislauf. Auch im Niger, am Rande der Sahara, wo die schon erwähnte Firma Arewa seit 50 Jahren Uran abbaut, sind die Auswirkungen auf die Umwelt immens. Im schon erwähnten Arlid und Akokan lagern 35 Mio. Tonnen Abraum (!) aus der Uranförderung, meist ungeschützt unter freiem Himmel. Jährlich sollen einige 100.000 nach Angaben Arevas unbedenkliche Tonnen hinzukommen.

Greenpeace hat 2009 in Messreihen in der Gegend festgestellt, dass die Strahlung inzwischen allgegenwärtig ist. Sie in Hauswänden, Kochgeschirr und der Erde zu finden. Laut Greenpeace läge der Strahlenwert in getesteten Wasserproben über der von der Weltgesundheitsbehörde WHO empfohlenen Höchstdosis für Trinkwasser.

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Auch in Tansania, unweit der Hauptstadt Dodoma, wurde bei Probebohrungen Uran gefunden. Die Gegend ist aufgrund der Feuchtigkeit die Kornkammer des Landes. Tansanias Regierung ist fest entschlossen, in das lukrative Geschäft einzusteigen. Doch sollte es hier so zugehen wie im Niger oder Südafrika, wird die Kornkammer Ostafrikas verstrahlt.

Viele Aktivisten bemängel die Umweltverschmutzung durch Strahlung, die Zerstörung der Umwelt durch die Förderung und auch die ungleiche Verteilung des Gewinns. Doch die Verknüpfungen von Atomwirtschaft und Politik scheinen in Afrika, und vor allem im Niger, allgegenwärtig. Der jetzige Präsident Mahamadou Issoufou arbeitete mehrere Jahre für eine Uranabbau-Gesellschaft. So ist es nicht verwunderlich, dass am Rand des Nigerflusses schon bald das größte Atomkraftwerk Afrikas gebaut werden soll.

Zwei Jahre lang reiste der Filmemacher Marcel Kolvenbach durch Afrika und recherchierte im Zeichen dieser neuen afrikanischen Atompolitik – vom Osten des Kontinents nach Südafrika, weiter in den Kongo und von dort in die Sahara.
Stets nah bei den betroffenen Menschen zeigt der Filmemacher, wie sich der Konflikt um die Uranvorkommen des Kontinents verschärft. Vom Krieg in Mali bis hin zum Raubbau an der Natur in Tansania prägen die Interessen mächtiger Konzerne, wie dem französischen Stromriesen Areva, immer mehr das Schicksal ganzer Regionen.

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Zugleich zeigt der Film eindrucksvoll, welche Folgen der Einstieg in die Atomkraft für die Umwelt und Sicherheit eines Kontinents haben dürfte, auf dem die wenigen Atomkraftgegner um ihr Leben fürchten müssen. „Atomic Africa“ wird so zum politischen Road-Movie durch das nukleare Afrika.

Video:

Quelle: 3sat vom 25.02.2014

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