Das Internet ist ein fantastischer Ort der Information und des Austauschs. Aber es beeinflusst auch die eigenen Entscheidungen von Jugendlichen, wie Wissenschaftler nachweisen konnten. Denn sein Gebrauch gerät für viele fast zur Sucht, wird manipuliert, kommerziell gesteuert und überwacht.
Studien zeigen, dass Jugendliche täglich vor allem über Facebook und WhatsApp ihr Smartphone bis zu 130mal einschalten. Ihre Bewegungsmuster und Intimdaten können jederzeit ausspioniert werden. Auch mögliche Strahlenschäden werden diskutiert. Was lässt sich tun, damit unsere Kinder mehr Medienkompetenz erlangen?
(Bild: Die Grafik von Nickolay Lamm zeigt, wie WLAN-Funkwellen dem menschlichen Auge erscheinen würden, wenn wir sie sehen könnten)
Liebling Smartphone
Der Alltag für Familien hat sich geändert. Am Frühstückstisch treffen inzwischen die Smartphones der Kinder auf die der Eltern. Man unterhält sich weniger. Auch in der Schule und am Nachmittag geht es nicht mehr ohne die Geräte. Der Berliner Prof. Joe Groebel, Begründer der Medienpsychologie in Deutschland, und auch Dr. Ulrich Preuß von der Asklepios-Klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie Brandenburg beschreiben als Folgen einerseits schnelleres Denken, andererseits Stress durch den Gruppendruck bei WhatsApp und schwindende Konzentrationsfähigkeit.
Eine APP gegen Sucht
Junge Menschen verbringen über drei Stunden täglich am Smartphone, eine erhebliche Zeit davon vor allem mit WhatsApp. Dabei unterbrechen sie ihr eigentliches Tun ständig. Forscher um den Bonner Informatiker Prof. Alexander Markowetz haben die App „Menthale“ entwickelt, mit der sich der Smartphonegebrauch kontrollieren lässt.
Der gläserne Jugendliche
Wir beobachten die alltägliche Kommunikation eines Mädchens. Es produziert mit den Apps auf dem Smartphone, ohne es zu wissen, eine breite Spur persönlicher Daten, die im weltweiten Netz auf Abruf stehen, darunter sogar unverschlüsselte Passwörter. Die Firma mediaTest digital GmbH aus Hannover hat sich auf die Analyse von Handysoftware spezialisiert. Ihre Fachleute haben in der Hälfte aller Apps drastische Sicherheitslücken gefunden. Ständig gehen Daten aus Adressbüchern, über Konsumwünsche, den Aufenthaltsort und unsere politischen Interessen an fremde Server. So werden wir zu gläsernen Menschen, beschreibt der Buchautor Sascha Adamek (Buch: Die facebook-Falle: Wie das soziale Netzwerk unser Leben verkauft).
Medienkompetenz in Schulen?
Nach einer aktuellen Umfrage des Bildungsministeriums sind an vielen Brandenburger Schulen Smartphones verboten oder nur in der Pause zugelassen. 28 Prozent der Schulen nutzen sie gelegentlich im Unterricht. Wie auch das Berliner Carl-von-Ossietzky-Gymnasium. Medienkompetenz braucht Training. Erst 2016 soll das Thema in die Berliner und Brandenburger Lehrpläne integriert werden. Mitarbeiter der Potsdamer „Medienwerkstatt“ konnten bislang interessierten Bildungsstätten, wie der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule, Workshops anbieten. Doch nun gibt es keine Förderung mehr.
Alternativen gegen die Strahlenbelastung
Mehr als 40 internationale Studien in Fachzeitschriften belegen eine Strahlenbelastung durch WLAN und digitale Endgeräte wie Smartphones und Tablets. Verbraucherschutzorganisationen – wie „Diagnose Funk e.V.“ – warnen. Als Folgen werden u.a. Spermienschädigungen, Auswirkungen auf Embryos und Gehirntumore beschrieben. Ärzte fordern deshalb eindringlich, Schulen nicht mit immer dichteren WLAN-Netzen auszustatten, sondern ungefährliche Kabelverbindungen zu nutzen und optische Datenübertragungssysteme einzuführen. Wie sie zum Beispiel vom Berliner Heinrich-Hertz-Institut entwickelt wurden.
Video:
Ärztekammer empfiehlt vorsichtigen Umgang
Die Landesärztekammer Baden-Württemberg hat ihre Empfehlungen zu „Mobilfunk und Gesundheit“ aktualisiert. Die Experten des Ausschusses „Prävention und Umwelt“ der Landesärztekammer empfehlen darin unter anderem hinsichtlich der Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Eltern, Mobilfunktelefone und Laptops möglichst wenig und kurz zu benutzen. Die Geräte sollten immer wieder mal abgeschaltet werden. Ferner sollten Handys möglichst nicht in kleinen abgeschirmten Einheiten, wie dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln, benutzt werden, denn wegen der Abschirmung müssten Mobilfunktelefone dort mit maximaler Energieleistung arbeiten, um auf Empfang zu bleiben. Nicht nur aus diesem Grund wird die Einführung von handyfreien Zonen in öffentlichen Verkehrsmitteln und Gebäuden empfohlen.
Höhere Tumorraten durch elektromagnetische Felder
„In einer Studie an Mäusen konnten der Biologe Prof. Dr. Alexander Lerchl und sein Team nachweisen, dass durch krebserregende Substanzen verursachte Tumorraten deutlich erhöht sind, wenn die Tiere lebenslang elektromagnetischen Feldern ausgesetzt wurden, wie sie etwa Mobiltelefone erzeugen. „Die vom Fraunhofer-Institut 2010 entdeckten Effekte auf Tumore der Leber und der Lunge wurden vollauf bestätigt“, sagt Lerchl, der die Untersuchung gemeinsam mit Kollegen der Jacobs University und der Universität Wuppertal durchgeführt hat. „Außerdem haben wir eine signifikant höhere Rate von Lymphomen festgestellt“, erläutert der Wissenschaftler die neuen Ergebnisse. Zudem seien einige der Effekte auch bei Feldstärken unterhalb der bestehenden Grenzwerte gefunden worden.
Alexander Lerchl deutet die aktuellen Befunde allerdings nicht als Beleg dafür, dass durch Handynutzung Krebs verursacht wird. „Unsere Studie zeigt, dass Mobilfunkfelder die Ausbreitung bereits vorhandener Tumore verstärken. Für die Annahme, dass sie Krebs verursachen können, gibt es hingegen bislang keine Hinweise“, betont der Biologe, der bereits zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zu dieser Thematik veröffentlicht hat. Zusätzliche Forschungsprojekte seien notwendig, um die Ursachen der neuen Befunde abzuklären. „Wir können die beschriebenen Effekte eindeutig nachweisen. Nun müssen weitere Untersuchungen die Wirkmechanismen aufklären“, so Lerchl. “ (6.3.2015, Pressemitteilung der Bremer Jacobs-University)
Dieses Studienergebnis hat eine besondere Bedeutung. Prof. A. Lerchl, ehemaliger Vorsitzender der Strahlenschutzkommission, vertrat bisher, dass von der Mobilfunkstrahlung prinzipiell keine Gesundheitsgefahren ausgehen könnten: „Aus biophysikalischen Gründen ist nicht zu erwarten, dass neben thermischen Effekten, die durch Grenzwerte ausgeschlossen werden, weitere, bisher nicht bekannte Wirkmechanismen identifiziert werden.“ (A. Lerchl / C. Herr in hausarzt – online.at, Zugriff 01.12.2010) Diese neue Studie, so entnehmen wir dem Abstrakt, weist nach, dass Kokarzinogene, denen auch der Mensch ständig ausgesetzt ist (Feinstaub, Pestizide, Abgase, Verbrennungsimmissionen, u.ä.), in Verbindung mit Mobilfunkstrahlung, eine krebspromovierende Wirkung haben können.
Abstrakt der Studie von Lerchl et al. – dt. Übersetzung >>> [67 KB]
Literatur:
Mobilfunk die verkaufte Gesundheit: Von technischer Information zur biologischen Desinformation. Warum Handys krank machen, von Hans Ch Scheiner, Ana Scheiner
Im Netz der Frequenzen: Elektromagnetische Strahlung, Gesundheit und Umwelt. Was man darüber wissen muß von Franz Bludorf, Grazyna Fosar
Quellen: PRAVDA TV/rbb-online.de/aerzteblatt.de/diagnose-funk.org vom 14.03.2015
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Ihr bringt wirklich gute Artikel. Vielleicht war die Zeit noch nicht reif für die Idee, aber ich denke, ihr bohrt an der richtige Stelle.
Einerseits gut und schön, dass hier -endlich- auch einmal darauf hingewiesen wird, dass -sogar- -eine- deutsche Ärztekammer etwas erwacht…
…andererseits haben die Österreicher schon 2012 eine umfassende Leitlinie entwickelt, inklusive Hinweisen auf klinische Blutbildveränderungen, Fragebogen zur Belastung, Hinweise zur Messtechnik uvm.
Ich habe damals persönlich Kontakt zur ÖÄK aufgenommen, um zu verifizieren, dass es sich tatsächlich um ein offizielles Papier handelt; dies wurde mir vom damals verantwortlichen Umweltmediziner bestätigt.
Nur, um mal _eine_ Quelle zu nennen:
http://www.diagnose-funk.org/themen/mobilfunkversorgung/gesundheit-und-elektrosensibilitaet/oeaek-abklaerung-und-therapie-des-emf-syndroms.php
Dass sich alles schon viel weiter und auch noch viel schlimmer darstellt, kann ich anhand z.B. von 24/7-Messungen seit 2011 mit ebensolchen von der ÖÄK geforderten Messgeräten bestätigen. Messungen in Hamburg, Hannover, Stuttgart, Lübeck und diversen kleineren Städten und Städtchen hier in ‚D‘ (sogar in abgeschirmten Röntgenkammern oder innerhalb von Mikrowellenöfen) zeigen, dass die durchschnittliche Belastung durchgängig im lt. ÖÄK-Papier ’stark auffälligen Bereich‘ liegen…
…aber in ‚D‘ (und auch CH, Ö, CAN) sind die offiziell erlaubten Grenzwerte derart hoch angesetzt, dass stets -zumindest offiziell- alles im grünen Bereich liegt.
Beispiel Mobilfunk: Russland: 2µW – D, CAN: 10 W – CH: 3 W uvm.
Die Dosis macht das Gift, heißt es doch, oder? Abgesehen mal von auch ‚homöopathisch wirksamen Dosen’…
ChG