Granaten und Mikroperlen: Unsere Gewässer sind dramatisch vermüllt

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Der Zufall hat es mal wieder ans Tageslicht gebracht: Weil für die Reparatur einer Brücke von Offenbach nach Frankfurt der Grund des Main nach gegebenenfalls störenden Objekten abgesucht werden musste, zeigte sich, wie zugemüllt der Fluss doch eigentlich ist. Insgesamt befinden sich unsere Gewässer – vom kleinen Tümpel bis zum Ozean – in einem desolaten Zustand.

Die Vorarbeiten begannen bereits im November 2012: Die aus dem Jahre 1952 stammende Carl-Ulrich-Brücke, die die beiden hessischen Städte Offenbach und Frankfurt verbindet, ist marode geworden und sollte durch einen Neubau ersetzt werden. Der Planungsphase folgte die Montage der Stahlkonstruktion am Ufer des Mains und am 27. und 28. April wurde die neue Brücke in Position gebracht. Hierfür wurde das 150 Meter lange und 1.100 Tonnen schwere Bauteil auf mobile Schwerlastplattformen hochgebockt und über Rampen auf zwei im Wasser schwimmende Pontons gefahren.

Diese wurden schließlich mit Hilfe von Seilen und Winden in Position gebracht. Dabei musste das Brückenmittelteil im Wasser um 90 Grad gedreht werden, bis es seitlich neben der alten Brücke auf den Hilfsstützen abgesetzt werden konnte. Das Problem dabei: Der Müll auf dem Grunde des Mains, der den Pontons und Drahtseilen im Weg war und die gesamte Aktion gefährdete.

„Es waren insgesamt 7.500 Panzergranaten, die wir rausgeholt haben, 1.400 Spreng-granaten und viele andere Munitionsteile. Unter anderem auch Brandbomben“, berichtet Bauoberleiter Ulrich Gawlas. „Außerdem haben wir noch einen 7,5-Tonnen LKW ge-funden, wir haben einen Fiat 500 rausgeholt, wir haben eine Kawasaki und zig Fahrräder gefunden, wir haben Kinderwagen gefunden…“

„Unsere Flüsse sehen doch aus wie ein Warenhaus“

Andreas Bender, gebürtiger Offenbacher und Umweltschützer, hat sich das Spektakel angesehen und ist entsetzt: „Zwei Dinge regen mich hier maßlos auf: Zum einen, dass es Menschen gibt, die scheinbar keinerlei Skrupel haben, vom Kinderwagen bis zum LKW alles in der Natur zu entsorgen, und zum anderen, dass Stadt und Land immer nur das reinigen, was für jeden sichtbar ist, wie Straßen und Plätze.“ Schon als Kind habe er gelernt, dass unter der Wasseroberfläche mehr als nur Fische schwimmen. Mehrere Fahrräder, eine komplette Mülltonne und Unmengen an Plastikmüll und Getränkedosen hätten er und seine Mitschüler in den 1990er Jahren aus einem kleinen Schulteich gefischt. „Das war ein prägendes Erlebnis“, sagt der heute 37-Jährige und hat seinen Einsatz für die Natur auch ein Stück weit zum Beruf gemacht. In Offenbach betreibt er eine umweltfreundliche Werbeagentur und Druckerei.

Ein älterer Herr wirft ein, die Granaten seien doch aus dem 2. Weltkrieg. „Die hat ja keiner so mal eben im Main entsorgt.“ Das sei richtig, entgegnet Bender. Allerdings hätten sie auch nur deshalb sieben Jahrzehnte lang unentdeckt im Fluss liegen können, weil niemand nach ihnen oder anderem Müll gesucht habe. „Unsere Flüsse sehen doch aus wie ein Warenhaus“, beschwert sich Bender. „Da findest du alles von der Zahnbürste bis zum – wie wir gesehen haben – LKW.“ Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn eine der Granaten oder Bomben durch ein entsorgtes Fahrrad, das Auto oder den LKW gezündet worden wäre, so Bender.

Die Donau als Müllabfuhr

Der Main ist da kein Einzelfall. Die Donau ist mit 2.857 Kilometern der zweitlängste Fluss Europas. Diese Länge hat ihre Schattenseite: Die Donau sammelt auf ihrem Weg durch zehn Länder nämlich 4,2 Tonnen Plastikmüll an und spült ihn ins Schwarze Meer. Und das jeden Tag. Damit ist sie laut der Universität Wien deutlich stärker verschmutzt als bisher angenommen.

Etwa 80 Prozent des Plastikmülls in der Donau sind industrielles Rohmaterial wie kleine Pellets, Flocken und Kügelchen. Die Teilchen sind maximal zehn Millimeter groß und werden damit von Fischen und anderen Wassertieren mit Nahrung verwechselt. Was folgt ist ein qualvoller Tod. „Die Fische verhungern, weil sie denken, sie sind satt“, so Dr. Sandra Schöttner.

Plastik im Fleisch

Dr. Schöttner war leitende Wissenschaftlerin eines Pilotprojektes des Hamburger Forschungsschiffs Aldebaran. Über 15 Tage lang war das Team von Berlin-Wannsee über Spree, Havel, Weser und Elbe bis ins Wattenmeer unterwegs. Auch hier wurden die Wissenschaftler in jeder einzelnen Probe fündig: „Winzige, für das Auge nicht erkennbare Plastikpartikel, beispielsweise Mikroperlen aus Kosmetikprodukten, Fleecefasern aus dem Abwasser von Waschmaschinen, oder auch verwitterte, in kleine Fragmente zer-fallene Plastiktüten, können unter anderem deswegen so gefährlich sein, weil sie auf ihrer Reise durch die Gewässer Schadstoffe an sich binden und aufkonzentrieren“, so Dr. Schöttner. Auch im Fleisch der Tiere wurden schon Spuren von Plastik gefunden.

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Plastik verrottet nicht

Das Gerücht, Plastik verrotte zwar langsam, aber es verrotte, hält sich hartnäckig. „Durch die Wellenbewegungen und das UV-Licht wird Plastik spröde und zerfällt in immer kleinere Teile, bis nur noch kleine Mikro- und Nanopartikel übrig sind. Verrotten kann es aber nicht“, so Dr. Schöttner. „Während des Zerfalls werden auch Substanzen wie Bisphenol A und Phthalate, sogenannte Weichmacher, freigesetzt. Diese können das Erbgut verändern und den Hormonhaushalt beeinflussen.“

Je kleiner die Teile, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie von Tieren statt oder mit der Nahrung aufgenommen werden. Angefangen beim Plankton, steigen die Plastik-partikel, an denen sich giftige und krebsverursachende Chemikalien wie DDT und Polychlorierte Biphenyle anlagern, in der Nahrungskette immer weiter auf – bis zum Menschen. Auf diese Weise gelangt der Plastikmüll zu seinem Verursacher zurück.

100 Millionen Tonnen Abfall im Meer

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Das wissenschaftliche Fachjournal Environmental Science & Technology berichtete von einer Untersuchung an vielen Stränden auf allen sechs Kontinenten. Überall wurden Mikroplastikteilchen nachgewiesen, darunter auch Fasern aus Fleece und anderen synthetischen Materialien. Im Abwasser von Waschmaschinen wurden bis zu 1.900 kleinste Kunststoffteilchen pro Waschgang gefunden. „Jedes kleine Stück Kunststoff, das in den letzten 50 Jahren hergestellt wurde und ins Meer gelangte, ist dort immer noch irgendwo“, so Tony Andrady, Chemiker des amerikanischen Research Triangle Institute.

Laut aktueller Schätzungen befinden sich in den Weltmeeren mittlerweile mehr als 100 Millionen Tonnen Abfall. Laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP werden aber nur 15 Prozent des Mülls wieder an die Küsten geschwemmt. Weitere 15 Prozent treiben dauerhaft auf dem Wasser, 70 Prozent sinken mit der Zeit auf den Meeresboden ab.

10 Prozent des Plastikmülls stammt von der Fischerei

Etwa 10 Prozent des Plastikmülls ist herrenlose Fischereiausrüstung. „Defekte Netze werden von den Fischern nach wie vor einfach abgeschnitten und ins Meer geworfen“, erklärt Friedrich Mülln von der Tierrechtsorganisation SOKO Tierschutz. Sie würden zu einer tödlichen Falle für Fische, Meeresschildkröten, Robben, Delfine und viele andere Meerestiere.

Generell hätten sich die Fangmethoden trotz vieler Gütesiegel und Allianzen mit Tier- und Umweltschutzorganisationen nicht verbessert. „Eine nachhaltige Fischerei gibt es weder in Binnengewässern noch auf hoher See“, erklärt Mülln. „Nach wie vor zer-schneiden Wände unsichtbarer Netze die Meere. Die gesamte Meeresfläche wird statistisch gesehen mehrmals am Tag umgepflügt. Grundschleppnetze kratzen mit einem Rechen selbst die kleinsten Lebewesen vom Meeresgrund. Ganze Lebensräume, die über Jahrtausende gewachsen sind, werden durch ein Grundschleppnetz in Sekunden ver-nichtet.“

Die Fischerei bringe die Lebensräume im Meer aus dem Gleichgewicht und die großen Umweltschutzorganisationen hätten meist die Mitgliedsbeiträge, oder nur Delfine und Wale auf dem Schirm, da diese Top-Sympathieträger seien. „Aber ein Seestern – so klein und unbedeutend er wirken mag – ist für das Ökosystem wichtiger als der mächtigste Blauwal.“

Quellen: PRAVDA TV/huffingtonpost.de vom 12.05.2014

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